WITH LOVE, June-Reviews


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AL & THE BLACK CATS
Givin` Up Something To Rock `n`Roll About CD
Sunny Bastards Records


“Givin` Up Something To Rock `n`Roll About” ist ein für Sunny Bastards relativ untypisches Release, denn das Trio spielt nostalgischen Rockabilly. Besonders eindrucksvoll ist die stark vom Leben gezeichnete Gesangsstimme, die durchaus mit dem Organ von MIGHTY MIGHTY BOSSTONES-Sänger Dick Barrett mithalten kann. Die rhythmischen Basslines wie in „Hold The Sugar“ hauchen selbst dem müdesten Tropf Leben ein und man hört einen deutlichen Unterschied zwischen einem regülären Bass und einem Upright-Exemplar. Songwriter Eric Soules hat wahrlich ein Händchen für schwungvolle Songs und wenn dann noch das ein oder andere Solo einsetzt, dann werden sich Legionen an Diskjockeys fragen, man AL & THE BLACK CATS lieber vor REVEREND HORTON HEAT oder den METEORS, oder zusammen mit SOCIAL DISTORTION auflegt. Die Combo aus Michigan ist wohl eher was für die frohen Stunden, denn ernste Themen sind hier Fehlanzeige, aber wer mal richtig ausgelassen sein will, wird hier den perfekten Soundtrack finden. Das Album erscheint als Digipack und die vierzehn Songs muss man schlichtweg gehört haben, denn ein so mitreissendes Album wird nicht alle Tage veröffentlicht.(35:45) (7,5) Thomas Eberhardt

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ANNIHILATION TIME
III, Tales Of The Ancient Age CD
Reflections Records


Man könnte diesen Monat beinahe schon von einer Nostalgieschwemme sprechen, denn viele Gruppen orientieren sich an den Achtzigern und auch ANNIHILATION TIME bilden da keine Ausnahme. Stimmlich hält man sich an BLACK FLAG und da vier der fünf Mitglieder lange Haare haben, kommen THIN LIZZY, MOTÖRHEAD und METALLICA zu "Kill Em All"-Zeiten auch nicht zu kurz. Jeder, der LED ZEPPELIN, BLACK SABBATH und die unverfälschte Intensität der Giganten der siebziger Jahre schätzt und sich eine Kombination mit Punk-Grössen wie RKL oder den GERMS vorstellen kann, wird ANNIHILATION TIME mit Sicherheit in seine Nachtgebete einschließen. Die Nähe zu den Originalen macht ANNIHILATION TIME zwar zu einem berechenbaren Spaß, da die Tracks aber durchaus komplex sind, wird "III, Tales Of The Ancient Age" mit Sicherheit nicht langweilig werden. Im Falle von den Kaliforniern muss man also gar nicht viele Worte verlieren, für Fans von RESTLESS YOUTH, die jetzt übrigens HOODGEWATER heißen, ist "III, Tales Of The Ancient Age" Pflichtprogramm im positiven Sinne. Die CD kommt im Deluxe Slipcase, Vinyl als Gatefold Sleeve und natürlich gibt es für Sammler bei Bedarf auch farbiges Plastik. (33:26) (7,5) Thomas Eberhardt

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APOCALYPSE NOW
Empires Fall CD
Gsr Music


