FACE THE FRONT

In euer Anfangsphase klang euer Stil recht punkig und auf "Modern Values" hört man neben traditionellem Emocore auch einige britische Versatzstücke. Es gab aber Veränderungen in der Besetzung, oder?

Ja das stimmt, denn als wir mit Face The Front vor ca. 5 Jahren begannen waren wir noch zu viert unterwegs. Unser ehemaliger Sänger und Bassist verliess dann jedoch die Band im Jahr 2010 und so entschieden wir uns zu dritt weiterzumachen. Also habe ich (Alain) von der Gitarre zu Gesang und Bass gewechselt. Die Veränderung in der Besetzung war sicherlich auch der Hauptgrund dafür, dass sich unsere Band stilistisch weiterentwickelt hat. Wir hören uns gerne Bands aus unterschiedlichen Genres an und möchten diese Eindrücke auch in unserer Musik reflektieren, jedoch ist der Punkrock sicherlich immernoch der Leitfaden!

Esoterische bis naiv dümmliche Inhalte feiern gerade durch das Okkultrock-Revival eine Renaissance und das Ganze hat schon deutlich die Schmerzgranze überschritten. Was haltet ihr denn von Texten über Aliens und die Heilkraft von Steinen?

Um ganz ehrlich zu sein habe ich davon noch nicht viel mitbekommen. Scheint wohl in der Schweiz noch nicht so ein grosses Ding zu sein. Meiner Meinung nach ist es jedoch spannender, wenn jemand das Talent hat, durch seine Worte (metaphorische) Bilder entstehen zu lassen, welche man auch mit persönlichen Momenten/Erfahrungen in Verbindung bringen kann. Thrice, The Smashing Pumpkins oder auch Balance and Composure verstehen sich gut darin. Aber auch einfache, lebensnahe Texte wie sie z.B. The Lawrence Arms, Senses FFeiloder The Menzingers schreiben, gefallen uns.

Seid ihr inhaltlich eine Punk bzw Hardcore-Combo und welche Schritte geht ihr nicht mit, wenn es um Message geht?

Ich würde schon sagen, dass wir von der Einstellung her eine Punk bzw. Hardcore Band sind. Inhaltlich distanzieren wir uns aber mehrheitlich von politischen Themen und konzentrieren uns darauf, persönliche oder sozialkritische Texte zu schreiben mit welchen sich der Hörer identifizieren kann. Wir wollen niemandem unsere Meinung aufzwingen, jedoch schadet es nicht die Leute über ihr Leben und dem Umfeld in welchem sie sich Bewegen zum Nachdenken anzuregen.

Man hört inzwischen häufiger, dass weniger bekannte Bands Probleme haben überhaupt an Gigs zu kommen, weil professionelle Booker eben den Kuchen unter sich aufteilen und der Veranstalter auch kein Risiko eingehen will. Ist da was dran? Wie umgeht man diese Problematik?

An dieser Aussage ist sicherlich was dran. Vor allem da Bands der Europäischen Punk bzw. Hardcore Szene nicht den gleichen Stellenwert haben wie beispielsweise Bands aus den Staaten oder UK. Deshalb ist es wichtig, dass sich auch kleinere Bands aktiv am geschehen in der Szene beteiligen, sei es nun ob sie selbst Konzerte organisieren, Mailorders/distros gründen, für Webzines schreiben oder Labels leiten. Dies ist eine gute Möglichkeit sich mit anderen Leuten der Szene zu vernetzen und sich so untereinander auszutauschen.

Wie kam es denn zur Zusammenarbeit mit Engineer und welche Vorteile hat der Deal mit den Briten für euch?

Wir haben mit unserem Label sumsRecords bereits für ein anderes Release mit Engineer Records zusammengearbeitet und so war der Kontakt schon vorhanden. Engineer machen die Promo und den Vertrieb für uns in UK. Auch für eine zukünftige Tour in England können sie uns beim Booking eine Unterstützung sein.

