WITH LOVE, Februar 2014-Reviews

Februar 2014

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ALICE TAMBOURINE LOVER
Star Rovers CD
Go Down Records


Deltablues trifft auf Psychedelik ist an sich schon ein geniales Credo, aber wenn dann noch eine brilliante Rocksirene wie Alice Albertazzi den Gesang beisteuert und Bassist Gianfranco Romanelli von den italienischen psychedelic Rockern ALIX mitmischt, dann könnten Fans der BLUES PILLS durchaus einen Blindkauf wagen. Schon das Debüt von ALICE TAMBOURINE LOVER war ein Aufreger im positiven Sinne und "Star Rovers" steht dem in rein garnichts nach. "Dreams slip away" ist gesanglich zwar recht soulig, aber es soll ja auch Menschen geben, denen sowas zusagt. Mir gefällt dann eher der leicht angezerrte aber schwer virtuose Gitarrenjam im Hintergrund. Vom Sound her könnte man sich die Band auch auf Nasoni oder Elektrohasch vorstellen, also ein echter Geheimtipp für Fans des gepflegten Psychedelic. Aber man hat auch Rocksongs mit reichlich Drive zu bieten, "Temptation" dürfte jedenfalls beide Lager zufriedenstellen. Hin und wieder wird es sogar etwas folkig. Stimmlich ist Alice Albertazzi einfach ein Unikum und obwohl ich mit dem Debüt des Duos ("Naked Songs") noch nicht viel anfangen konnte, erschließt sich mir nun doch so langsam die Magie von ALICE TAMBOURINE LOVER. ThEb (8)

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BABY JAIL
Grüsse aus dem Grab CD
Lux Noise Records/ Cargo Records


Nach 18 Jahren Funkstille fanden BABY JAIL sich 2012 wieder zusammen und der vorliegende Release untermauert die Reunion mit substanziellem, neuem Material. "Mei Tian" leitet diesen recht avantgardistischen Release ein, dann ist aber auch schon Schluss mit Chinesisch(?) und man widmet sich dem Schwizerdütsch. Aber keine Angst, die Texte sind abgedruckt und das Gros des Albums, nämlich sieben Songs, ist auf Deutsch gehalten. Was mach' ich jetzt damit? Also "Punkparadies" ist ein Folk-Song, der anfangs akustisch ist und dann mit Distortion überrascht und textlich zieht man alles durch den Kakao, was eben da reingehört. So ganz darf man BABY JAIL dann aber auch nicht als Kabarett-Act abtun, denn egal ob es nun New-Wave-Elemente wie in "Sensenmann", oder THE CLASH-Reminiszenzen, wie in "Muss bezahlen" sind, handwerklich und stilistisch wird hier schon einiges geboten. Persönlich muss ich die Fusion aus Musik und Humor jetzt nicht unbedingt haben, aber vielleicht lerne ich's auch noch. BABY JAIL sind jedenfalls ein super Bespiel dafür, dass nicht immer alles Ernst sein muss in der Musik und man nicht zwangsläufig bei den KASSIERERN landet, wenn man satirische Songs mag, sondern dass auch die Voodoo Rhythm-Schule stilistisch dafür herhalten kann. ThEb (6,5)

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THE COLTS
Hard To Handle CD
www.thecolts.de