Paris hat neben dem Eiffelturm und der Champs-Élysées noch einiges mehr zu bieten. Unter anderem mit APOCALYPSE NOW eine Band, die sich dem Hardcore verschrieben hat, diesen aber mit Trash-Tempo versetzt und auch mit politischen Texten aufpoliert. In "African Dream Is The American Nightmare" wird die Unterdrückung des afrikanischen Kontinents geschildert und ein Szenario skizziert, welches nach den Diktaturen entstehen könnte. Inhaltlich wird einiges an komplexer Materie geboten und es ist wichtig, dass es immer wieder Gruppen gibt, die diese Dinge ansprechen. Meine einzige Befürchtung ist, dass es für APOCALYPSE NOW bald Post vom Anwalt geben wird, denn Francis Ford Coppola, der Regisseur des gleichnamigen Antikriegsfilms von 1979, in dem Marlon Brando, Martin Sheen und Robert Duvall mitspielen, wird wohl nur ungern den Namen seines Meisterwerkes mit Musikbands teilen. Wobei der Titel natürlich extrem passend ist, denn die fünf Franzosen haben mit "Empires Fall" ein Antikriegsalbum eingespielt und verdeutlichen mit grosser Vehemenz, dass der kalte Krieg zwischen den Ost- und Westmächten trotz der Abschaffung des Ausdrucks weitergeht. Der zweite Longplayer überzeugt ohne Einschränkung und ist textlich endlich mal wieder etwas solides. Wenn GOD FORBID, SLAYER und KILLSWITCH ENGAGE bei euch im Regal stehen und ihr auch was gegen Kriegstreiberei und Kolonialismus habt, dann dürften APOCALYPSE NOW der passende Soundtrack zur kritischen Diskussionsrunde sein. (32:17) (7) Thomas Eberhardt

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BRIGADE S.
Brigade Staatsfeind CD
Sunny Bastards Records


Vier Punks aus Wanne-Eickel haben sich unter dem Banner BRIGADE S. zusammengefunden und so plakativ der Titel der CD auch ist, so alltäglich und unspektakulär klingen die 12 Tracks des aktuellen Albums. Die Texte stehen dem durchschnittlichen Songmaterial in nichts nach. Da geht es um das Randdasein in der Gesellschaft, Kneipenbesuche etc. und leider wird viel zu oft auf die Hardcore-Szene herabgesehen. Ja klar, wir sammeln alle farbige Schallplatten und sind richtige Spassbremsen. Schonmal was von Unity gehört? Mir fehlen hier definitiv die positiven Impulse und mit der ständigen „Holier Than Thou-Attitüde“ komme ich nicht klar. Worin besteht der Sinn auf andere herabzusehen? Das hat für mich nichts mit Punk zu tun. Handwerklich gut gemacht und auch die COCK SPARRER-Adaption „Wanne-Eickel gehört zu mir“ ist eine feine Idee, aber insgesamt ist mir „Brigade Staatsfeind“ einfach zu vorhersehbar. (27:22) (5) Thomas Eberhardt

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CABIN FEVER
Chaper 101 CD
Fear The Crowd Records/Myspace.com/cabinfever


Der Fünfer CABIN FEVER aus Bottrop spielt melodischen Screamo, der auch gerne mal etwas düsterer daherkommt. Die Leadgitarren sorgen für den harmonischen Pegel, während die Vocals zwischen Gesang und Geröchel pendeln dürfen. Dies allein ist soweit bekannt, aber CABIN FEVER gelingt es durch Synthie-Interludes und orchestrale Passagen ziemlich an Tiefgang zu gewinnen und in Songs wie "Ever Danced With The Devil By Pale Moonlight" kombiniert man ausgefallene Gesangslinien mit durchschlagendem Gedresche. Dieses simple Credo wird aber technisch in höchster Vollendung umgesetzt und dadurch ist "Chapter 101" ein Album, welches aus der Masse hervorsticht. Die Produktion könnte zwar noch besser sein, besonders die Drums stehen mir zu sehr im Vordergrund, aber das Songmaterial lässt keine Wünsche offen. Wer progressiven Screamo mit theatralischer und bisweilen brutaler Note mag, muss CABIN FEVER gehört haben. Das Layout macht ebenfalls einen sehr professionellen Eindruck und ich bin mir sicher, dass CABIN FEVER hier noch etliche Male aufgelegt werden wird. (43:23) (7) Thomas Eberhardt

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CALABRESE
The Traveling Vampire Show CD
Abstract Sounds/Plastic Head Distribution


