WITH LOVE, July 2012-Reviews

AUGUST / SEPTEMBER 2005





ARCH ENEMY
Doomsday Machine CD
Century Media


Ein Jahr nach der "Dead Eyes See No Future" EP folgt von ARCH ENEMY nun endlich mit "Doomsday Machine" der Nachfolger von "Anthems of Rebellion". Zu hören gibt es hier feinsten Metal, wie immer verfeinert mit vielen Soli, der allerdings auch unter den MetalCore Liebhabern seine Hörer findet wird. Ist doch auf "Doomsday Machine" der ein oder andere, sehr fette, Moshpart zu finden (z.B. am Ende von "Taking Back my Soul"). Fräulein Gossow am Mikrofon, zeigt mal wieder das sie einfach eine echte Größe in Sachen Grunzgesang ist, und erzeugt durch ihre Stimme wieder eine sehr diabolische Stimmung. Soviel zu der positiven Seite. Leider wirkt die Scheibe nach mehrmaligen Hören irgendwie einfallslos, und irgendwie fehlen mir einfach die großen "Kracher". Vor allem die Soli und die teilweise monotone Spielweise des Drummers lassen schnell den Zauber vom Anfang verfliegen. Die Anhänger der Band werden die Scheibe trotzdem lieben, ist sie eben ARCH ENEMY-typisch. Kann man Hören. Muss man aber nicht.
Karsten Ostmann (6.5)



BAYSIDE
S/t CD
Victory Records


Komischer Weise sind BAYSIDE bisher völlig sang und klanglos an mir vorbei gegangen, was eigentlich schade ist, hat das Quartett doch einen sehr überzeugenden Stil, der irgendwo zwischen PIEBALD, MOTION CITY SOUNDTRACK und ALKALINE TRIO ansiedelt. Jedenfalls gab es da schon den ersten Longplayer "Sirens And Condolences", aber nun mit "Bayside" hat man scheinbar den Zenit erreicht und gerade der etwas lakonische Gesang von Anthony Raneri, der teils sehr düster wirkt, unterscheidet BAYSIDE merklich von den anderen Pferden im Victory-Stall. Was allerdings etwas seltsam anmutet, ist die Tatsache, dass man sich einem Produzenten-Duo anvertraute, das ansonsten bei Mandy Moore und Aaron Carter hinter den Reglern steht. Angeblich wollte nicht aus dem Fundus der Indie-Produzenten schöpfen, deshalb klingt das Album auch nicht unbedingt optimal, sondern wurde merklich glatt gebügelt. Steve Albini wäre vielleicht keine schlechte Entscheidung gewesen. Abgesehen von diesem Faux Pas ist "Bayside" ein Album mit unheimlich vielen Einflüssen, das seinen eigenen Kopf hat und auch noch einen besonderen Wiedererkennungswert besitzt. Da kommt garantiert keine Langweile auf.
Thomas Eberhardt (7)



BETWEEN THE BURIED AND ME
Alaska CD
Victory Records


Der Vorgänger "The Silent Circus" war gnadenlos, unerbittlich und in seiner Konsequenz vielleicht sogar etwas monoton, aber was BETWEEN THE BURIED AND ME dieses Mal mit "Alaska" abgeliefert haben, spottet jeden Tadels. Alleine der Opener "All Bodies" ist so wahnsinnig verrückt und unglaublich lange, zugleich aber doch hörbar und auf den Punkt gebracht, dass man schlichtweg nicht mehr aufhören kann zu staunen. Das Quintett hat sich neuen Einflüssen geöffnet, ohne dabei das extreme Element in seiner Musik zu vernachlässigen. So hört man Einflüsse von Moviescores ebenso wie besinnliches und grindlastiges. Für die Mehrheit wird "Alaska" wohl eine Spur zu wirr sein, aber für Fans von THE DILLINGER ESCAPE PLAN, CRADLE OF FILTH und FANTOMAS bietet dieses Album mehr als nur Grund zur Euphorie. Wer noch mehr über "Alaska" und BETWEEN THE BURIED AND ME wissen möchte, lese bitte in der Rubrik "Profile" weiter.
Thomas Eberhardt (8.5)