Hardrock ist der Konsens der Stunde und selbst wenn der Bandname und das Cover sehr stereotyp ausgefallen sind, so darf man selbiges keinesfalls von der Musik behaupten, denn die elf Tracks sind doch recht abwechslungsreich geworden. Allein das Openerpaket "Hard to handle" und "Magic woman" macht ganz schön Eindruck. In bester AC/DC- und MOLLY HATCHET-Tradition rifft sich das sonnenbebrillte Quintett sehr variabel durch den Silberling und selbst die Vocals, die des Öfteren nach Psychobilly klingen, passen gut ins Bild. Eine ganz andere Herausforderung ist es natürlich in dieser Stilistik ein gesamtes Album durchzuziehen, aber THE COLTS setzen immer wieder gute Akzente, der Bass pumpt und die Gitarren kontrastieren Stakkato mit gut getimten Doppelungen bei den Riffs. In "Ghost rider" gibt's dann sogar noch ein dämonisches Sample und Sänger Benni Bazooka gibt sein Bestes, um den Vocals den letzten Bon Scott meets Glenn Danzig-Schliff zu geben. "The reaper" hält dann den MISFITS-Vibe aufrecht und durch den leicht okkulten Vibe bleibt das Album bis zum Ende recht spannend. Textlich wäre noch eine Schippe drin, aber live darf man sich die Band nicht entgehen lassen, die sind bestimmt ein Riesenspass. ThEb (7)

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ELECTRIFIED SOUL
Black And Blues CD
electrified-soul.de


Ein recht traditionelles Blues-Album, das mal virtuos nach Crossroad-Sessions klingt und dann einfach wieder alle Blues-Schemata perfekt durchexerziert. Fest steht allerdings, dass das Trio aus Waldshut (in BaWü an der Grenze zur Schweiz gelegen) technisch perfekt und stilistisch geschult ist und trotzdem nicht den Bezug zum Hörer verliert. Alle fünf Songs, von denen drei Eigenkompositonen sind, haben Wiedererkennungswert, sind nicht allzu lang und Alleingänge wie Soli sind meist relativ kurz gehalten. Nach "Texas Shuffle" folgt "Heart Fixing Business" von Homer Banks und Allen Alvoid Jr und ganz am Ende nimmt man sich noch "Little wing" von Jimmi Hendrix vor und ist auch damit recht erfolgreich, denn obwohl solch ein Cover erstmal risikoreich klingt, schafft es die Formation dem Song gerecht zu werden. Wer traditionellen Blues für Puristen sucht, darf hier zugreifen. Macht einen Heidenspass und ist handwerklich sowie stimmungsmäßig absolut gelungen. ThEb (7)

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EPHEL DUATH
Hemmed By Light, Shaped By Dark CD
Agonia Records


Erinnert sich noch jemand an CRISIS? Karyn Crisis, die eine wegweisende Funktion für alle Frontfrauen im Metal einnimmt, aber leider oft vergessen wird, singt jetzt jedenfalls bei den Italo-Death-Proggern und lebt aktuell wie EPHEL-Mastermind Davide Tiso in San Francisco. Ihre aktuelle Wirkungsstätte macht auf mich zwar nicht ganz so viel Eindruck wie CRISIS, aber wenn man bedenkt, dass auf der "On death and cosmos" EP Steve DiGorgio (DEATH, SADUS) den Bass übernahm, kann man in etwa abchätzen, welchen Sprung EPHEL DUATH mit Karyn Crisis am Gesang gemacht haben. "Hemmed By Light, Shaped By Darkness" mangelt es aber keinesfalls an Anspieltipps, als da das knapp achtminütige "Tracing the path of blood" und "Those gates to nothing" wären. Wenn man mal über den schwachen Opener hinwegsieht, dann ist EPHEL DUATH, die seit 1998 aktiv sind, mit dem neuen Longplayer ein interessanter Richtungswechsel gelungen. "Hemmed by darkness" ist dann noch ein recht kurzes Interlude bevor "Shaped by darkness" nochmal alle Progfans, die sich nicht von brachialem Gesang gestört fühlen, in Hochstimmung versetzten dürfte und das Album würdig beschließt. Coloured Vinyl gibt's für 15 Euro bei Agonia Records. ThEb (8)

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FUZZ MANTA
The Stonewolf 2LP
Kozmik Artefactz