Drei Brüder mit dem klangvollen Nachnamen Calabrese zogen aus, um die Welt des Horrorpunk und Fiendcore um eine weitere Band zu bereichern, wobei CALABRESE sich nicht im Mittelfeld einordnen wollen, sondern wirklich bald zur Speerspitze des Genres gehören könnten. Das Trio aus Arizona verbindet bereits bekannte Klänge zu einem fantastischen Album, welches den frühen AFI-Releases und dem Output von BALZAC in nichts nachsteht. Weitere Ideengeber sind sicherlich die MISFITS, THE DAMNED und die RAMONES. Hymnische Singalongs, schaurige Texte und kraftvolles Riffing machen die zwölf Songs zur Blaupause für künfige Horrorpunk-Generationen und auch wenn „The Traveling Vampire Show“ einfach kontextuiert werden kann, so bringen die drei Brüder doch so viele Ideen mit, dass man ihnen keinen Plagiatsvorwurf machen darf. Der einzige kleine Kritikpunk wäre, dass der Nachfolger des Kultalbums „13 Halloweens“ etwas glattgebügelt klingt und man bewusst enorm auf Pop-Appeal setzt. Für meine Begriffe hätte das Album, welches in den Staaten bereits im Januar 2007 veröffentlich wurde, ruhig etwas dreckiger klingen dürfen, aber den Dreien jetzt eine zu gute Produktion vorzuwerfen, wäre doch etwas überzogen. An CALABRESE führt jedenfalls kein Weg vorbei und Davey Havoc wird sich ärgern, dass dieses Trio in fünf Jahren Existenz eine musikalische Genialität erreicht hat, die Havoc und AFI meiner Meinung nach immer nur vor Augen hatten aber nie so umsetzten konnten, wie es CALABRESE gelingt. (8) Thomas Eberhardt

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CODE RED
The Art Of Trinity CD
Lex Artis/Cargo


Trash ist eine Stilrichtung, die langsam aber sicher, auch im Zuge des Metal-Booms, wieder aus der Versenkung auftaucht und CODE RED sind neben NUESTROS DERECHOS eine aktuelle Band, die ihre moderne Interpretation gleich auf einem Full Length-Album darbietet. Groove hat "The Art Of Trinity" auf jeden Fall auch und die Stop-And-Goes erinnern bisweilen auch angenehm an SYSTEM OF A DOWN, aber auch Bands wie FORBIDDEN, TESTAMENT, SLIPKNOT, IRON MAIDEN oder METALLICA haben ihren Weg in die Stereoanlagen nach Oberfranken gefunden. Das klingt jetzt alles reichlich traditionell, aber der Fünfer verbindet eben altbewährte Elemente mit modernen Passagen, wobei das Moderne im Mittelpunkt steht. Dazu kombiniert man Melodie mit reichlich Rhythmus. Die Vocals sind meist gesungen und CODE RED fesseln durch ihr unheimliches Gespür für mitreissendes Riffing, wie schon der Opener "Action Speaks Louder Than Words" zeigt. Die folgenden zehn Lieder stehen dem in nichts nach. Das Digipak und die aufwendige Produktion machen dieses Album schließlich zu einer runden Sache für Metalfans. (39:27) (7) Thomas Eberhardt

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DEAR WOLF
The Falldownstandup CD
Fastball Music/Neo/Sony Bmg


DEAR WOLF waren in den 90er Jahren für einige Zeit eine feste Grösse in der deutschen Alternative-Landschaft und mit ihrem fünften Album "The Falldownstandup" zeigen sie nochmal, wo ihre Vorzüge liegen. Ein schauriges Glenn Danzig-Vibrato in der Stimme, der erdige Bass, die überraschenden Umbrüche, die euphorischen Refrains und eine deutliche Melancholie, dies alles beeindruckt bereits beim ersten Hören. PLEASURE FOREVER und MADRUGADA sind vergleichbare Bands, wenn man um eine Einordnung ins Gesamtbild bemüht sein sollte, aber bei DEAR WOLF spielen derart viele Einflüsse eine Rolle, dass man eigentlich mit Fug und Recht behaupten kann, dass die Krefelder ihren ganz eigenen reifen Stil haben. DEAR WOLF sind eher Storyteller im Sinne von Johnny Cash, Joe Strummer und Nick Cave als dass sie "nur" einen Song schreiben, sie nehmen einen gefangen und lassen den Hörer so schnell nicht wieder los. "Sister Ray" hat einen bombastischen Refrain und kombiniert traditionelle Alternative Elemente mit modernen Passagen, die auch von IGNITE sein könnten. Der Versuch einer Kategorisierung muss hier scheitern und generell muss man einfach sagen, dass Menschen mit einem guten Geschmack dieses Album für gut befinden werden, in welche Schublade man es nun auch immer steckt. Ein mehr als gelungenes Comeback. (46:53) (7,5) Thomas Eberhardt