DEAD HEARTS
No Love, No Hope MCD
Reflections Records


Eine besonders schöne Idee hatten Reflections für das Cover der DEAD HEARTS MCD. Man hat den Aufnahmen ein Booklet mit Prägedruck verpasst, schick. Musikalisch hört sich die Sache sehr nach MOST PRECIOUS BLOOD oder TERROR an und strotzt nur so vor Pessimismus. Die Stimme ist äußerst aggressiv und man distanziert sich klar vom Posi-Core, den für mich z.B. NO TURNING BACK spielen und gibt sich ganz aggro. Vom Tempo her eher schleppend und gesetzt, was aber durchaus auch seinen Reiz hat. Für mich persönlich passt die MCD auch noch in die Schublade Old School-Hardcore, aber durch die brachiale Stimme siedelt man eben eher in der Ecke AMERICAN NIGHTMARE, als dass man auf der Reunion-Sound-Welle mitschwimmt. Doch, je öfter ich mir die sieben Lieder anhöre, desto besser gefällt mir "No Love, No Hope". Wobei man sich leider vorerst mit einer Spielzeit von knapp 13 Minuten begnügen muss, reicht aber trotzdem, um die Wohnung in einen Moshpit zu verwandeln. Klasse Band, die Jungs aus Boston
Thomas Eberhardt (7)



DOOMRIDERS
Black Thunder CD
Reflections Records


Für dieses Album würde ich töten, kein Witz! Warum ist schnell gesagt, Nate Newton von CONVERGE hämmert am Bass, Chris Pupecki von CAST IRON HIKE spielt auch mit und obwohl die restlichen Bandmitglieder aus eher unbekannten Combos stammen, ist "Black Thunder" ein Album, welches wirklich Genregrenzen sprengt und nur in den höchsten Tönen gelobt werden kann. Musikalisch hat man die Rotzigkeit von BLACK FLAG, den Groove von ENTOMBED und die Riffs von THIN LIZZY. Dazu kommt ein gepflegtes MISFITS-Flair, was die Vocals und Lyrics angeht. Das beste Album seit Jahren und auch optisch ein wahrer Leckerbissen. Diese Sleazer-Note ist ebenfalls genial und wenn es ein Album gibt, welches den Titel Album des Jahres verdient hat, dann sind DOOMRIDERS sicherlich heiße Anwärter auf diese Auszeichnung. Auch was sage ich, setzt sie auf einen Thron und kniet vor ihnen. Die sind so gut, ich fass' es kaum.
Thomas Eberhardt (9)



GO BETTY GO
Nothing Is More CD
Side One Dummy


Die vier Schwestern, und das ist jetzt kein Synonym für Frauen, sondern die Damen sind echt verwandt, legen mit diesem Album nach der kürzlich erschienen MCD ihr Langspiel-Debüt vor. Der Stil orientiert sich an Joan Jett und den RUNAWAYS. Nicht sonderlich zeitgemäß, aber doch sehr unterhaltsam. Die Lieder sind sehr auf Melodie bedacht, temporeich und alles in allem gut gemacht, aber leider doch sehr berechenbar. "Pirate Song" wird dann von FLOGGING MOLLY-Mitgliedern unterstützt, was auch überraschend gut klappt. Man hilft sich eben weiter bei Side One Dummy. Textlich ist mir die Gruppe etwas zu trivial und musikalisch gefallen sie mir am besten, wenn sie das Gewicht auf die Refrains legen. Zudem gibt es so viele Ausflüge, dass der eigentlich Charakter der Band nicht sonderlich klar zu Tage tritt. Mal singt man Spanisch, dann wieder Englisch, ist mir persönlich etwas zu verworren. Was nicht heißen soll, dass die vier Damen kein Potential haben, ganz und gar nicht, aber momentan nehme ich meine SOVIETTES-Scheibe dafür nicht aus dem Player.
Thomas Eberhardt (6.5)



