WITH LOVE, Januar/Februar-Reviews


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BLACKEST DAWN
Fear Of The Apocalypse CD
All Life Ends Records


Auch diesmal war ich wieder ziemlich gespannt auf das neue Signing von All Life Ends Records aus Erfurt, denn ANIMA, deren Album erst kürzlich veröffentlicht wurde, haben sich inzwischen schon zu Metal Blade aufgemacht, da ist es natürlich notwendig gleich einen würdigen Nachfolger zu fnden. Das sind BLACKEST DAWN aus Magdeburg allemal. Schließlich bringt die Band gut fünf Jahre Erfahrung mit und war aber anfangs unter dem Namen FINAL PUNCH eher eine Old School-Gruppe. Inzwischen erinnert der Stil des Sextetts eher an HEAVEN SHALL BURN, zumindest lässt "Fear Of The Apocalypse" doch etwas an deren "Asunder" denken. Temporeiche Metalcore-Kracher mit melodischer Leadgitarre und infernalem Gebrüll erwarten den geneigten Hörer und man überspannt den Bogen auch nie, bringt Tempowechsel ein, spielt klassische Soli und so bleiben die Tracks unheimlich spannend. Da kann man sagen was man will, Metalcore aus Thüringen und Sachsen ist eine Klasse für sich, da müssen andere Regionen noch kräftig üben. Ein unglaubliches Album und Pflichtprogramm für Fans von HEAVEN SHALL BURN, CALIBAN und MAROON. (31:19) (7,5) Thomas Eberhardt

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BURNING SKIES
Greed. Filth. Abuse. Corruption. CD
Lifeforce Recs


Der nun inzwischen dritte Output der britischen BURNING SKIES "Greed. Filth. Abuse. Corruption." kommt sehr brachial, gleichzeitig aber auch sehr überdreht, daher. Nach dem mir schon der Nachfolger zum ersten Longplayer "Murder By Means Of Existence", namens "Desolation" nicht sonderlich zusagte ist mir die neue Scheibe in gewisser Hinsicht zu extrem. Gleich vom ersten Song an "Warhate" bekommen wir einen ziemlich schnellen Mix von Grindcore und Deathmetal auf die Ohren, der sich auf jeden Fall gewaschen hat, jedoch irgendwie übertrieben ist. So geht es beinahe ohne Pause die nächsten 28 Minuten weiter und zum Verschnaufen bleibt da nicht wirklich Zeit, einzig beim einminütigem Interlude "It's hard to breathe with a bag on your head" - und selbst das ist immer noch ziemlich krank. BURNING SKIES haben die Hardcore- Einflüsse komplett hinter sich gelassen und sollten sich musikalisch in der wirklich extremen Deathmetal- Ecke positionieren. Zwar ist die Scheibe total abwechslungslos, doch sollte sie nicht als schlecht hingestellt werden, denn dafür ist sie eben einfach zu gut. Das was die 5 Briten da fabrizieren ist auf jeden Fall hohe extreme Musikkunst und sollte nicht unterschätzt werden. Denn auch wenn mir die Scheibe nicht gefällt, wird sie auf jeden Fall ihre Liebhaber finden. (28:16) (7) Karsten Ostmann

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THE CURSED
III - Architects Of Troubled Sleep CD
Reflections Records


