WITH LOVE, February 2013-Reviews

FEBRUARY 2013



Text?

BASTIONS
Bedfellows: The Bastard Son MCD
Holy Roar


Moderner uptempo Hardcore mit einigen dissonnanten Passagen, die aber sehr bedacht gestreut sind. Die typisch britischen Elemente wie leichte Wave-Anklänge wie in "Life less lived" und "Amongst Crows" sind ebenso gefällig wie das verzweifelte Shouting, welches die Songs dominiert. Erstmal leider nur vier Songs, dafür aber in bester MODERN LIFE IS WAR meets PANIC-Tradition. Seit ihrem Debüt "Hospital Corners" auf In At The Deep End Records sind die vier Insulaner noch depressiver geworden und durch ihren GALLOWS Support sind sie im UK etwas bekannter geworden, aber insgesamt scheinen sich die Bands von der Insel doch sehr auf ihren Status dort zu konzentrieren. Hoffen wir, dass BASTIONS auch mal für ein paar Gigs auf den Kontinent kommen. ThEb (6,5)

Text?

BERTI'S BEATPATROL
Fucki CD
Antstreet Records/New Music Distribution


Wenn sich der Schock über Bandname und Albumstitel wieder gelegt hat, kann man hier ganz partytauglichen Skacore mit Bläsersektion abgreifen. Die stärksten Momente sind Songs wie "Beer Bong" und "All Night Long" in denen man nicht zu krampfhaft versucht Dicky Barretts-Röhre zu imitieren. Klar, man hört hier die MIGHTY MIGHTY BOSSTONES raus, aber wenn's dezenter ist, wirken die jeweiligen Tracks eben authentischer. Mir ist bewusst, dass mancher auf diesen Musikstil äußerst allergisch reagiert, aber selbst bei größter Skepsis wird das Septett wirklich restlos überzeugen können. Das liegt, glaube ich, teilweise an der sehr groovigen Rhythmusgruppe, aber auch an dem Esprit mit dem die junge Combo generell ans Werk geht. Dreizehn hymnische Songs, die so klingen, als ob das Genre gerade erst erfunden wurde und die sowohl neben den MAD CADDIES, als auch neben den BOSSTONES bestehen können. ThEb (7,5)

Text?

BLUE VEIINS
222 CD
Coast Rock/New Music Distribution


Indierock von internationalem Format findet der geneigte BRMC-Fan aktuell auch bei BLUE VEIINS. Die Band wurde 2010 gegründet und hat bereits ihr zweites Album bei einem Label unterbringen können, was auch nicht weiter verwundert, weil vor allem "She Does..." , "Genius" und das etwas Raubeinigere "We Are One" sofort zünden und trotzdem nicht trivial sind, sondern äußerst viele Facetten offenbaren. Oftmals ist man geneigt an THE HELLACOPTERS und andere Skandi-Bands zu denken, weil die Riffs des Fünfers einfach herrlich sleazy und auch sehr simpel sind, man sie aber eben mit großartigen Melodien und starken Soli aufpeppt. Bestes Beispiel hierfür und absolutes Highlight der Scheibe ist sicherlich "Baby put your shoes on". Neben den Schweden spielten wohl auch einige New Yorker Bands in der Prägungsphase eine entscheidende Rolle, wie der düster-atmosphärische Track "Bad fish" zeigt. "Letter to an interlude" ist dann richtig hypnotisch und deutet an, dass "222" ein echter Grower ist, denn selbst nach mehrmaligem Hören bleibt hier alles spannend und gewinnt eher noch an Attraktivität. Einfach ein super Album mit etlichen bereits genannten Anspieltipps. Die CD kommt als 3-Panel-Digipak und BLUE VEIINS sind in den kommenden Wochen auch fleißig auf Tour, vielleicht mal die Dates checken und bei Gelegenheit hingehen. ThEb (7,5)

Text?

BUCKSHOT FACELIFT
Elder's Rasp LP
http://buckshotfacelift.blogspot.de


Seit dem ersten Februar ist diese fiese Sludge-Grindcore-Attacke in fünf verschiedenen farbigen Vinylversionen als 11" erhältlich und wer eine TRAP THEM/BRUTAL TRUTH-Fusion mit feinstem Gequieke hören möchte, der liegt hier goldrichtig. "Across dead oceans", einer der eher schleppenden Songs, zieht sich erfreulich in die Länge und ist eines der Highlights des Albums, weil er eben ziemlich smarte Arrangements bietet, akustische Passagen integriert, nicht zu kurz ist und zudem ganz böse Hardcore-Parts mit Black Metal-Leads verbindet. Genregrenzen interessieren die Band aus Long Island wenig, da darf gerne mal ein Country-Into her, bevor wieder gegrindet wird. 16 diabolische Songs, garniert mit etlichen schrägen Samples. Scheinen ziemliche Spaßvögel zu sein, die schlafende Bandkollegen im Studio auch gerne mal mit Bier "taufen" und ein Songtitel wie "Giving acid to a gorilla who knows sign language" spricht doch Bände, oder? ThEb (6,5)

Text?