GOGOL BORDELLO
Gypsy Punks CD
Side One Dummy

Zweifellos die LENINGRAD COWBOYS des Punkrock sind diese Jungs aus New York mit Einwanderer-Akzent und Attitüde. Wirklich irgendwo zwischen Zigeunermusik, THE CLASH und Polka angesiedelt, spielt sich die Truppe um Eugene Hütz durch 15 Tracks, die wirklich überzeugend sind. Klar ist aber, dass der potentielle Zuhörer gefallen an dieser wirren Mixtur finden muss, die für den Otto-Normalhörer wohl nicht konsumierbar ist. Falls ihr jedoch KAISERS ORCHESTRA mögt und einen etwas abgedrehteren Musikgeschmack habt, dann ist "Gypsy Punks" wirklich ein Album, welches euch enorm viel Spass machen wird. Urspünglich stammt Hütz aus der Ukraine und so kokettiert seine Gruppe mit osteuropäischem Flair und der Musik des Balkans. Und tatsächlich, die Rechnung geht auf, ein so mitreissendes Album wie "Gypsy Punks" habe ich schon lange nicht mehr gehört und die New Yorker-Psychedelic-Note steht den Songs hervorragend zu Gesichte. Nebenbei ist mit "Start Wearing Purple" noch ein absoluter Hit auf der Scheibe. Wenn euer Humor absurd genug ist, werdet ihr GOGOL BORDELLO lieben.
Thomas Eberhardt (8)



KIDS NEAR WATER
Cave Bear Is Flying Panda CD
Firefly Recordings


Statt den üblichen Lobreden der Promoschreiber liegt dem Album der Engländer ein Text bei, der keinesfalls schmeichelt, sondern klarstellt, was den Musikern gehörig auf die Nerven geht. Größtenteils ist dort von der extremen Vermarktung, die bis in die absurdesten Bereiche vordringt die Rede. Allerdings lenkt man dann schnell wieder die Aufmerksamkeit auf's Wesentliche, die Musik nämlich. KIDS NEAR WATER sind nun wirklich keine Newcomer mehr und können auf einen soliden Output zurück blicken. Auch diesmal gibt man sich erneut extrem facettenreich, spielt leicht disharmonischen Postcore, der aber stets vom Gesang begleitet wird und siedelt, trotz leiser Anklänge, eher auf der krachigen Seite des Spektrums. Ein leichter Hang zu verträumten Passagen lässt sich sicherlich nicht leugnen, aber insgesamt überwiegt doch die Euphorie. Wunderbar ist auch das Comic-Artwork geworden, Pandabären bei dem Versuch die Welt in ihre Gewalt zu bringen, wobei da durchaus Interpretationsspielraum bleibt. Aufgenommen hat das Album Ethan Dussault, bekannt durch GARRISON. Cave Bear Is Flying Panda ist ein aufregendes, aber auch bedächtiges Album, das nicht auf den großen Auftritt setzt, sondern sich langsam aber stetig mit zurückhaltendem Charme seinen Platz in der Stereo-Anlage erarbeitet. Ja, hier gibt es viel zu entdecken und auch nach mehrmaligem Hören wissen die Songs zu gefallen. Ein zurückhaltender, aber angenehmer Wegbegleiter.
Thomas Eberhardt (8)



LOLITA STASI
Ruhr CD
Code:Breaker Records


Wie gewohnt präsentiert Code:Breaker wieder eine bisher relativ unbekannte Underground-Gruppe. Diesmal sind es LOLITA STASI aus Schweden und "Ruhr" gehört, sogar innerhalb des exzellenten Code:Breaker-Programms, zu einem der besten Releases der Engländer bisher. Die Skandinavier vereinen das typisch treibende Element der nordischen Bands mit der Schwere und Dunkelheit von Acts von NEUROSIS oder CULT OF LUNA. Die Gitarren lassen dabei vereinzelt REFUSED anklingen, bauen aber auch genügend Atmosphäre auf, um "Ruhr" zu einer beklemmenden aber überaus kraftvollen Platte zu machen. Die Industrie-Landschaft auf dem Cover, wie auch der Titel des Albums, passen grandios zu diesem düsteren Opus. Fans von Code:Breaker wissen wovon ich spreche, allen anderen sei Label und Band wärmstens empfohlen, da beide wirklich Pionier-Arbeit leisten und die Musik-Szene durch ihr Engagement unglaublich bereichern.
Thomas Eberhardt (8)



