Könntest du kurz die Eckdaten das Label betreffend
nennen? Gründung, Helfer, Sitz, Designer, Konzepte, Ideologien...
Klar. Also Gründung war im Prinzip am 10. Februar 2006, als RITUAL
bei einer Show in meiner Heimatstadt dann auf der Bühne
ankündigten, dass ich als Blacktop Records die Vinylversion der Precious Times LP
machen würde. Als erstes Release kam diese Platte dann am 9. Juni
2006 raus. Eine Zeit lang war Blacktop offiziell ein Label das aus drei
Leuten bestand, nämlich Robert, Martin und mir, Niko. Irgendwann
habe ich es dann alleine weitergeführt, da eh 95% der Arbeit von mir
gemacht wurde und ich es auch alleine gestartet hatte und es für Bands
und Label einfach besser war, dass ich das alleine mache. Robert hat
jetzt ein neues Label namens CHAMBERS, welches er zusammen mit einem
Freund macht. Robert und Martin sind nachwievor zwei meiner besten
Freunde.
Das Label sitzt in 49477 Ibbenbüren und wir werden die Stadt auch entgegen
diverser Vermutungen nicht so schnell verlassen. Ich verbinde sehr viel
mit dieser Stadt, die für ihre doch recht überschaubare
Größe doch einige bedeutende Hardcore- und Punkband hervorbringen konnte
(Donots, Waterdown, Force Of Change, Surf Nazis Must Die und mehr) und
auch eine recht intakte und gut funktionierende Szene hat. Ich bleibe
hier bei meinem Anker.
Puh... Designer... Ich habe mich nie an irgendwelche Designer gebunden
und überlasse es immer der Band. Manche Designs habe ich selber
gemacht (Ritual, Within Walls, Storm & Stress), manche wurden von
professionellen Designern gemacht oder von den Bands selber. Kluze und Ramzi von
Black Haven machen mittlerweile einige Poster/Flyer für mich und
machen auch die Bandeigenen Artworks. Die beiden sind einsame spitze!
Konzepte und Ideologien haben sich bei mir definitiv erst im Laufe der
Zeit entwickelt. Ich habe immer viel Wert darauf gelegt, dass das Label
ein professionelles und doch sehr persönliches Image hat. Das
klappt auch soweit ganz gut, denke ich. Mit der Zeit hat sich dann
herauskristallisiert, dass für viele Bands der Kontakt zu Blacktop sehr
vorteilhaft war und die Tatsache, dass nur das Label macht und man sich nur
an eine Person wenden muss, scheint vielen Bands zu gefallen, auch wenn
das für mich natürlich ein ganzer Haufen Arbeit ist. Aber das
ist's Wert.
Ich will mich definitiv nicht an gewisse Konzepte und Ideologien binden
und meinen Horizont somit beschränken, weshalb diese Frage
wahrscheinlich bei jedem Interview anders beantwortet werden wird. Das ist
natürlich auch stark abhängig von der Zeit.
Musikalisch höre ich nahezu alles. Man vergleiche einfach mal End Of
A Year mit Nine. Das passt nicht. Das ist auch gut so. Um als Band bei
Blacktop zu landen, muss man entweder auf der persönlichen Ebene zu
110% klarkommen, oder mich musikalisch einfach nur schockieren. Beides
zusammen ist natürlich schwer von Vorteil, was ich bei fast allen
Bands von Blacktop Records behaupten kann. Das ist für mich das
Wichtigste. Nicht nur die Musik zählt. Nicht nur die Personen zählen.
Beides muss zusammen funktionieren und mit meiner Einstellung in Sachen
Punk/Hardcore vereinbar sein.
Was bedeutet euch der Name des Labels und warum habt ihr gerade
diesen gewählt?