Psychedelia mit Orgel und grandioser Sängerin. Der Opener ist dann auch gleich mal entspannte 18 Minuten lang, damit man man mal aus der ganzen globalen, hektischen Produktivtätsnummer rausfindet. Lene Kjær Hvillum bewegt sich, was ihre Vocals angeht, weiterhin eher in der Tradition von JEFFERSON AIRPLANE oder COVEN als dass aktuelle Sängerinnen als Vergleich Sinn machen würden, höchstens noch Jess (JESS AND THE ANCIENT ONES) denn ihre Stimme ist auch leicht soulig. Bei FUZZ MANTA wird die Stimme aber nur sehr bedacht bemüht, weil eben das wabernde Element des Sounds oft im Vordergrund steht und man die Vocals auf den HAWKWIND-mäßigen Bandsound abstimmt. Ja, weniger ist manchmal mehr, denn so brilliant die Stimme ist, sie würde auf alle Fälle polarisieren. Die Songs des dritten Albums, die herausstechen sind "Sooner or later" weil die Dänen hier mit einem herrlich langsamen Rockriff hantieren, dem man einige disharmonische Twists verpasst hat. Der Gesang passt hier phänomenal und selbst wenn "Baby in vain" zuvor etwas abfiel, "When I Sleep" mit seinen Krautrock-Elementen und PINK FLOYD/NEKTAR-Anklängen sowie dem morbiden Refrain entschädigt dafür reichlich. Insgesamt ein tolles Album mit ein, zwei Schwächen, aber wesentlich origineller als das Debüt "Smokerings", aber nicht ganz so virtuos wie "Vortex Memplex", der goldene Mittelweg eben. ThEb(8)

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GRANADA 74
Kontrollverlust CD
Granada 74


Hinter dem 74er Ford Granada verbirgt sich eine Alternative-Pop-Combo aus Köln, die mit "Kontrollverlust" ihr drittes Album vorlegt. Der Stil ist breit gefächert und so bekam "Disco" zwar ein Freejazz Saxophonsolo verpasst, aber die anderen Elemente des Songs sind eher Rock n' Roll. "Number" geht rein von der Gitarre her betrachtet etwas in Richtung THE EDITORS, aber der deutsche Gesang gibt der melancholischen Grundstimmung eine komplett andere Richtung. Die dreizehn Songs jetzt stilistisch auf einen Nenner zu bringen ist schwer, aber das ist es ja bei den BEATSTEAKS auch. Der Longplayer ist eben ein Rockalbum mit viel Drive, manchmal etwas überdrehtem Sänger und textlichen Tiefpunkten wie "du bist heißer als die Sahara". Über fiese ECHT-Zitate wie "es tut nicht mehr weh" bis hin zu schmissigen Gitarrensoli und Riffs in bester THE HIVES-Manier, ist eben alles verhanden. Insgesamt sehr offbeatorientiert und nie monoton. Wenn's deutsche Texte sein dürfen, dann ist ein Track wie "Dax Republik" mit den mehrstimmigen Backups schon überzeugend und "Rebellion" mit seiner leichten Schräglage und den THE SPECIALS-Anleihen sowieso. ThEb (6,5)

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HEAVY EYES
S/t LP
Kozmik Artefactz


Repress des Debüts der aus Memphis stammenden Combo, weil die Erstauflage vergriffen war. In "Voytek" und "Wax apple" verbindet das Trio Stoner bzw. Wüstenrock mit Blues-Skalen und bleibt, was das Tempo angeht immer schön im Midtempobereich. So sind alle elf Songs echt relaxed und wenn das Label "sounds similar to a skeleton driving a speed boat on a flaming Mississippi River headed back to 1969" sagt, dann meint es ein echt ausgeglichenes und entspanntes Skelett, von Hektik ist hier nämlich nicht der Hauch einer Spur. Die Grenze ins Psychedelische wird aber immer nur gestreift, in "It's been so long" hört man zwar ausufernde Soli und Twinguitars, aber meist kommt die Band ohne viele Schnörkel direkt auf den Punkt. Das Gros der Songs bleibt auch unter drei Minuten und selbst wenn etwas mehr Psychedelia nicht stören würde, gibt es hier nichts zu mäkeln, vor allem, weil man textlich nicht stereotyp agiert, sondern doch recht innovativ und unberechenbar ist. Wer's tatsächlich etwas verspielter und atmosphärischer mag, kann ja einfach zu "Maera", dem Zweitling von HEAVY EYES greifen. ThEb (8)