MÖNSTER
Death Before Disorder CD
Sabotage Records


Wisst ihr, was ein Düsenjäger ist? Ja klar, ein Militärflugzeug, aber wenn man mit dem Plektrum über die Saiten kratzt, dann ist das auch ein Düsenjäger. MÖNSTER haben dieses Stilmittel perfektioniert und verbinden es mit einer unheimlichen Vielfalt, was die musikalischen Ideen angeht. Hier ein dezenter MÖTORHEAD-Anklang, Umlaut verpflichtet, dort schnelle Punk-Riffs, gefolgt von brachialem Crust. Darüber hinaus nehmen sich die Herren auch noch Zeit bisweilen atmosphärisch zu werden, alle Achtung! Doch die Versiertheit ist kein Wunder, haben doch alle reichlich Erfahrung sammeln können. Alexandre Légaré bei BORN DEAD ICONS und davor bei THE BLACK HAND, Jobst Eggert ist ex-PEACE OF MIND und ex-HIGHSCORE. Matthias Dabrowski zockt noch in A THIN RED LINE und spielte früher bei COSTA´S CAKE HOUSE. Hoffentlich lässt der volle Terminplan noch Zeit für Gigs, denn sehen will ich diese Band auf alle Fälle! Da wird Lemmy glatt neidisch!
Thomas Eberhardt (7.5)



NAVAJO CODE
Repair.Remove.Replace CD
Firefly Recordings


Reichlich unspektakulär sieht das Artwork aus, aber bei längerer Beschäftigung mit diesem Album stellen sich dann doch genügend Fragen und so lenkt sich das Augenmerk rasch auf die akustische Leistung der ehemaligen SCUTTLE-Musiker aus England. Wenn mich nciht alles täuscht, handelt es sich bei den Navajos um Indianer und anscheinend benutzte man ihr Sprache während des zweiten Weltkrieges zur Verschlüsselung von militärischen Botschaften. So habe ich das zumindest im Internet quer gelesen, Details könnt ihr euch bei Interesse gerne selbst beschaffen. NAVAJO CODE bestechen für ihren Teil jedenfalls durch kollierende Rhythmen, drei gesanglich engagierte Mitglieder und einen gehörigen Sprung in der Schüssel, denn wer so hektisch und energisch ist, gilt selten als gesund. Und doch, man findet die überzeugende Balance zwischen old school Hardcore und ausgeflipptem Dischord-Release. "Repair.Remove.Replace" ist sehr tanzbar, auch wenn ich persönlich soetwas nicht tun würde und widmet sich textlich dem Existenzialismus. Meiner bescheidenen Meinung nach ein Album, das man keinesfalls verpassen sollte. Gerade die energischen Elemente, kontrastiert mit der gesunden Verspieltheit, die jedoch nie kopflastig wird, passt hervorragend ins Konzept.
Thomas Eberhardt (8)



NO TURNING BACK
Rise From The Ashes CD
Reflections Recordings


Nach dem Album "Damage Done" geben sich die Holländer nochmal die Ehre und legen sechs neue Tracks vor und drei Lieder von der ausverkauften Split mit THE DEAL. Ein Schelm, wer bei diesen Namen nicht an Old School Hardcore denkt. Ich für meinen Teil finde, dass es Old School Bands immer etwas schwerer haben als moderne Gruppen, weil sie aus weniger Material und reduziertem Riffing tolle Songs schreiben müssen. Deshalb schonmal ein Lob an alle Old School Bands, ihr sorgt dafür, dass der ursprungliche Hardcore nicht ausstribt. NO TURNING BACK begannen 1997 Musik zu machen und inzwischen haben sie es geschafft den Genre-Größen das Wasser zu reichen. Schließlich ist es keine Selbstverständlichkeit mit TEN YARD FIGHT und CRO MAGS verglichen zu werden. An Tempo mangelt es "Rise From The Ashes" auf keinen Fall und jegliche Anzeichen von Lead-Gitarre sucht man vergeblich. Zu meiner Freude wirkt das Album auch nicht so prollig und gewaltverherrlichend wie andere Old School Bands. Unbedingt mal reinhören!
Thomas Eberhardt (6.5)