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DEWANTO
Listen. Dance. And. Destroy. CD
Dewanto


Die Band selbst bezeichnet ihren Stil als Dancecore und wenn man die sieben Tracks von "Listen. Dance. And. Destroy." gehört hat, dann macht dieses Label mehr als Sinn, denn das Fundament des Sounds bilden ein rhythmisch agierender Bass, tieftönende Synthies und ein prägnantes Schlagzeug. Der Groove ist also zentral, aber auch Postcore-Elemente gehören zur Ergänzung zum Stil der Band. So bewegt man sich zwischen den Polen MILEMARKER, ROBOCOP KRAUS, HOT HOT HEAT und NO KNIFE, legt den Schwerpunkt aber ganz klar auf Funk, Synthies und ergänzt dies mit einer Runde Gekreische. Bisher die originellste heimische Band, die ein derart stimmiges und hippes Album auf die Beine stellen konnte. Ein beachtlicher Release, den man sich direkt bei der Band bestellen kann. Eine Klasse für sich. (20:51) (8) Thomas Eberhardt

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DOME LA MUERTE AND THE DIGGERS
S/t CD
Go Down Records


Die "Diggers" waren Bestandteil einer politischen Bewegung, die Ende des 19. Jahrhunderts ihren Anfang nahm und im Zuge der Sechziger Jahre wieder an Zugkraft gewann. Die Mitglieder dieser Bewegung rebellierten gegen das Establishment, die Bourgeoisie und die Doppelmoral in der amerikanischen Gesellschaft. Ferner steckt hinter dem Bandnamen natürlich Dome La Muerte, Gründungsmitglied bei CCM, die von Jello Biafra höchstpersönlich produziert wurden. Er spielte aber auch Gitarre bei HUSH sowie NOT MOVING und hat ausser Lady Casanova, die sich neben den verruchten Backing Vocals auch für den Bass und das Cover-Konzept verantwortlich zeigt, auch noch Emiliano, der auch schon mit Lady Casanova bei NOT RIGHT spielte und Matteo von THUNDER ROD COMPANY ins Boot geholt. Der Stil der DIGGERS ist sicherlich von THE CRAMPS und den ROLLING STONES inspiriert worden, aber auch Muertes eigene Projekte spielen eine grosse Rolle. In "Get Ready" hat man ein charmantes "Sympathy For The Devil"-Zitat integriert und auch die restlichen Tracks sind eine klasse Mixtur aus den STONES und den HELLACOPTERS. Als Gast konnte man Rudi Protrudi von den FUZZTONES gewinnen. Mit Cold Turkey von John Lennon gibt es noch ein Cover. Das Album kommt als schönes Digipack und ist wirklich ein Kleinod an Lofi-Rock n' Roll-Perlen, ganz grosse Klasse! (33:21) (7,5) Thomas Eberhardt

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EATUNDA TABLE/A NEW HOPE
Follow The Asphalt Split CD
Big Deal Records


Auch wenn der Name anderes vermuten lässt, hält sich der Crossover-Anteil bei der ersten Band in sehr engen Grenzen, man hört primär Metalcore, von Doublebass untermalt und mit Death Metal-Growls noch eine Spur mehr nach Skandinavien weisend. Die Produktion ist grundsolide und vom Synthie über Gesangspassagen bis hin zum melodischen Solo mit Tabbing bekommt man von dem Fünfer alles geboten, was moderner Metal hergibt. A NEW HOPE haben ihre Sozialisation dann wohl eher in der Hardcore-Szene erlebt und demnach hört man etwas schnellere Songs, oftmals ein paar Gangshouts, einige Dissonanzen und generell erinnert die Band eher an MAROON oder HEAVEN SHALL BURN als an DISMEMBER. Gesprochene Passagen erweitern die Ausdrucksfähigkeit von A NEW HOPE um eine weitere Facettte. Von EATUNDATABLE hört man sechs Lieder und die Splitpartner geben dann noch fünf Lieder obendrauf. Zu entdecken gibt es allemal viel, denn beide Bands haben etliche Ideen und bauen unheimlich viele verschiedene Einflüsse in ihr Songwriting ein. Das Layout des Albums ist erfrischend klischeefrei und überzeugt auch durch die optische Gestaltung. Wer komplexen Metalcore mit vielen Experimenten mag, sollte hier unbedingt zugreifen. (47:52) (7) Thomas Eberhardt