Bei THE CURSED mischen drei ehemalige Mitglieder der kanadischen Band THE SWARM mit und wo viele Musiker mit der Zeit "reifer" werden, zelebrieren THE CURSED weiterhin den krachigen Lärm ihrer Vorgängerband. Folglich ist "III - Architects Of Troubled Sleep" ein Hassbrocken, der eigentlich nur mit DAS OATH, RISE AND FALL oder INTEGRITY vergleichbar ist. Sogar bei LEFT FOR DEAD, der Nachfolgeband von CHOKEHOLD haben einzelene Mitglieder von THE CURSED schon gespielt. Laut Sänger Chris Collohan dient ihm die Band dazu seine negativen Energien abzubauen und wenn man die dreizehn (passend oder?) Tracks des Albums gehört hat, weiss man, dass Collohan eine Menge Wut im Bauch hat. Obwohl das Album weder sonderlich schnell ist, noch von Powerchords dominiert wird, hat es eine unglaubliche Brachialität, eine düstere Note, die so manche Tough-Guy-Combo ziemlich blass aussehen lässt. Kommt als exklusives Digipack und man könnte das Album auch als Hörbeispiel für "Wut" ins Wörterbuch klemmen. (34:29) (8) Thomas Eberhardt

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DEAR JOHN LETTER
Between Leaves/Forestal CD
dearjohnletter.de


"Forestal" ein Gesamtkunstwerk zu nennen, trifft die Sachlage wohl recht genau, denn bei den Augsburgern beginnt das Vergnügen bereits lange vor dem Einlegen des Albums. Schon die exklusive Verpackung der CD im Pappschuber mit Booklet und beigelegter Kartonkarte mit ausgestanzten Tiermotiven bietet reichlich physisches und optisches Beiwerk, das diesen Longplayer erst richtig stimmig macht, denn DEAR JOHN LETTERS Stil ist ebenso fragil, komplex, verspielt und überraschend wie das Artwork von "Forestal". Clearing/Leaving weckt Erinnerungen an MAD SEASON, ein Projekt von ALICE IN CHAINS- und PEARL JAM-Musikern, ergänzt diesen Einfluss aber mit progressiven Elementen, Klavierpassagen und krudem Postcore, der auch gerne mal emotionale Züge annimmt. Die Bandbreite des Gebotenen ist erstaunlich und vermag es den Hörer lange Zeit zu fesseln und ihn auf eine spannende Reise in eine idyllische Klanglandschaft mitzunehmen. Wer es griffig und simpel mag, liegt hier zwar nicht ganz richtig, aber jene, die gerne etwas vor sich hinträumen und auch mal ohne Lärm auskommen, werden DEAR JOHN LETTER schnell lieben lernen. MOGWAI, MAGIC RAYS, SIGOR ROS, SUNNY DAY REAL ESTATE und deren auf Solopfaden wandelnder Sänger Jeremy Enigk, sind Brüder im Geiste und wenn diese Vergleiche kein Qualitätsgarant sind, dann weiß ich auch nicht. Auf der CDs gibt's zusätzlich noch ein Making Of Video des Albums. Ein synästhetisches Vergnügen der ersten Klasse, welches rund eine Dreiviertelstunde fesselt. (8) Thomas Eberhardt

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THE GOGETS
Narcotic View Of Life CD
Dambuster/Finest Noise Releases/Radar


THE GOGETS sind ein Phänomen: sie haben zwei EPs in Eigenregie aufgenommen, in Südostasien getourt und mit "Narcotic Views Of Life" ein klasse Debütalbum aufgenommen, welches als Digipack veröffentlicht wird. Das die Band aus österreich kommt, ist für mich die nächste überraschung, da man bei britschem Punkrock mit Ska-Elementen nicht unbedingt an den Osten österreichs denkt. Das Trio hat jedenfalls dreizehn Songs zwischen THE CLASH, ANTI FLAG, ONE MAN ARMY, THE LIVING END, THE SPECIALS und SHARK SOUP veröffentlicht, wie man sie besser nicht machen kann. Die Aufnahme ist authentisch, gespickt mit Samples, deren Inhalte sich mit den Themen der Band decken. "Killing Memory" ist nur einer der Kracher auf diesem Album und die Unberechenbarkeit der Songs macht das Debüt der Band eine lohnende Investition. Gesanglich überzeugen Tschinki, Niki und Bärly ebenfalls. Hätte nicht gedacht, dass mich eine Melodic Punk-Band mit Ska-Elementen nochmal so mitreissen kann, aber durch den britschen Charme der Band wirken die Offbeat-Passagen bedacht und stehen nicht zu sehr im Vordergrund, sondern werden gezielt eingesetzt, um für Abwechslung zu sorgen. Die Produktion könnte etwas klarer sein, aber das ist dann auch der einzige kleine Kritikpunkt, den man an diesem tollen Album finden wird. (50:38) (7,5) Thomas Eberhardt