NOW-DENIAL
Viva Viva Threatening CD
Sabotage Records


Northcore-Crust der Bremen-Schule in bester ZEROID bzw. ACME-Manier. Eingehämmert wurden die Songs in Bielefeld und man kommt schnell, brutal und ohne Solis zur Sache. Passend zum Genre werden einige politische Ideen präsentiert, was mir äußerst gut gefällt. Die Produktion ist druckvoll, also von Understatement keine Spur. Statt der Rotzigkeit von MÖNSTER bieten THE NOW-DENIAL also pures Brett für Menschen, die auf dem Konzert nicht unbedingt angespuckt werden wollen, sondern lieder vor der Lautsprecherbox stehen. Gepflegter Presslufthammer für den gesetzen Crustie. Auffallend ist vor allem die sehr kehlige Stimme Sörens, der faucht beinahe, was absolut gut ins temporeiche Gesamtbild passt. Zugegeben, die Veröffentlichung ist schon etwas her, aber was gestern gut war, ist morgen auch noch gut, deshalb nochmal eine absolute Empfehlung an Fans von PARANOIA KEEPS CRAWLING, MÖNSTER, ZEROID und Gleichgesinnten. Ach ja, bitte nicht mit NOW DENIAL aus Greater Lowell/Boston, MA verwechseln. Ja, die Welt ist kompliziert, aber dafür ist der Vierer auch die nächsten zwei Monate für euch auf Tour.
Thomas Eberhardt (7)



SHARK SOUP
Fatlip Showbox CD
Kung Fu Records


Bisher war das Trio bei Knock-Out Records beheimatet, aber so richtig neugierig konnte mich der Name nie machen. Jetzt bin ich doch überrascht von der Klasse der Gruppe, von der ich bisher leider keine Kenntnis genommen habe. Dabei spielen die drei eine sehr ausgereifte Mischung aus TIGER ARMY, ONE MAN ARMY, MAD SIN und den MISFITS. Die Scheibe läuft hier in Dauerrotation und es lassen sich keine Ermüdungserscheinungen feststellen. Ein unglaublich eindrucksvolles Album, welches ich jedem, der auch nur den geringsten Gefallen an den genannten Bands findet, uneingeschränkt empfehle. Hört euch die Tracks notfalls an, ich werdet in wenigen Minuten völlig überzeugt sein. Die Jungs sind wirklich ihr Geld wert und auch optisch macht sich die CD einiges her. Mit diesem Album werden SHARK SOUP den Sprung in die Spitze der Psychobilly-Punkrock-Szene schaffen. Ganz grosse Vorstellung!
Thomas Eberhardt (8.5)



SILVERSTEIN
Discovering The Waterfront CD
Victory Records


Das Debüt der Jungspunde aus dem Staate Ontario gefiel außerordentlich, auch wenn das Credo des Fünfers sich nicht sonderlich von zeitgemäßen Bands wie THRICE oder THURSDAY unterschied. Trotzdem waren SILVERSTEIN immer deutlich über dem Durchschnitt, gerade "When Broken Is Easily Fixed" unterstrich die Eigenständigkeit der Gruppe. Was inzwischen etwas ins Hintertreffen geraten ist, sind die Riffs der Leadgitarre, ansonsten verfolgt die Gruppe munter den eingeschlagenen Weg weiter. Man wirkt eben nur noch etwas poppiger, aber bisweilen hört man immer noch aggressive Vocals. Im Vergleich zu anderen Screamo-Combos bieten SILVERSTEIN immer noch wesentlich mehr Abwechslung, weil sie eben Indie- und Punk-Einflüsse intgrieren und nicht nur Zuckerbrot und Peitsche variieren.
Thomas Eberhardt (7)