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FIGHTBALL
S/t CD
Dambuster Records/Cargo


FIGHTBALL verbinden traditionellen Streetpunk mit melodischem Ami-Punk, wie es Bands wie es BOMBSHELL ROCKS oder THE UNSEEN tun und fahren damit gut, denn das Quintett weiß, wie man gute Hooks schreibt, bleibt aber zu oft berechenbar und erreicht selten die Finesse, die man von Gruppen wie FAR FROM FINISHED oder FRONTKICK kennt. Handwerklich ist das selbstbetitelte Debütalbum gut gemacht, aber Songs wie die von FIGHTBALL hat man schon etliche Male gehört und meinen doch sehr hohen Ansprüchen kann dieser doch recht simpel gestrickte Longplayer nicht genügen. Die Riffs sind amtlich, der Gesang authentisch und strassentauglich, aber der Funke mag nicht so recht überspringen, da fehlt mir einfach die Originalität, dass beginnt beim Namen und hört bei den altbekannten Riffs auf, die man mittlerweile schon auswendig kennt. (33:49) (5) Thomas Eberhardt

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LOS FUOCOS
Revolution CD
Go Down Records


Nach den grandiosen Alben von DOME LA MUERTE und SMALL JACKETS präsentiert das italienische Label Go Down Records ein Trio aus Mailand, welches sich ebenfalls im Fahrwasser der HELLACOPTERS und GLUECIFER bewegt. Da sich die genannten Gruppen aber langsam auf`s Rententeil zurückziehen, bleibt natürlich reichlich Raum für neue Bands, die sich auf dem Sektor des dreckigen Rock n`Roll bewegen wollen und selbst wenn dies bisher die Domäne der Skandinavier war, können LOS FUOCOS mit "Revolution" problemlos mit den Nordlichtern mithalten. Die langhaarigen, bärtigen Herren nutzen die minimale Instrumentierung zu ihren Gunsten und bringen jedes Instrument zur optimalen Geltung, wobei sie aber auch manchmal ins Stakkato fallen. Hier hört man kurzweilige Unterhaltung der ersten Güteklasse, denn den traditionelle Anteil, der von Gruppen wie MC 5 und RADIO BIRDMAN beeinflusst wurde, hat man mit TURBONEGRO-Bombast kombiniert und so ist der Hörer nach kurzer Zeit euphorisiert. Zehn Lieder und ein Beatles-Cover machen "Revolution" zwar nicht gerade zum radikalen Umbruch des Bisherigen, aber Go Down Records gefällt mir von Release zu Release besser und wird sich wohl bald zur festen Institution bei Musikfans gemausert haben. Besucht doch mal die Labelseite und macht euch selbst ein Bild. (39:19) (7) Thomas Eberhardt

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MIKROKOSMOS 23
Als wir jung waren ist jetzt CD
Kids In Misery


