Was bedeutet der Albumtitel "Ilmasaari", klingt irgendwie Finnisch!?
Marko: Ja, das ist Finnisch und heisst "Insel der Lüfte". Seit meiner Kindheit verbringe ich die Sommerferien im Ferienhaus meines Vaters in einem Wald am Meer im Südwesten Finnlands - an einem Ort, der "Ilmasaari" heisst. Für mich ist das ein Urort, ein Fleckchen Erde, wo die Zeit still steht, ein Ort auch des Rückzugs, der Ruhe und der Verbundenheit mit der Natur.
SHEVER und PHASED waren/sind eure anderen Bands und beide Combos sind weiterhin aktiv. Was steht an Releases/Shows bei Phased und shEver an?
Marko: Mit Phased haben wir ein neues Album am Start und stehen kurz vor der Vertragsunterzeichnung mit einem neuen Label. Im November sollte das Werk namens "Aeon" erscheinen.
Witch N.: Ich spiele seit Oktober 2012 nicht mehr bei shEver. Natürlich verfolge ich ihre Aktivitäten weiterhin, habe mit der Band aber nicht mehr viel zu tun.
Ihr habt Livemusiker dabei, die nicht auf dem Album zu hören sind. Wer ist mit von der Partie? Wird die nächste Platte eher eine Bandplatte?
Marko: Unsere ersten Gigs in der Schweiz und in Frankreich haben wir mit zwei befreundeten Gitarristen aus Basel, Fredy Rotter von Zatokrev und Matthias Edel, gespielt. Witch ist ja primär Bassistin und ich bin Drummer. Das funktionierte super! Wer von ihnen wie lange mit von der Partie sein wird und ob Ashtar dereinst eine "echte" Band mit zwei festen Gitarristen sein wird, können wir im Moment jedoch nicht sagen.
Bezieht sich euer Bandname auf die Außerirdischen oder auf die arabische Halbinsel und ihre Götterwelt?
Witch N.: Eigentlich weder noch. Ashtar ist ein Reich in einer Fantasy-Trilogie, an der ich zurzeit schreibe. Ein Reich, in dem die Menschen eine Sternengöttin und einen Sturmgott anbeten und das von Klima, Flora und Fauna her der arabischen Halbinsel oder Nordafrika ähnelt. Die Idee, das Reich so zu benennen, kommt zwar aus der semitischen Mythologie. Mir gefiel die Vorstellung des kämpferischen Gottes der Morgensonne. Ansonsten kenne ich mich aber in der Geschichte der arabischen Halbinsel nicht besonders gut aus. Und mit Außerirdischen haben wir gar nichts am Hut…
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Kein anderer Musikstil besteht so auf gewissen Persönlichkeitsstrukturen wie der Black Metal. Er fordert geradezu, dass man sozialdarwinistisch denkt und assozial handelt. Ihr seid von Black Metal beeinflusst, welche Gruppen haben euren Sound geprägt und wie oft spielt ihr mit Black-Metal-Bands? Und welche Erfahrungen habt ihr mit Black-Metal-Bands so gemacht?
Witch N.: Das ist in meinen Augen zu simpel ausgedrückt, die Black-Metal-Szene war schon immer komplexer. Klar sind viele der Ideologien, die Symbolik und auch die Musik ziemlich extrem, so dass der Stil wohl nie Massentauglichkeit erreichen wird. Doch ich glaube, gerade in den letzten Jahren hat sich einiges getan: Gewisse Bands der sogenannten Dritten Welle versuchen die festgefahrenen Strukturen und Klischees aus den 90er-Jahren aufzubrechen und musikalisch und ideologisch etwas Neues zu schaffen. Die Vermischung des Black Metal mit Stilen wie Doom oder Space Rock hat dann auch zu einer interessanten Weiterentwicklung der Szene geführt, die uns sicher beeinflusst und inspiriert hat. Zu nennen sind hier Bands wie Glorior Belli, Liturgy, Aosoth, Deathspell Omega, Blut Aus Nord oder Oranssi Pazuzu. Am Black Metal fasziniert mich persönlich vor allem die rohe Energie und Atmosphäre, aber auch der Mut zu einem gewissen Kitsch beziehungsweise zur Romantik. Beeinflusst haben mich nebst den genannten Bands zum Beispiel noch Khold, Urgehal, Mgla oder Behexen. Auch das Umfeld unserer Studio-Crew ist von Black Metal geprägt. Und ehrlich gesagt teilen wir die Bühne genauso gerne mit Black- wie mit Doom-Metal-Bands.