DOCUMENT 6
Das vierte Reich CD
Eigenproduktion


Antifaschistischer Grindcore mit meist recht sinnvollen un durchdachten Inhalten, lediglich der Titel des Albums ist doch etwas zu plakativ und irreführend. Darüber hinaus irritiert es mich, dass man gerade als Kritiker von Deutschtümelei nicht auf's Englische ausweicht, denn die Texte klingen schon recht martialisch, aber das gehört wohl mit zum Konzept. Wie gesagt, die 16 Songs der Vierers richten sich natürlich strikt gegen Faschismus, die Band scheut sich aber nicht auch die gesamtgesellschaftliche Tendenz zur Aggression zu thematisieren. Glücklicherweise sind die Texte abgedruckt, denn diese Jeff Walker-Tribute-Vocals versteht man ohne Lyricsheet natürlich kaum. DOCUMENT 6 beziehen sich, was Stil und Inhalte angeht, auf DOOM, BOLT THROWER und NAPALM DEATH, also kann man sich auf 45 Minuten Kopfnüsse einstellen. Bedenkt man, dass die Band aus Heinsberg seit knapp einem Jahr aktiv ist, darf man mit dem Erstling durchaus zufrieden sein und WORLD DOWNFALL werden sich bestimmt über neue Spielgefährten freuen. Eigentlich kann man Bands, die Crustcore spielen ja gar nicht genug loben, also ruhig mal antesten, ist trotz der plakativen Art musikalisch einwandfrei und metaphorischer kann die Band immer noch werden, vielleicht will man aber auch bewusst polarisieren, was weiß ich denn... ThEb (6,5)

Text?

FANG DEN BERG
Viel Schlafen
Zach Records


Beim Vinyl!

Vinyl Februar '13






Text?

FAVORIT PARKER
Zeche CD
100 Kiloherz/Uncommonwealth


Groß in Erscheinung getreten ist die Band, die seit 1996 mit ihrem Emopunk aktiv ist, meiner Ansicht nach noch nicht, was daran liegen mag, dass sich die Besetzung auf Berlin, Wuppertal und Dortmund verteilt. Die Songs des zweiten Albums, allem voran "Bagatell" und "Baukran" können trotzdem vollkommen überzeugen und dürften Fans von THOUGHTS PAINT THE SKY, SAMIAM und ESCAPADO mit Sicherheit gefallen. Der Gesang ist immer auf Deutsch und wenn's mal etwas rauer wird, wie eben in "Baukran" unterhält das Album recht gut. In den ruhigeren Momenten wie sie "Elcano" bietet, darf der Viersaiter so richtig schön in die Vollen gehen und insgesamt haben FAVORIT PARKER ihre ganz eigene Rhythmik und sind recht innovativ, was die Grooves der Songs angeht. Diese mitreißende Art ist ganz klar eines der Talente von FAVORIT PARKER, ein weiteres ist die textliche Komponente der Musik, denn obwohl Dominik oft Kritik anbringt, wirkt alles engagiert und motiviert, ohne je in Gewinsel abzudriften. Ein unspektakuläres, aber feines Album. ThEb (6,5)

Text?

FIRST FATAL KISS/EX BEST FRIENDS
Split LP
Unrecords


Beim Vinyl!

Vinyl Februar '13






Text?

IZAH/FIRE WALK WITH US
Split CD
Rising Magma Records


Endlich mal eine Band, die mit ihren Songs das volle Prog-Metal-Spektrum ausreizt und trotz epischer Breite sofort losrockt. Keine Warteschleife, kein dröger Aufbau, der dann doch wieder sehr berechenbar in einem monumentalen Riffs gipfelt, au contraire, hier wird ab dem ersten Moment MASTODON und TOOL Tribut gezollt. Da diese Fusion eher untypisch ist, zündet der IZAH-Track mächtig. Bei Bands, die sich nach Twin Peaks-Details benennen, bin ich dann auch recht schnell mit Lobeshymnen bei der Hand, aber FIRE WALK WITH US können auch ohne diesen Bonus überzeugen, denn von der Rhythmik her darf man hier mitreißende, aber auch sehr düstere Parts erwarten. Das Hauptriff von "Ascent" hat durchaus etwas von Bay Area Trash, aber auch sphärische Komponenten wie bei AGALLOCH fehlen nicht. Statt Gesang gibt es hier allerdings Samples. Der Nachschlag bietet dann nochmals Power-Chord-Riffing, dessen Fokus aber ganz klar auf den Grooves liegt und streut Stakkato sowie schleppend doomige Riffs ein. Insgesamt eine lohnenswertes Digipak, da beide Bands recht eigenständig agieren. Von IZAH möchte man am liebsten gleich eine ganze LP haben. ThEb (8)

Text?