Direkt aus der Porzellanstadt Meißen kommt dieses hervorragende Album, welches schon beim ersten Durchlauf TURBOSTAAT in Erinnerung ruft und an YAGE, aber auch an ESCAPADO denken lässt. Große Worte, denen MIRKOKOSMOS aber bereits beeindruckende Taten vorangeschickt haben, nämlich "Als wir jung waren ist jetzt" mit seinen neun Tracks, die geistreich, mitreißend und von seltener Schönheit sind. "Sand im Kopf" zitiert mit seinem verspielten Gitarrengeklimper charmant MINERAL, ohne den Schwung hinten anstehen zu lassen. Die aufsteigenden Harmonien schüren die Erwartung und am Ende des Liedes kommt dann eine so passende Zeile wie "Happy End Hollywood ist eine Stadt, die ich nicht kenne, nicht kennen will". Das Quartett pendelt jedenfalls konsequent zwischen Selbstaufgabe und Aufbruchstimmung, wobei die Melancholie immer mitschwingt. MIKROKOSMOS 23 könnten die nächsten ESCAPADO werden und sollten dies auch! (31:31) (8) Thomas Eberhardt

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NO TURNING BACK
Stronger CD
Reflections Records


Ähnlich wie TO KILL müssen sich auch die Niederländer NO TURNING BACK an ihrem letzten Longplayer "Holding On" messen lassen. Das Artwork deutet schon an, dass man wohl kaum mit einem krassen Stilbruch rechnen muss und auch die ersten Songs zeigen, dass das Quartett weiterhin Old School Hardcore mit Crewshouts spielt und gerne auch mal das Tempo etwas reduziert. Funktioniert eigentlich ganz gut, denn uptempo Alben hat man in letzter Zeit ja unheimlich viele gehört. Diese nostalgische Note steht Songs wie "Stronger" gut zu Gesichte und macht das gesamte Album zu einem beachtlichen Release. Was anfangs rein optisch wie ein warmer Aufguss von "Holding On" wirkt, ist wahrlich mehr als das. Vielleicht hätte man aber trotzdem auch was das Artwork betrifft was neues versuchen und nicht nochmal Bas Kahle verpflichten sollen. Die Balance zwischen schnellen und gesetzten Passagen stimmt jedenfalls und so kann man sich die vierzehn Songs mehrmals ohne Abnutzungserscheinungen anhören. Ein Song wie "Found My Way" schielt neuerdings mehr in Richtung New York Hardcore, aber wer will sich über Einflüsse wie MADBALL, CRO-MAGS oder MERAUDER beschweren, schließlich ist das, was danach kam auch nicht unbedingt besser gewesen. Klar, NO TURNING BACK zitieren sich auf diesem Album auch gerne selbst und ihre Texte sind nicht unbedingt die innovativsten, aber ein waschechtes Hardcore-Album ist eben ein waschechtes Hardcore-Album und keine MAIDEN-Liveshow mit drei Gitarristen, aber etwas mehr Veränderung wäre doch drin gewesen, denn im gleichen Studio mit dem gleichen Produzenten zu arbeiten und dann nochmal Alan Douches das Mastering machen zu lassen, grenzt ja fast schon an Routine. Fazit: Stagnation auf höchstem Niveau. (31:36) (7) Thomas Eberhardt

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NUESTROS DERECHOS CD
Struggling With The Dark
nuestrosderechos.nl


NUESTROS DERECHOS ist Spanisch für unsere Rechte und die Musiker aus Utrecht, die sich zum gleichnamigen Trio zusammenschlossen, dürften seit der Split mit DE WAOZIN keine Unbekannten mehr sein. Das Debüt machte jedenfalls Eindruck und auch den Ausstieg von Bassist Jan-Willelm hat die Trashmetal-Band mit Janet, ehemals bei T.B.C., gut kompensieren können. Da Trash durch das hohe Tempo auch immer irgendwo die Schnittmenge von Punk und Metal war und NUESTROS DERECHOS Trash mit „der Intensität von Hardcore“ vermengen, ist das Full-Length Debüt definitiv auch für alle Gruppen interessant. Der Wechsel zwischen Midtempo-Passagen und rasend schnellem Riffing, sorgt für Spannung und auch textlich zeigen die Niederländer Köpfchen, denn in „Spam“ wurden originale Spam-Mails zu einem Text zusammengefügt und kritisch hinterfragt, während man sich in „Insomnia“ mit Schlafstörungen auseinandersetzt. Natürlich dürfen Songs über den Teufel und Nosferatu nicht fehlen, aber eine besonders epische Idee war natürlich der Track „Nazgul“, der an die neun dunklen Reiter aus Tolkiens Herr der Ringe angelehnt ist. Janet steuert bisweilen Backup-Vocals bei, die für Gänsehaut sorgen und so gelingt es der Band ein eigenes Universum zu schaffen, welches angenehm nostalisch ist und jedem METALLICA-Fan der ersten Stunde in Verzückung versetzen dürfte. (21:51) (7,5) Thomas Eberhardt