Euer Label sumsRecords hat bisher dreizehn Releases veröffentlicht und ist ebenfalls ein FTF-Projekt. Ihr macht auch LPs, ist der Absatz merklich stärker als bei den CDs und wie teuer ist denn jetzt so'ne LP? Gerade kosten die ja tendenziell bei uns im Plattenladen 20 Euro, was schon eine merkliche Teuerung ist, die aber auch einer Abernte gleichkommt. Das ist eine Preissteigerung von 100% im Vergleich zu 2010. Macht da jemand Kasse?

In der Tat ist es so, dass LP's viel kostenintensiver zum produzieren sind. Nicht alleine nur die Materialien und der Arbeitsaufwand sind viel kostspieliger als bei CDs, sondern man braucht zusätzlich auch noch ein spezifisches Mastering für Vinylreleases. Durch das grössere/schwerere Format sind fallen dann auch noch höhere Speditionskosten an. Deshalb sind Einstandspreise sind schon merklich höher als jene einer CD. Es würde deshalb keinen Sinn machen diese beiden Formate zum gleichen Preis zu verkaufen. Desweitern kommt noch hinzu, dass eine Platte via Mailorder merklich teurer zu versenden ist und meistens haben ja die Musikvertriebe auch noch eine ziemlich fette Marge drauf.

Die Markante Preissteigerung könnte ein Indiz dafür sein, dass seit 2010 weniger Platten gepresst wurden und so die Presswerke gezwungenermassen die Preise anpassen mussten. Oder - was ich für wahrscheinlicher halte - die Musikindustrie wittert einen Trend und versucht mittels Vinyl Musikliebhaber wieder dazu zu bringen physische Tonträger zu erwerben. 20 Euro ist aber leider schon ziemlich an der Schmerzgrenze. Unsere Platte gibt's übrigens für 13.99€ bei den guten Leuten von Core Tex: http://coretexrecords.com/Face-The-Front-modern-values

In einem Kölner Musik-Venue, welches wir lieber ungenannt lassen, stürzte am Wochenende während eines Konzertes die Decke ein und fiel den Leuten auf den Kopf. Bei Ticketpreisen um die 30 Euro und einem Fassungsvermögen von 1000 Menschen würde man sich doch etwas mehr Sicherheit wünschen. Wird von den Veranstaltern zu wenig investiert? Neue Anlagen sind auch eher die Ausnahme, der Sound ist oft grottig… wie sieht das in der Schweiz aus?

Die 'Live Music Hall' meinst du wohl ;) Um ehrlich zu sein sind zumindest die grösseren, namhaften Venues in der Schweiz, sowohl was die Soundanlagen angeht wie auch das Personal welches diese bedient, sehr gut ausgestattet. Viele Bands welche von ausserhalb kommen um in der Schweiz zu spielen, sind von unseren Venues oftmals sehr angetan. Natürlich gibt es auch kleinere Klubs, welche etwas heruntergekommener daherkommen, jedoch lässt es sich auch dort sehr gut Konzerte geben. Ja was dies anbelangt sind wir schon ziemlich verwöhnt in der Schweiz und deshalb halten es wohl auch viele CH-Bands nicht für nötig, die hiesigen Gefilde zu verlassen (haha).

Was steht bei Sums auf der Agenda und habt ihr 2013 vor mit FTF auch nach Germoney zu kommen, oder UK Dates zu spielen?

Für sumsRecords sind im Moment gerade zwei Releases in Planung. Das neue Downless (http://www.facebook.com/pages/Downless/16740870071?fref=ts) Album 'Standing Up Again' worauf man wirklich sehr soliden Melodic Punk a la No Use For A Name finden kann (VÖ: noch unbekannt). Und zum anderen das Debütalbum von Guns Love Stories (http://www.facebook.com/gunslovestories), welche ebenfalls aus unserer Heimatstadt Luzern kommen und nach einem Mix aus Everytime I Die, Thrice und Glassjaw klingen. Mit FTF gibt es bereits Pläne für Germoney aber noch nichts konkretes. UK sollte 2013 ebenfalls drinliegen, wenn alles gut läuft!

Danke für das Interview, Alain.
Thomas Eberhardt