Marko: Die musikalische Ästhetik des Black Metal spricht auch mich sehr an. Die Mischung aus Verzweiflung, Brutalität und Kitsch inspiriert mich. Aber wir wollen uns ganz klar von jeglicher brauner oder "sozialdarwinistischer" Gesinnung, die es in gewissen Kreisen des Black Metal zweifellos gibt, distanzieren.
Greg Chandler (ESOTERIC) hat das Album gemischt, Throne wird die Vinyl veröffentlichen, das Artwork stammt von Alfons Mucha - und Patches sind auch schon erhältlich. Wer hat bei euch das Organisationstalent gepachtet?
Marko: Wir sind beide schon seit Jahren in Bands dabei und haben viel Erfahrung in der Organisation, Kommunikation und im Booking. Und natürlich haben wir im Lauf der Jahre viele Leute kennengelernt, auf die wir nun zählen können.
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Aufgenommen wurde "Ilmasaari" im Obscure Sacrificial Audience Crypt Studio in Greifensee. Welches Equipment war im Einsatz und wie lange dauerte es, die Songs einzuspielen? Was war die größte Herausforderung?
Witch N.: Teilweise wurde unser eigenes, teilweise das Studio-Equipment verwendet. Den Bass zum Beispiel spielte ich mit meinem eigenen Equipment ein: über ein Peavey T-Maxx Head mit 4 x 10 plus 1 x 15 Boxen. Insgesamt waren wir rund zwei Wochen im Studio, allerdings nicht am Stück, sondern in drei Sessions über einen Zeitraum von etwa vier Monaten verteilt. Dabei stellten die ganzen Aufnahmen eine Herausforderung dar, da wir ja immer nur zu zweit waren - jeder einzelne Ton auf "Ilmasaari" wurde von Marko oder mir eingespielt. Die grösste Herausforderung für mich als Bassistin beziehungsweise Marko als Drummer war es, die Gitarren im Alleingang einzuspielen.
Ihr habt im Januar die Bühnenpremiere mit ASHTAR gehabt. Wie lange habt ihr zuvor an den Songs für das Debüt gewerkelt?
Witch N.: Für den ersten Gig probten wir nur sechsmal, da die beiden Livegitarristen mehr oder weniger Profis sind und das Material schnell lernten. Der Songwriting-Prozess selber dauerte natürlich länger: Vom Moment, als Marko und ich das erste Mal zusammen im Proberaum standen, bis zu dem Punkt, an dem wir studioreif waren, verging etwas mehr als ein Jahr.
Was macht ihr so, wenn ihr nicht gerade bandmäßig eingebunden seid?
Marko: Wir sind verheiratet und bekommen bald ein Kind. Da wird neben der Band und dem Nachwuchs nicht viel Zeit für anderes bleiben…
Czar of Crickets mausert sich so langsam zu einem beachtlichen Label. Wie intensiv seid ihr mit den anderen Bands verbandelt? Gibt es sowas wie ein Gemeinschaftsgefühl?
Marko: Wir kennen einige Bands, vor allem jene aus der Gegend von Basel. Zu Gurd haben wir seit Jahren einen guten Draht. Und mit Fredy als Labelchef und Livegitarrist von Ashtar sind wir natürlich stark verbandelt. Dass die Czar-of-Crickets-Bands eine Art grosse Familie wären, würde ich aber nicht behaupten. Dazu sind wir schon rein musikalisch zu unterschiedlich.
Thomas Eberhardt
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