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HELLA COMET
Wild Honey LP+CD
Noise Appeal Records/Cargo


Wenn ich das richtig gerafft habe, dann sind HELLA COMET ein Quartett bestehend aus zwei Gitarristen, dem Drummer und Sängerin Lea Sonnek, die auch Bass spielt. Klanglich positioniert man sich zwischen SONIC YOUTH, THE VELVET UNDERGROUND und Postpunk, was jetzt einfacher klingt, als es tatsächlich ist, denn solch exquisite Ideengeber wollen natürlich erstmal eingeholt werden. HELLA COMET gelingt dies erstaunlicherweise ziemlich gut und ihre Eigenständigkeit verlieren sie dabei auch keinesfalls. Als Ersthörer darf man sich schonmal auf Euphorieanfälle gefasst machen, denn die leicht disharmonischen Gitrarren in "Nektar" und diese himmlische Stimme fegen einen echt weg. "Mind owl" zeigt HELLA COMET von ihrer verstörenderen Seite, was dem Zauber aber keinen Abbruch tut. Darüber hinaus stellt man fest, dass die elf Songs auch tanzbar wären und fühlt sich auch etwas an PRETTY GIRLS MAKE GRAVES oder die YEAH YEAH YEAHS erinnert, wobei HELLA COMET natürlich düsterer und zugleich ätherischer sind. Ein unglaubliches Album, eingängig und verstörend zugleich. ThEb (9)

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LACSON
1234567Days CD
Monster Artists/Spv


Der erste Eindruck hätte echt schlechter sein können, denn LACSON bewegen sich recht eindrucksvoll zwischen den Polen britischer Pathosrock und kühle Elektronikbeats. Natürlich ist alles auf produktionstechnisch auf Hochglanz getrimmt und verliert somit etwas an organischer Resonanz, aber für COLDPLAY-Fans ist die neue, zweite Band des GUANO APES-Drummers Dennis Poschwatta, der auch für die Produktion verantwortlich zeichnet, ein sicherer Griff. Das Quartett hat insgesamt 13 Songs eingespielt, die uneingeschränkt radiotauglich sind, aber nie zu sehr nach Mainstream klingen, sondern wirklich konsequent der britischen Schule huldigen. In "Cold Ocean" setzt man dann auf Powerchords und US-Akzent und geht eher in Richtung LIFEHOUSE, falls sich noch jemand an dieses Trio erinnert, oder eben CREED. "Hurt" setzt den eingeschlagenen Kurs fort und LACSON schaffen es mit diesem Release ihre eigene Stimme zu finden, denn der Wiedererkennungswert ist vorhanden und das Songwriting bietet viele Finessen. Pathos hin, Pathos her. ThEb (7)

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MAKE ME A DONUT
Olson CD
Tenacity Music


Eine moderne Produktion, Progsperenzchen und Djentriffs sind erstmal kein schlechter Ansatz, wenn man heute als junge Band anfängt, allerdings scheinen MMAD nur eine Gitarre zu haben und so hört man entweder Rhythmik oder Lead, aber leider keine Kombination aus beidem. Ansonsten überzeugen die freakigen Riffs in "Haunting Seed" KING CRIMSON lassen grüßen und die zahlreichen Umbrüche. Kennt man jedoch Combos wie THE HUMAN ABSTRACT, GOJIRA oder PSYOPUS, dann fällt die Ausbeute an Neuem doch recht dürftig aus. Zudem ist der Gesang ist recht eintönig, weil sich der Shouter eben ganz auf's Shouten begrenzt. Bereichert werden die Songs durch einige Effekte, aber so richtig atmosphärisch klingt es nie, alles bleibt recht steril und eindimensional, auf Reverb verzichten MMAD nämlich in den ersten vier Songs völlig. Einige Highlights lassen sich aber durchaus finden, wäre da nur nicht die enorme internationale Konkurrenz, die eben wesentlich wagemutiger ist und auch technisch mehr zu bieten hat. Eigentlich nur empfehlenswert, wenn man den Einstieg ins moderne, leicht progressive Metier sucht und nicht allzuviele Spielereien haben möchte. ThEb (6)