JOHNNY FREAK
Tra il silenzio e il sole CD
Antstreet Records


Ein italienisches Quartett, welches opulenten Britpop spielt, diesen mit reichlich Hallschwaden verziert und notfalls auch mal ein Glockenspiel zum Einsatz bringt. Durch die hohen Vocals und die zusätzlichen Keys sind die Songs schnell zugänglich, was jedoch etwas kryptisch und mystisch bleibt, sind die italienischen Texte. "I fiori maledetti" dürfte THE VERVE-Fans trotzdem zusagen. Besonders interessant wird es, wenn man wie bei "Insonnia" etwas ins Psychedelische tendiert, aber gerade die ersten beiden Tracks sind stellenweise schon sehr zahm und es kommen auch immer wieder sehr stille Nummern auf den geneigten Hörer zu. Man muss dem Quintett allerdings zugute halten, dass es selbst in diesen verträumten Tracks immer wieder durch Piano-Passagen und bombastisches Drumming Akzente setzt. Handwerklich also alles bestens, aber mit dieser COLDPLAY-Affinität kann ich wenig anfangen. Andererseits ist es cool, dass JOHNNY FREAK in ihrer Landessprache singen und jenseits aktueller Trends und Diktate ihr Ding machen. ThEb (6)

Text?

KARMA TO BURN
Live At Sidro Club LP/colLP
Go Down Records


Nach dem Split 2002 war es etliche Jahre ruhig um die Instrumental-Stoner-Combo, bis dann 2010 "Appalachian Incantation" und die "Cat Got Your Tongue" EP veröffentlicht wurde, auf welcher auch John Garcia (KYUSS, UNIDA, HERMANO) Vocals zu einem Song beisteuerte. 2011 folgte "V" und Go Down nutzte 2012 die Gunst der Stunde als KARMA TO BURN in Italien waren und hielt den virtuosen Set des Trios dort für die Nachwelt fest. Dass die Band aus West Virginia die Songs eher mit Nummern statt mit Songtiteln versieht, oder gar am Stück spielt, liegt wohl am Genre und die meisten dürften mit dem Paradigma wohl seit "Dopesmoker" von SLEEP vertraut sein. Wer monolithische Stonertunes mit Tempo und viel Dynamik mag, darf hier zugreifen, zumal die Aufnahmen recht authentisch rüberkommen und die Livesituation eigentlich besser zu einer solchen Band passt, als Studioaufnahmen. Besonders die Basspassagen von Rob Mullins kommen auf "Live At The Sidro Club" super zur Geltung und nicht nur Komplettisten machen hiermit einen guten Deal. Rund 50 Minuten Riffgewitter und auch in rotem Vinyl erhältlich, also ein echtes Sammlerstück. ThEb (7)

Text?

KEEN WIT
The Streets Of No Return CD
Finest Noise


Der Auftakt des Albums ist total proggig und man denkt kurz, dass DRAGONFORCE einen neuen Tonträger zur Schulung von Gitarrennerds aufgenommen haben, aber KEEN WIT drosseln das Tempo dann etwas, fahren Keys auf und landen beinahe in der Symphonic-Metal-Ecke, werden aber nicht ganz so glatt, also ersparen wir ihnen auch selbiges Label und nennen es doch eher Prog mit leichten Industrial-, Wave- und Gothic-Reminiszenzen. Besonders spannend sind die Vocals, die sich Tobi Kutscheid, Franziska Borchert und Rebecca Bretz teilen. Teils singen die Bandleader Alternative-kompatibel, teils soulig, KEEN WIT machen es dem Musikfanatiker nicht leicht, sie zu kategorisieren, aber dafür bieten sie eben eine gelungene Synthese aus PEARL JAM / THE GATHERING (die Vocals), DREAM THEATER (die Arrangements in "Sudden Madness") und TOOL (die organische Rhythmusgruppe). Etwas über 50 Minuten pure Virtuosität, die manchmal das Songwriting und Storytelling zur Nebensache geraten lässt, ansonsten aber ein gewagtes und gelungenes Album. Ich werde mich hüten, hier was zu kritisieren. Äußerst gelungen, aber durch die Opulenz sollte man schon ein Faible für Prog-Rock haben, wobei "With The Tide" auch recht radiotauglich ist. Glückwunsch, so verwirrt war ich schon länger nicht mehr... ThEb (7)

Text?