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THE GO SET
A Journey For A Nation CD
Modern Noise


Irish Folk am Morgen vertriebt Kummer und Sorgen, denn das Album der Australier macht einfach gute Laune und das kann an einem wolkenverhangenen Himmel um halb Zehn sicherlich nicht schaden. Dies ist bereits das dritte Album der Band aus Melbourne und ich bereue schon, dass die ersten beiden Veröffentlichungen verpasst habe, denn "A Journey For A Nation" ist euphorisch, mitreissend und gefällt mit seinen Songs, die oft an die BOUNCING SOULS und die DROPKICK MURPHYS erinnern. Ein Dudelsack darf auch nicht fehlen, selbst wenn das idyllische Intro relativ schnell durch einen 4/4 Takt und Gitarrengeschrammel unterbrochen, aber für Atmosphäre sorgt das Instrument doch allemal. In "Sheppards Town" hört man dann eine stimmungsvolle Geige im Hintergrund. Wenn euch die TOSSERS etwas zu konsequent vorgehen und ihr MR IRISH BASTARD auch einiges abgewinen könnt, führt an diesem Album kein Weg vorbei. Eine sehr schöne Veröffentlichung. (8) Thomas Eberhardt

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[:INCONTROL]
On High In Blue Tomorrows CD
47 - VierSiebenRecords


"Never judge a book by its cover", sagen die Engländer und Recht haben sie, denn wo Skelette ein Album zieren, darf durchaus beschwingter Emocore auf dem Rohling sein. [:INCONTROL] aus Dortmund sind bereits seit Anfang 2003 aktiv und das hört man den reifen, gut durchdachten und mitreissenden Stücken des Quartetts auch an, denn sie sind Meister darin Euphorie mit melancholischen Strecken zu kontrastieren und trotz aller Stimmungschwankungen haben die Herren aus dem Ruhrpott noch reichlich Energie für Powerchords übrig. HOT WATER MUSIC haben ebenso ihre Spuren hinterlassen wie Alternative Kapellen wie BLACKMAIL, SLUT oder READYMADE aber trotzdem klingen [:INCONTROL] völlig eigenständig und haben definitiv einen hohen Wiedererkennungswert. Ein extrem sympathisches Album, das man oft hören kann und auch wenn die Songs nicht unbedingt in die Schublade Emo oder Hardcore passen wollen, sollte man [:INCONTROL] dringend mal verkosten. (39:06) (7) Thomas Eberhardt

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JEREMIHA
Where The Stars Scream Out Your Name CD
Dead Frog Records


JEREMIHA aus Schweden, genauer gesagt Malmö sind nicht unbedingt eine typische Rockband. Allein ihr Stil, der New-Wave-lastig ist und den Hörer an 69 EYES, VNV NATION, SNOW PATROL und irgendwie auch an AHA erinnert, fällig gehörig aus dem Raster. Die Synthies klingen beinahe wie ein Kabinett, Sänger Emil Persson liebt Oktavsprünge und so haben JEREMIAH ihr ganz eigenes Flair. Manche würden es kitschig oder theatralisch nennen, nennen wir es lieber progressiv und eigenständig, denn dies trifft die Sachlage wohl besser. Der momentane Erfolg gibt den Schweden ebenfalls recht, denn von Skandinavien über Griechenland und Serbien Montenegro bis nach Australien und Japan schätzt man die Musik von JEREMIHA, spielt sie gerne im Radio und alle, die auch mal Magazine wie Sonic Seducer oder Orkus zur Hand nehmen, müssen dieses Album gehört haben. (7) Thomas Eberhardt