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M.U.D.D.A / MANU UND DIE DREI AKKORDE
Intellektül CD
Finest Noise/Radar


Wie soll ich das jetzt umschreiben? Zynische Texte treffen hier auf Emocore-Riffing und die Stimme von Manu gibt dem Ganzen eine raubeinige Attitüde. Songtitel wie "Cool in der Ecke stehn" sprechen Bände und M.U.D.D.A parodieren mit ihren Texten eben den Zeitgeist, ohne dass sie dabei den Humor missen lassen. "Zipfel Bob" ist eine Kreuzung aus "Liza and Louise" von NOFX mit "Walk like an Egyptian" und das Trio setzt einmal mehr auf Humor, was inzwischen sowas wie ein neuer Mini-Trend innerhalb des Deutschrocks zu werden scheint. Kommt etwa ein Funpunk-Revival auf uns zu? Egal, der Rausschmeißer "Leslie Niesen" ist ein Tribut an den Schauspieler und bindet auch Samples aus "Die nackte Kanone" ein und fordert posthum den Oscar für Leslie. Wie … der hatte noch gar keinen? Die fünf Songs sind jedenfalls recht unterhaltsam und mit "Pest oder Cholera" haben die Münchner einen schmissigen Mitgröl-Song im Programm. ThEb (6,5)

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NOT AVAILABLE
No Expenses CD
Antstreet Records


Musikalisch bereits im ersten Song BAD RELIGION zu zitieren und den Track dann auch noch "Raise your voice" zu nennen ist entweder dreist oder charmant. Im Falle der altgedienten NOT AVAILABLE, gegründet 1992, darf man diese Überschneidung wohl als Homage verstehen und auch die folgenden Songs zeigen eindrucksvoll auf, warum jeder in den Anfangstagen von Epitaph oder Burning Heart was am Melodycore finden konnte. Allein die rasenden Drums in "I don't believe in you" und die hymnischen Melodien wie bei "Won't let you down" sind der Argumente genug. Auch wenn letztgenannter Song als fader Ausguss eines MY FIRST AND THE GIMMIE GIMME-Covers beginnt, so kriegt man doch noch die Kurve zum Individualismus. Das Coverartwork allerdings habt ihr echt verkackt, sorry. Zudem stellt sich die Frage, ob man hierfür tatsächlich Kohle ausgeben sollte, fallswenn man alle guten BAD RELIGION-Alben besitzt. Ja, sollte man, denn NOT AVAILABLE fassen eigentlich eine ganze Dekade mit diesem Release zusammen und man erinnert sich wieder an STONED, NO FUN AT ALL, NO USE FOR A NAME, MILLENCOLIN und wie sie alle hießen. Es gibt Schlimmeres als Nostalgie, oder? ThEb (6,5)

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POOBAH
US ROCK
Ripple Music/Plantworks