KING HOWL QUARTET
S/t CD
Go Down Records/Talk About Records


Mal wieder ein richtiges Highlight aus dem Stoner Mekka Italien und, wie könnte es anders sein, auch aus dem Go Down Records-Umfeld. Der mächtige Opener "Mornin'" glänzt mit seinen Bluesriffs, die als call and response-Wechselspiel angelegt sind. Zwischendurch gibt es mit "John The Rev" ein druckvolles Traditional, aber die meisten der elf Songs sind eigenes Material. Gitarrist Marco Antoganista ist deutlich von Jimmy Page/LED ZEPPELIN beeinflusst, mehr noch, er ist ein echter Virtuose, der mit so viel Begeisterung spielt, dass man einfach hin und weg ist. "Trouble Soon Be Over" überrascht dann mit düsterem Picking, stellt den Gesang ins Zentrum und hätte auch auf "Animal Kingdom" von SOUNDGARDEN landen können. Ein monumentaler Rocktrack, der eine enorme Stimmungsvielfalt einfangen kann, weil man Southern Rock, Grunge und 70s Hard Rock fusioniert. Mit "My Lord" borgt man sich dann eine Blind Willie Johnson-Nummer, pimpt diese aber mit Glen Danzig-Howls und diesen, wie gesagt, monumentalen Gitarrenriffs und versierten Soli auf. Eigentlich ein moderner Klassiker, denn KING HOWL QUARTET verbinden nostalgisches Songwriting, faszinierendes Storytelling und authetisches 70s Flair mit dem Druck aktueller Stoner-Combos. Ein Album, welches Genrefreunden Freudentränen in die Augen treiben wird. ThEb (9)


Text?

LAIKA LOST IN SPACE
Demo CD
Eigenproduktion


Dieses Demo erinnert mich ein wenig an SENSER, die in den Neunzigern Elektronika, Gitarrenriffs und femininen Gesang kombiniert haben und auch wenn die Berliner noch keinen Deal haben, darf man ihnen wirklich Charakterstärke attestieren, denn man distanziert sich von aktuellen Trends und zieht wie in "Emoticons Killed Irony" unbeirrt das eigene Programm durch. Die Produktion könnte druckvoller sein, aber Sängerin "Püppi" überzeugt auf ganzer Linie. Die Heydays des Crossover sind zwar vorbei, "Breaking Out" überzeugt vom Songwriting her trotzdem. Darüber hinaus ist der Stil von LAIKA LOST IN SPACE ziemlich innovativ und schön eigenwillig, weil man eben auch mal Loops integriert und den GUANO APES-Faktor mit fiesem Geröchel ergänzt. Besonders cool sind die vereinzelten Dark Wave Beats in "The sun" und obwohl mancher von der Trendpolizei jetzt die Nase rümpfen wird, wenn man mal länger darüber nachdenkt, ist es eigentlich schockierend, dass Crossover so in Gänze von der Bildfläche verschwunden ist. ThEb (6)

Text?

ØL
Corello Mortello CD
oel-music.de


Eines steht fest, ØL sind eine Combo, die an ihrem Masterplan dranbleibt und inzwischen auch einige Erfolge zu verbuchen hatte. Bereits beim ersten Durchlauf kommt mir "Heartbeat" irgendwie bekannt vor und das hat auch seine Ursachen, denn der Song wurde während der Fußball EM 2012 des Öfteren im Radio gespielt und wenn man bedenkt, dass ØL über fünfzehn Jahre Ochsentour hinter sich haben, sei ihnen dieser kommerzielle Erfolg gegönnt. Auf ihrem neuen Album bleibt das Quintett seinem bereits auf "The Merging" eingeschlagenen Kurs treu, aber so ganz kann ich mich mit dem Stil noch nicht anfreunden. Songs wie "Just Like You, Just Like Me" und "Girlfriend" sind mir einfach zu klar in der Tradition von LIQUIDO und FOOL'S GARDEN. Wem diese Pop-Rock-Keyboard-Kiste gefällt, darf zugreifen, ist halt sehr zahm und schon immer recht intensiv an die Melodien der Achtziger angelehnt. Bei "Ballad of the wild" und "Touchdown" steht dann das Piano und der mehrstimmige Gesang im Zentrum und "Ballad of the wild" zündet sogar ziemlich gut, bedient sich bei den Melodien aber ganz klar wieder in der Greatest Hits-Sammlung der 80er Jahre. Andererseits ist es natürlich völlig unmöglich heute etwas komplett Neues zu erschaffen. ThEb (6)

Text?