Vor etlichen Jahren gab mir mein großer Bruder vier CDs. Clawfinger,
Pantera, Ugly Kid Joe und Helmet. Ich habe mir alles angehört und
fand's eher langweilig. Ich wollte mehr Punk haben zu dem ich am
Wochenende in der Scheune in Ibbenbüren pogen konnte. Zu guter Letzt
hörte ich dann jedoch in die Helmet "Strap It On" rein und die lief
erstmal so an mir vorbei, bis dann der Song BLACKTOP hängen blieb. Es war
für mich so der erste Song, der ein wenig in die "heavy"-Musik
reinging, der mich umgehauen hat. Habe dann lange Zeit die Band ein wenig
vergessen und bei der Suche nach einem Labelnamen habe ich die CD in
meinem Regal gefunden und ohne sie überhaupt anzupacken, war mir klar,
dass das Label BLACKTOP heißen muss.
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Ihr scheint gute Kontakte zur Szene zu haben und viele Bands
vertrauen sich eurem noch sehr jungen Label schnell an. Wie kommt's?
Ich denke, das können dir die Bands besser beantworten. Hehe. Aber
ich versuch's mal einzuschätzen. Also, ich weiß, dass ich einen
riesengroßen Altersbonus hatte/habe. Viele von den erfahrenen
Hardcorekids waren fasziniert von meinem Alter, da ich das Label ja mit 18
gestartet habe und es während meiner Abiturzeit ganz klar schon über
alles gestellt habe und seit dem Abschluss nichts anderes mehr mache.
Es ist mein Leben und alles was ich habe. Ich stecke 100% meiner Energie
und Zeit in das Label, was die Leute bestimmt merken, wenn sie in
Kontakt mit mir sind. Das wissen einige Leute wirklich sehr zu schätzen
und steigen dann lieber mit mir in ein Boot, als mit abgestumpften
Leuten für die größere Bands einfach größere Bands bleiben,
wohingehen für mich sowas eine wirkliche Ehre ist. Manche von den
Bands die jetzt auf Blacktop sind, gehören zu den ersten Hardcorebands
die ich jemals gehört habe und waren schon vor ihrem Signing bei
Blacktop meine Lieblingsbands.
Wie konntet ihr denn eine Band wie ENDSTAND für euer noch relativ
junges Label gewinnen?
Gerade Janne von Combat Rock Industry und Endstand hat mein Label von
Anfang an sehr unterstützt, was wahrscheinlich auch an der Within
Walls 7"/MCD lag, denn Seb von WW ist schon lange ein guter Freund von
Janne. Janne und ich haben dann oft getauscht und irgendwann habe ich dann
die 7" von Nines "Death Is Glorious" EP machen können, weshalb wir
noch engeren Kontakt hatten.
Dann kam es irgendwann zu Lighthouse
Project und dadurch zu Endstand. Bei den Finnen ist das ja eine riesengroße Inzucht.
Deathbed beispielsweise bestehen zu 40% aus Endstand, 20%
Lighthouse Project, 20% Manifesto Jukebox und 20% Ex-Endstand. Da oben
kennt jeder jeden und da ich mit allen gut klar kam, wurde das eine
enge Freundschaft.
Ihr legt viel Wert auf die Optik eurer Cds, versucht aber doch, was
den Umfang des Booklets angeht, kostendeckend zu arbeiten. Denkt ihr,
dass viele Labels jenseits von lukrativ und tragbar agieren und was haltet ihr
von solch utopischen Business-Plänen?
Blacktop ist immernoch ein low-budget Label, auch wenn viele etwas
anderes behaupten. Gossip. Ich will deshalb aus dem was ich habe das Beste
rausholen, was bisher ganz gut klappt, denke ich. Viele Label scheuen
oft keine Kosten und denken sich, dass sie eh "nur plus/minus-0"
rauskommen wollen. Die berechnen dann die Presswerkkosten, gegebenenfalls ein
Budget für die Band und das war's. Das immense Nebenkosten aufgrund
von Werbung o.ä. anfallen, vergessen einige. Ich finde die "Klotz
und Protz"-Taktik teilweise schon ganz nett und es gibt viele Releases
bei denen ich echt neidisch bin, weil die so schön aufgemacht sind.
Jedoch muss man da auf dem Boden bleiben. Im Hardcore ist jedes Budget
begrenzt.
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Welche Schritte unternehmt ihr, um das Label tragbar und erfolgreich
zu machen?