Immer wenn ich dem Trugschluss anheimfalle, einen relativ guten Überblick über die Siebziger Hardrock-Szene zu haben, zaubert jemand eine Hammerband wie POOBAH aus dem Hut. Mühselig zu diskutieren welchen Stellenwert die Band damals tatsächlich hatte, wenn man bedenkt, dass Bands wie FRESH BLUEBERRY PANCAKE ihre Alben in Auflagen von 2000 Stück auf den Markt brachten. Rein stilistisch macht die Combo, die dieses Album 1976 releaste, melodischen Hardrock mit hin und wieder recht spinnerten Vocaleinlagen, der aber trotzdem extrem bodenständig und wirklich mitreissend ist. Die dominante Orgel wird von einer herrlich verzerrten Gitarre flankiert und mit "Coast to coast" liefern POOBAH einen brillianten Song ab, der BLUE CHEER in nichts nachsteht. "Thru these eyes" ist durch die Orgel am Anfang extrem PURPLE-lastig, baut dann aber auch, wie der Albumtitel eben prophezeit, auch Southern Rock Passagen ein, die etwas an MOLLY HATCHET oder LYNYRD SKYNYRD erinnern. "Right out of the night" ist dann balladesk und zollt den Wilson-Brüdern Tribut. Die dreizehn Tracks und ein Livesong überzeugen jedenfalls ohne Einschränkung, mehr noch, jeder der auf 70s Hardrock steht, ein Faible für KISS hat und für den eine Hammond zum notwendigen Bandinventar gehört, findet hier eine geniale Fusion verschiedenster Einflüsse, deren Vielfalt kaum zu überbieten ist. Dass mit POOBAHs "U.S. Rock" jetzt ein Original aus dieser Zeit wiederveröffentlicht wird, macht die Sache natürlich herrlich authentisch. ThEb (8)

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RISE FROM ABOVE
Ain't Like You CD
District 763


Also der Titletrack kommt echt verdammt nahe an SICK OF IT ALL ran und auch das restliche Album ist eine Tour de Force durch den New York Hardcore wie man sie selten gehört hat. Beinahe eine Minute lang dauern die Drumsrolls in "The most" und die Gitarristen halten sich fast konsequent von Leads fern, um sich ganz der rhythmischen Komponente zu widmen. Am Ende des Songs werden dann ein Sirenen-Sample und so geht es dann in "Gracehoper" über, welches allerdings derart drumlastig produziert ist, dass man die Amps kaum wahrnimmt. Damit es so richtig traditioneller NY-Hardcore wird, haben die Jungs aus Rostock natürlich auch wieder reichlich Crewshouts integriert. Ist mir ein Rätsel wie RISE FROM ABOVE trotz der simplen Riffs immer eine gewisse Finesse bewahren und nie ins Stumpfe oder Berechenbare abdriften, liegt vielleicht an der Grooveorientierung. Den Geniestreich "xxx" hat man dramaturgisch schlau ans Ende gestellt und auch inhaltlich hat der Vierer einfach gute Themen und verarbeitet sie authentisch. Für SICK OF IT ALL- und TERROR-Fans ein Pflichtkauf und insgesamt ein Vorzeigealbum für die HC Szene in Germoney. ThEb (8,5)

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SOLAR HALOS
S/t CD/LP
Devouter Records


Doom/Stoner mit Ehemaligen von HORSEBACK, THE CURTAINS OF NIGHT und FIN FANG FOOM. Vom Spirit her macht es wohl am meisten Sinn ROYAL THUNDER als Vergleich heranzuziehen, denn die Stimme von Fronterin Nora Rogers ähnelt der von Minsy Parson schon etwas. Die Drums sind ebenfalls sehr beckenlastig und eher auf Stimmung angelegt, als dass es jetzt primär um den Takt ginge. Ist aber mitnichten ein fader ROYAL THUNDER-Aufguss, sondern wirklich hörenswert und erstklassig sowie eigenständig, was die Combo aus North Coralina hier abliefert. Knapp vierzig Minuten monolithische Riffs, minimale Psych-Anleihen und toller, charismatischer Gesang, den man so selten gehört hat. Also, auf eine solch großartige Combo stößt man nur einmal jährlich, einfach genial. Allein die Eingangssequenz von "Frost" ist der Wahnsinn, denn das Trio verbindet THE SAMASARA BLUES EXPERIMENT-mäßiges Psych-Riffing mit den prägnant-hymnischen Vocals von Nora. Wow, einfach groß. Vinyl gibt's für 12 Pfund direkt bei Devouter. ThEb (9)

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TORMENT OF SOULS
Zombie Barbecue CD
Finest Noise


