WITH LOVE, Juni 2014-Reviews

Juli 2014

Text?

ASH MY LOVE
Honeymoon Blues CD
Noise Appeal


In bester THE KILLS-Tradition bewegt sich dieses Duo aus Wien und ebenso wie bei THE KILLS ist die Musikalität von Ursula und Andreas jetzt nicht unbedingt faszinierend, sondern alles ist eher funktional und reduziert und lebt eher vom Lo-Fi-Charakter des Sounds, als von eindrucksvollem Songwriting. Der zweistimmige Gesang macht zwar einiges Wett, aber generell ist eben ein gewisser Dilettantismus Programm, der auch nicht weiter stört, weil es eben gewollt räudig ist. Delta-Blues hin, Minimalismus her, etwas ausgereifter könnten die Songs schon sein. "Heading down" überzeugt, aber da Andreas sich parallel zur Gitarre um die Drums kümmert, bleibt die Begleitung doch sehr rudimentär, andererseits stimmt das Feeling. Professionelle Musiker werden es belächeln, ich finde es insgesamt ganz charmant. (6) ThEb

Text?

IT'S EVERYONE ELSE
New Religion CD
Noise Appeal


Electro- und Noisecore werden bei den Slowenen großgeschrieben und in Songs wie "Sirens" verbindet man Screamo mit fiesen Elektroriffs und unglaublichen Beats. Manch einer wird das, was hier passiert, als "akustische Kriegsführung" bezeichnen, wenn man aber "Psalm 69" von MINISTRY oder ähnliches gut verträgt, kann man hier durchaus seinen Spass mit haben. Das Highlight schlechthin ist "Guilt dispenser", welches als Black Metal-Song beginnt und immer wieder von Pika Golobs idyllischem Gesang unterbrochen wird. Generell ist ihre Stimme toll, auch "Years" erhält dadurch unheimlichen Tiefgang und eine träumerische Aura. In Summe ist das Album also wesentlich mehr als nur MELVINSartiger Krach. Die Tatsache, dass das Duo bereits seit 2009 aktiv ist, hört man zu jeder Zeit, denn alles, was hier passiert ist konzeptionell durchdacht, klingt aber trotzdem immer spontan. Anstregend, fordernd, aber wirklich ein Genrejuwel. (8) ThEb

Text?

CRAZY RAIN
Life Illusion
Red Cat Records


Auf beachtliche zehn Bandphotos bringt es diese italienische Heavy Metal Combo im Booklet, aber bei Songtiteln wie "Height of the light" ist es eventuell sogar besser keine Texte abzudrucken. Die Historie der Band ist etwas bitter, denn als man 1994 zum großen Wurf ansetzte, kamen Bands wie PEARL JAM, SOUNDGARDEN und NIRVANA, die plötzlich den Metal auf's Abstellgleis verwiesen. Dort standen CRAZY RAIN bis dato. Allerdings hätten sie sich ruhig früher wieder was trauen können, denn Musikalität kann man dem Quinett keinesfalls absprechen. Bei "Rise again" hat der beinahe namensgebende Ozzy schon deutliche Spuren hinterlassen, auch die Gitarre orientiert sich an Rhoads und Wylde, was in Summe großartig funktioniert, nur dass CRAZY RAIN immer alles recht opulent gestalten. Also setzt man auch noch eine Dickinson-Gesangspassage obendrauf. Hmm, weniger wäre mehr gewesen, trotzdem ein guter Track. Generell ist das Debüt reine Geschmacksache, wer es progressiv mag, gerne einen Heldentenor hört und QUEENSRYCHE nicht abgeneigt ist, darf gerne zugreifen. (6) ThEb

Text?

Text?

DIRTY DEEP
Shotgun Wedding CD
facebook.com/dirtydeep.official


Bluegrass-Gitarren, Chris Robinson-Vocals und Shuffle-Beats, was will das Herz mehr? Stonerriffs eventuell? Die sind in "Junky greentruck" en masse zu finden und der Gesang löst sich auch mal erfreulich deutlich vom Gitarrenlead. Das Mundharmonika-Interlude verleiht dem Song zusätzlich Farbe. "Midnight bus" integriert einen Rapper und was bei THE LACS funktioniert, nämlich die Zusammenführung von Blues und Rap, klappt auch bei DIRTY DEEP formidabel. Immer wieder sind es ungewöhnliche Ideen, die dem Album Würze verleihen, so hört man in "John the Revelator" einen deutlichen DEPECHE MODE-Einfluss und ein Kettenrasseln noch dazu. Mit ein Highlight des Albums. "Release me" bietet dann noch eine Ballade mit Country-Feeling und weil's so schön war, legt man gleich nochmal ein akustisches Bluesstück nach. Bunte Mischung, sehr abwechslungsreich. Das Artwork sieht zwar sehr nach Understatement aus, aber der Release hat es in sich. (7,5) ThEb

Text?