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PSYCHOPATH
The Ass Soul Of Psycho-Path CD
Moonlee Records/Code 7/Plastic Head Distribution


Die Grenze zwischen Kunst und Geschmacklosigkeit ist in der Postmoderne oft fließend und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch Musiker mit ihrem Artwork manchchmal über das Ziel hinausschießen. Die Slovenen PSYCHO-PATH wollte ich daher eigentlich nicht besprechen. Das gedankliche Kontrukt bröckelte allerdings, als mir klar wurde, dass PSYCHO-PATH seit 1993 Musik machen, eigentlich eine ziemlich faszinierende Band sind und zudem durch die charismatische Stimme von Sängerin Melee unheimlich eigenständig klingen. Der Stil der Combo ist eine aparte Mixtur aus so gegenläufigen Künstlern wie FUGAZI, QUEENS OF THE STONE AGE und MADRUGADA, um nur mal einige nennen. Man bewegt sich virtuos in Blues-Territorien, widmet sich aber primär dem Indierock, wobei man aber eben auch gesanglich viele grandiose Ideen einbringt. Die elf Lieder überzeugen, sind langfristig eine Quelle der Inspiration und wenn das grausige Cover nicht wäre, könnte man dieses Album ohne Verbehalte lieben. "Lobo, Are You Crazy" erinnert mit seinen schrammeligen Riffs und euphorischen Tonanstiegen an die Epikcoreler JUNO und ist trotz der Tatsache, dass der Song ein ziemlicher Brocken ist schlichtweg mitreissend, da die tiefergestimmen Gitarren dem Song eine beachtliche Wucht verleihen. Das fünfte Album von PSYCHO-PATH wurde von Bobby MacIntyre (TWIGHLIGHT SINGERS) produziert, der auch schon mit Mark Lenegan und den BAD BRAINS arbeiten dürfte und so ist die Produktion ebenfalls amtlich. Wenn man also das Pro und Contra abwägt, dann muss man PSYCHO-PATH attestieren, dass sie eine fantastische Band sind, allerdings befürchte ich, dass anhand des Covers die falschen Leute zugreifen werden und die richtigen Musikfans es eher liegenlassen werden. Davor sei allerdings nochmal gewarnt, dieses Album bitte nicht nach dem Einband beurteilen. (62:09) (8) Thomas Eberhardt

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TACKLEBERRY
Call Me Green CD
Zeitstrafe Records/Widespread Distribution


Nach den Splits mit THE FORCE WITHIN und der russischen Band CUT N`RUN haben TACKLEBERRY nun ihr Debüt im Kasten und wer noch nicht reinhören konnte, dem sei gesagt, dass TACKLEBERRY definitiv zu den Hoffnungsträgern auf dem Gebiet Hardcore ohne Labels und Trends gehören. Gewidmet haben die Kieler ihr Album dem Kampf gegen den Faschismus in Russland und weltweit, nach Inhalten muss man also nicht lange suchen. Behandelt werden der Zwiespalt zwischen Arbeit und Selbstverwirklichung, Ignoranz und gesellschaftliche Manipulation. Der Soundtrack dazu ist uptempo-Hardcore, der von einer recht krächtzigen Schreistimme begleitet wird. Vergleiche wie BLACK FLAG anzubringen, wie dies andere Schreiber getan haben, halte ich für etwas zu heiss serviert, aber TACKLEBERRY haben sicherlich ein toller Repertoire an Old-School-Hardcore-Songs, die live bestimmt einen Heidenspass machen. Die melodische Note kommt auch nicht zu kurz, also seht euch die Band doch mal Livehaftig an. Sehr humorvoll ist auch das Photo eines sich übergebenden Kumpels mit dem Satz "Forgive Us Ksaikoks for we have sinned", PROPAGANDHI lassen grüssen. (22:24) (7) Thomas Eberhardt