Kommunikation mit der Band. Die Band muss Verständnis aufbringen,
dass - wie oben bereits erwähnt - die Budgets begrenzt sind. Wenn das
eine Band nicht versteht, dann ist diese Band falsch bei Blacktop. Im
Endeffekt muss beiden Seiten bewusst sein, dass mit einem begrenzten
Budget das Beste rausgeholt werden muss und wenn das funktioniert, dann
geht sich ein Release auch finanziell gut aus.
Ich bin definitiv nicht derjenige, der jeden Cent zehn Mal umdreht. Ich
halte es für wichtiger, einfach durch gute Freunde und
Mundpropaganda den Bands zu helfen und durch Freundschaften mehr Unterstützung
zu bekommen.
Oft wechseln Bands ja recht schnell, um nicht zu sagen
unüberlegt, zu
größeren Labels, wenn man Angebote da sind. Haltet ihr
bindende Verträge da für wichtig, damit das Label auch vom Erfolg profitiert?
Bindende Verträge sind der größte Mist im Hardcore. Wenn ich
eine Band auf meinem Label habe, sind das automatisch Freunde von mir
und ich will meine Freunde bei ihrem Hobby/Erfolg nicht bremsen. Wenn
jetzt größere Labels bei den Bands von Blacktop an der Tür
klopfen würden, ist das natürlich schade, dass ich nicht mehr mit den
Bands arbeiten kann, aber umso schöner für die Bands. Außerdem
kann es auch trotzdem noch für mich vorteilhaft sein. Die Band
bekommt ja weiterhin Promotion und somit profitieren auch die alten Releases
der Band. Was für Vorteile sollten also Verträge haben, die eine
Band über mehrere Platten binden? Es kann für beide Seiten gewaltig
in die Hose gehen und kann eine Band bis in den Ruin treiben. Gibt da ja
genug Beispiele.
Ich beispielsweise mache mittlerweile Verträge, die jedoch für
jedes Release begrenzt sind. Diese beinhalten einfach die Fakten des
Deals und versprechen gewisse Dienstleistungen beider Seiten. That's it.
Wie gesagt: Wenn eine Band ein Angebot eines größeren Labels
bekommt, ist das doch schön für die Band! Wenn eine Band ein Angebot
eines kleineren oder genau so großen Labels bekommt, dann spricht das
nicht wirklich für die Arbeit des vorherigen Labels.
Wer gute Arbeit leistet und auch Kontakte pflegt, braucht keine
Verträge für mehrere Platten.
Wie geht ihr mit abgesagten Touren um? Das ist ja schon
ärgerlich, wenn eine Band mal absagen muss und oft sind die Gründe nicht immer nachvollziehbar. Ist das einfach ein Restrisiko, oder wie kann man solche Dinge verhindern?
Das ist natürlich immer schade, aber meistens sind es ja Gründe,
die man versteht. Wenn es finanzielle Gründe sind, dann weiß man
über die finanzielle Misslage der Band meistens eh vorher Bescheid
und ist dieser Band niemals bremse. Wenn es gesundheitlich ist, dann
ist das eh ein mehr als nur verständlicher Grund.
Es ist und bleibt ein Risiko und verhindern kann und will ich sowas
nicht.
Ich binde Bands nicht per Vertrag an eine gewisse Anzahl Shows im
Jahr oder gar an mehrere Touren im Jahr. Gerade im Hardcore sind ja
viele Bandmitglieder entweder berufstätig oder befinden sich in einer
Ausbildung, weshalb da natürlich Zeitmangel vorhanden ist. Das muss
einem klar sein. Die wenigstens Bands sind Vollzeitbands. Ich will sowas
nicht durch Verträge verhindern. Ich appelliere an die Vernunft der
Bands.
Welche Veröffentlichungen werden dieses Jahr noch erscheinen,
wann kommt die erste DVD und welche Ziele hast du mit dem Label?
Die nächsten Release kommen im Februar/März 2008. Genaue
Releasedates werden gerade verhandelt und ich will noch nicht zu viel verraten.
Es wird eine DVD und eine LP geben. Die DVD wird eventuell schon in
den nächsten Wochen angekündigt.
Thomas Eberhardt
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