STRAIGHT ARROWS
Rising CD
Agitated Records/Rice Is Nice


Wie geil ist diese Band denn bitte? Das Quartett aus Australien fusioniert psychedelische Elemente mit New Yorker-Coolness, so dass die Songs mal an Lou Reed erinnern ("Fruit Of The Forest", "Petrified"), dann wieder THE RAMONES ("Can't stand it") und des Öfteren BRMC ins Gedächtnis rufen. Das hier dürfte mit die beste Scheibe sein, die ich in den letzten zwei, drei Jahren gehört habe, allein das sedierte Solo bei "Petrified" ist goldwert. Immer wieder fällt auf, dass Owen, Alex, Angela und Adam gerne Beatmusik zitieren und dadurch auch einen gewissen Retrovibe haben, ohne dabei wie andere aktuelle Combos zu klingen. Jeder Track zündet sofort, geht nach vorne und nimmt den Hörer unnachgiebig in die Zange. Wenn jemand keine Beatmusik mag, wird es wohl nicht ganz das Richtige sein, aber durch die Punk-Affinität ("Rotten teeth") sollte man STRAIGHT ARROWS trotzdem mal antesten, denn objektiv gesehen ist diese Band so herrlich unverkopft und geradeheraus, dass man sie einfach lieben muss. Dreizehn mal Pflichtprogramm irgendwo zwischen THE BEATLES, TAME IMPALA und VIBRAVOID. Ein exzellentes Album. (9) ThEb

Text?

UTOPIUM
S/t CD
http://utopiumband.bandcamp.com/releases


Soundscapes, die scheinbar aus einer transatlantischen Zusammenarbeit entstanden sind, denn ein Teil des Albums wurde bei der Band in Paris, Frankreich, der andere in Mexiko aufgenommen. tatsächlich wohnen auch einige der Bandmitglieder in Toronto. Was zu Anfang völlig instrumental beginnt, bekommt in "Above the world" sanfte Gesangspassagen zur Seite gestellt, aber im Laufe des Albums gewinnen die Vocals an Raum und beeindrucken den Hörer. Mit "autumn in bangkok" erweitern UTOPIUM ihr Spektrum sogar noch um einen gehörigen Wave-Faktor und "Chase them out" bekommt durch den zyklischen Bass eine Stoner-Schlagseite, bleibt aber bei cleanen Gitarren und Klanglandschaften. Danach wird es zusehends psychedelischer und "Stardust" lässt dann SPIRITUALIZED anklingen. Ein facettenreiches Album, das man zehn Mal oder öfter hören kann, so viele Ideen sind hier verwoben. Der Vorgänger hieß übrigens "Doubleplusgood", sofern man Orwells Newspeak verwenden möchte, gilt die Güteklasse auch für den aktuellen Longplayer. ThEb (7)

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ZAUM
Oracles CD
I Hate Records/Soulfood


Draußen soll es heute noch 33 Grad Celsius geben, da kommen mir ZAUM mit ihrem Karavanen in der Wüsten-Albumcover gerade recht. Stilistisch hört man 80er Doom mit Orgel, der aber auch eine moderne Note hat und dadurch zwischen den Polen CANDLEMASS und NAAM oszilliert. Vergleiche mit den schwedischen Doomster lässt in "Zeatlot" auch die hymnenartige Melodik zu, denn insgesamt kommt schon ein "Ancient Dreams"-Vibe auf. Ansonsten brilliert man mit simplen Riffs, die von treibenden und sehr variablen Drums angheizt werden und sich drohend auftürmen. Nach gefühlten 10 Minuten setzt mit "The red sea" der zweite Song ein und wird mit arabisch/jüdischen Gesängen eröffnet, womit man dann beinahe bei einem Konzeptalbum landet, nicht? Neben erstarkter Orgel hört man in dem Song auch den ein oder anderen spirituellen Mantra, so dürften ZAUM bei Fans von esoterischem Kram wie OM öffene Türen einrennen. Ich persönlich halte es dann lieber mit "Peasant of Phatria" einem straightem Rocksong, beinahe schon uptempo für Doomverhältnisse und der fantastischen Gesangslinie, die eben nochmal erfreulich nach NAAM klingt. Hier wird jedenfalls jeder Lügen gestraft, der weiterhin darauf besteht, dass Monotonie Stilmerkmal des Doom sei, ZAUM strecken ihre Fühler nämlich gehörig aus. (8,5) ThEb