Sehr schwedisch, was TORMENT OF SOULS da abliefern, denn wie die frühen IN FLAMES kombinieren sie Melodie und Härte, sind aber relativ sparsam, was harmonische Leads angeht. Die Vocals sind derbe und Fans von AT THE GATES sind hiermit auch nicht schlecht beraten, wobei mir die drei deutschsprachigen Tracks textlich nicht wirklich zusagen. Auch das Zombie-Artwork ist thematisch schon etwas in die Jahre gekommen, aber dafür ist die Band fit auf den Griffbrettern und sorgt durch viele Tempiwechsel für etliche Überraschungsmomente. Besonders gelungen sind die David-Vincent-Tribute-Vocals in "Sore Intestines" und obwohl die Gitarren zugusten des Basses etwas in der Laustärke runtergeregelt wurden, ist der Sound ordentlich. Nach dem genialen Anfang kommt dann aber so ein unsäglicher Bumzack-Bumzack-Drumpart und die Finesse bleibt auch durch die Drosselung der Geschwindigkeit auf der Strecke. Kurzum, manche geniale Passagen versanden recht zügig in der Mittelmäßigkeit und können mit aktuellen Konkurrenten wie DUBIOSIS oder DISTASTE nicht wirklich mithaltern. Gesundes Mittelmaß. Andererseits ist die Band seit 20 Jahren aktiv und hat Spass an der Musik, also was soll die Erbsenzählerei? Einfach mal den Clip zu "Bone Stone Brain" ansehen und selbst ein Bild machen. ThEb (6)

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THE TRANSONIC FORD
Ramblin' Kind Of Soul CD
www.thetransonicford.com


Nick Cave, MADRUGADA und BOTANICA sind so die ersten Assoziationen, die einem in den Kopf schießen, wenn man THE TRANSONIC FORD hört, denn die düstere Stimmung ist schon ein Stilmittel, welches konsequent durchgezogen wird. Der coole Vibe leidet leider etwas unter den monotonen Vocals. Anfangs gibt es noch weibliche Unterstützung beim Gesang, dann geht's im Alleingang weiter. Ich kann die Sinnhaftigkeit dahinter seine musikalische Vision in vollster Konsequenz umsetzen zu wollen verstehen, aber der Gesang hätte noch stärker ausfallen können. Das Songwriting hingegen ist klasse, und "Really want to know" fusioniert sogar Psychedelic und Stoner-Zitate, aber meist huldigt man düsterem Blues und morbiden Songwriter-Tunes. Klares Highlight ist "Low rise", welches herrlich nach Lou Reed klingt und auch die Verpackung ist super, denn die CD kommt als Digipak. Das Sax in "Jackie on another day" ergänzt die funky Gitarren genial und auch Sängerin Lisa P. meistert ihre fünf Gastauftritte mit Bravour. Insgesamt ein eindrucksvolles Album, welches mit der zeit sogar noch zu wachsen vermag. ThEb (8)

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VERSUS YOU
Moving On CD
Flix Records/Cargo Records


Die Luxemburger Band ist die reinste Zeitmaschine, denn ihre Songs klingen als ob THE ATARIS gemeinsame Sache mit GOOD RIDDANCE machen würden und das Credo ist einfach ein Garant für schmissige Songs. Allerdings ist die Band auch echt talentiert darin genau diesen Spirit einzufangen und irgendwie sorglos sowie herrlich unbedarft zu klingen, ohne dass es auf Kosten der Texte ginge. VERSUS YOU sind einfach ein Relikt der Jahrtausendwende und das ist jetzt im positivsten Sinne zu verstehen. "A way with words" eifert sogar den TEEN IDOLS ein wenig nach und wenn man sich wie in "Be better than me" sogar noch weibliche Verstärkung für den Gesang holt, ist der Ohrwurm flugs fertig. Die Band ist gerade mit GOODBYE FAIRGROUND auf Deutschlandtour und nach über neun Jahren Bandgeschichte dürfte das Set wohl sitzen, Spass macht der Stil der Band auf alle Fälle. ThEb (8)