SUICIDE MACHINES
War Profiteering Is Killing Us All CD
Side One Dummy


Es ist eine Freude zu sehen, zu welcher Topform die SUICIDE MACHINES auf ihrem aktuellen Album auflaufen. Man ist unheimlich angepisst, hat aber zugleich zu den Ska-Anleihen frühester Vergangenheit zurückgefunden. Thematisch sind die Songs gesellschaftskritisch, wobei der Begriff oppositionell inzwischen wohl besser passt. Produziert hat das Album Bill Stevenson (BLAG FLAG, DESCENDENTS, ALL) und obwohl die dreizehn Lieder teils sehr brutal sind, merkt man deutlich, dass STEVENSON seine Finger im Spiel hatte. So ist "Ghost On Sunset Strip" ein Titel in bester ALL/7 SECONDS-Manier geworden. Es ist mir ein Rätsel, wie man zum einen so abwechslungsreich und zugleich so konsequent sein kann. Sehr gut ist und bleibt der hüpfende Bass, der angenehm nach OPERATION IVY klingt. Definitiv ein Pflichtkauf. Ja, der Monat hat es in sich. Ein Hammeralbum jagt das nächste.
Thomas Eberhardt (8.5)



WHITE CIRCLE CRIME CLUB
Written In Black CD
Conspiracy Records


Wenn hier nicht BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB Pate bei der Namensgebung gestanden haben, dann fresse ich einen Besen! Obwohl die Band schon bei HOT HOT HEAT eröffnen durfte, konnte man sich leider noch keinen Namen machen. Mag daran liegen, dass die Herrschaften eben aus Antwerpen kommen und nicht aus New York, mit Conspiracy Records nun aber ein passendes Label gefunden haben. Erinnert sich denn zufällig jemand an den letzten Longplayer der EX-MODELS namens "Zoo Psychology"? Ebenso wie das dynamische Duo aus New York haben sich WHITE CIRCLE CRIME CLUB dem hektischen, psychotischen Postcore verschrieben. Dabei legen sie aber doch trotzdem ein gewisses Retro-Flair an den Tag, was vielleicht den Querverweis im Namen erklären mag. Momentan ist man mit den BLOOD BROTHERS auf Deutschland-Tour und das ist, wie ich finde, eine sehr passende Kombination. Ich für meinen Teil werde mir jedenfalls live ein Bild von der Band machen, da den Longplayer doch ein sehr mystisches Ambiente umgibt und man aus dem sehr schönen, aber enorm kryptischen Digipack leider gar nicht schlau wird. Abschließend kann man wirklich sagen, dass die Gesamtheit der erwähnten Tourpartner und Brüder im Geiste dem Phänomen WCCC wirklich am Nahesten kommt. Wirklich unverzichtbar für alle abgedrehten Postpunk Liebhaber.
Thomas Eberhardt (7.5)



WITHERED
Memento Mori CD
Lifeforce


WITHERED liefern mit "Memento Mori" den neuesten Coup aus dem Hause Lifeforce Records ab. Viele sagen ihre Musik wäre eintönig und langweilig. Ich finde "Memento Mori" ist die Black Metal/Grindcore-Scheibe des Jahres. Gleich der erste Song "It's All Said" knallt einem Black Metal Riffs und eine Double Bass um die Ohren, die sich gewaschen hat. "Within Your Grief" sorgt eher durch seine melancholische Stimmung und dem zweistimmigen Gesang für Gänsehaut und das darauf folgende 9- minütige Epos "Like Locusts" lässt einem durch das SIX FEET UNDER-Tempo, bis an die Tiefen seiner eigenen Seele gelangen. Der Rest steht dem ganzen in Nichts nach und 7 Songs und 36 Minuten später, ist das Spektakel dann zu Ende. Letztlich bleibt mir nur zu sagen, dass ich hoffe von dieser Band aus Atlanta in Zukunft noch mehr zu hören, ist "Memento Mori" doch erst die zweite Veröffentlichung der Band. Wer auf Bands wie ENTOMBED und MASTODON steht, oder gerade ein gebrochenes Herz hat, sollte dieser Platte eine Chance geben!
Karsten Ostmann (9)