THE PHANTOM CARRIAGE
Falls CD
Throatruiner


Düsterer Hardcore hat sich inzwischen eine ganz beachtlich breite Nische geschaffen und auch diese Jungs aus Poitier setzen auf dem zweiten Release auf Doublebass-Drumming, chaotische Riffs und ziemlich traditionelles Geshoute. Benannt hat man sich wohl nach Selma Lagerlöfs "Körkarlen" (Der Fuhrmann), einem echt schaurigen Roman, der auch mehrmals verfilmt wurde und sich mit folgender Thematik befasst: Der letzte Mensch, in der Silvestenacht vor dem Jahreswechsel stirbt, muss dem Fuhrmann des Todes ein Jahr lang die Arbeit abnehmen. Tough shit. Musikalisch kommt man dem recht nahe. Die Leads an der Gitarre dürfen nämlich auch mal in Black Metal Gefilde abdriften, während der Rest ziemlich im HC-Bereich angesiedelt ist, wenn auch im progressiven, denn "Mistakes and fixes" klingt schon deutlich nach CONVERGE bzw THE DILLINGER ESCAPE PLAN, hat aber eben diese schwarzmetallische Komponente. 35 Minuten nihilistischer Hardcore. Punktum. ThEb (7)

Text?

REPETITOR
Dobrodošli na okean CD
Moonlee Records


Das zweite Album der Serben lässt wahrlich aufhorchen, denn das Trio Boris, Ana Marija und Milena schafft es einen reduziert prägnanten Stil zu spielen, der in Momenten wie "U pravom trenutku" ziemlich offensichtlich FUGAZI huldigt, ohne es lediglich dabei zu belassen. Das Debüt "Sve što vidim je prvi put" erschien 2008 über das serbische Label Odlican Hrcak und man hört den alten Songs auch schon die Vorliebe für SUICIDE, FUGAZI und Noiserock an, die Dringlichkeit und Pointiertheit sind geblieben, auch die Vocals teile Boris sich schon früher mit Ana Marija. Die bereits bekannten Merkmale wurden aktuell durch einige Stoner-Riffs ergänzt, der Opener "Devojke idu u minhen" fällt da gleich mit der Tür ins Haus. Sehr ansehnlich ist auch das Booklet geworden, große schwarzweiß Fotos wurden mit surrealen Elementen aufgepeppt und man kann kaum glauben, dass Bassistin Ana nicht nur begnadet Bass spielt, sondern auch ein Händchen für Artworks hat. Man darf Moonlee zu dieser Combo gratulieren, denn Vergleichbares fiele mir jetzt nicht ein, selbst ohne Exotenbonus nicht. ThEb (7)

Text?

THE ROCK N' ROLL KAMIKAZES
All Kinds Of People CD
Go Down Records


Wenn man "All Kinds Of People" zum ersten Mal hört, klingen die 12 Songs eher nach reifem Alterswerk, als nach dem zweiten Album einer Combo. Tatsächlich ist das mit dem Zweitling auch ein kleiner Trugschluss, denn Andy Macfarlane war zehn Jahre lang bei THE HORMONAUTS verdingt und somit sind die 12 Tracks des "Tora!, Tora!, Tora! (Tora!)"-Nachfolgers natürlich ein äußerst fundierter Blueprint in Sachen Rhythm And Blues, Rockabilly und streckenweise auch Soul- und Surfmusik. "The Wanderer" von DION verdeutlicht, dass THE ROCK N' ROLL KAMIKAZES natürlich viel Wert auf althergebrachte Strukturen legen, diese dafür aber auch alle aus dem Stehgreif beherrschen. Sei es nun die Dick Dale-affine Leadgitarre in "Mai Tai" , oder die nach Jerry Lee Lewis klingenden Vocals in "Who He?" inklusive dem eindrucksvollen Piano-Gitarre-Duell, die Herren sind Meister ihres Metiers und so findet man auf "All Kinds Of People" keinen einzigen schwachen Moment. Live trägt die Combo natürlich japanische Fliegeruniformen, was optisch ein absoluter Geniestreich ist. Leider verstarb Saxophonist Guy Portoghese letztes Jahr, mit "Tutti I Vernerdi" ist aber einer seiner Songs mit auf dem Album, für den er auch die Vocals eingesungen hat. Kurzum, ein weiterer Geniestreich aus der Go Down Schmiede. ThEb (8,5)