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PUNISHABLE ACT
The Rhythm Of Destruction CD
Streetjustice Records/New Music Distribution


Die Vita von PUNISHABLE ACT liest sich etwas anders als die der meisten anderen Bands, denn wo viele Gruppen Referenzen angeben, können PUNISHABLE ACT auf die eigene Geschichte zurückblicken. Hervorgegangen ist die Band aus REASORZ EXZESZ , die 1985 in Ostberlin gegründet wurden. Später machte man als ROUGH CALLED weiter und seit 1993 ist man als PUNISHABLE ACT unterwegs. Musikalisch ist „Rhythm Of Destruction“ eine wuchtige Angelegenheit, die an AGNOSTIC FRONT und MADBALL erinnert und durch die lange Präsenz hat die Band natürlich auch viel zu sagen. Oftmals wird deutlich, dass die Berliner extrem am Puls der Zeit leben und durch ihren Wohnort gesellschaftliche Themen intesiver thematisieren als andere Gruppen. Dafür grosses Lob, denn in Zeiten grosser sozialer Herausforderungen, muss man diese auch ansprechen. Etwas störend finde ich in diesem Zusammenhang das schlechte Englisch des Fünfers, aber da man versucht komplexe Themen zu behandeln und auch viele gute Inhalte präsentiert, wollen wir das Formale mal nicht so eng sehen. PUNISHABLE ACT melden sich mit einem Knall zurück. Alle Achtung. (7,5) Thomas Eberhardt

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SKEPTIC ELEPTIC
Get Addicated CD
Dambuster Records/Cargo


Die Gründung von SKEPTIC ELEPTIC liegt bereits acht Jahre zurück und bei der Halbwertszeit im heutigen Musikbiz kann man die Krefelder durchaus als alte Hasen bezeichenen. Trotz grösserer Erfolge wie ein Auftritt beim diesjährigen FM 4 Frequency in Österreich, befindet sich das Quartett aber immernoch im Punkrock-Kontext und ist vom Stil her am ehesten mit THE BRIEFS vergleichbar, wobei einige Tracks auch an THE HIVES erinnern. Das Album hat definitiv den ein oder anderen Ohrwurm zu bieten und wird Pop-Punk-Fans in Verzückung versetzen. Neben den Alben „Madman`s Bride No1“ und „Sick Sick Sick“ haben SKEPTIC ELEPTIC noch eine Split THE STAGGERS aus Österrich aufgenommen. „Atomic“, welches als Cover-Hit-Single angekündigt wird, ist nicht gerade mein Favorit auf dem Album, aber insgesamt ist „Get Addicted“ ein überdurchschnittlich gutes Album. Sollte man mal antesten. (33:49) (7) Thomas Eberhardt

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STRENGTH APPROACH
All The Plans We Made AreGoing To Fail CD
Gsr Music


"Sick Hearts Die Young", das letzte Album der Band aus Rom, ist wohl eines der besten Hardcore-Alben, die jemals in Europa aufgenommen wurden und war schlichtweg ein perfektes Meisterstück. Gegründet wurden STRENGTH APPROACH 1996 in der italienischen Hauptstadt und neben etlichen Seveninches ist das Quintett vor allem eine Liveband, die so ziemlich alle Kontinete bereist hat und 2006 sogar eine Japantour absolvierte. Aufgrund des formidablen Vorgängeralbums waren meine Erwartungen extrem hoch und vor allem hatte ich die Hoffnung, dass man sich stilistisch weiterentwickeln und nicht eine Neuauflage des Vorgängers abliefern würde. Ebendas ist der Fall, denn der pessimistische Grundtenor der Band ist einer euphorischen Stimmung gewichen und die Hymnen haben neuerdings einen deutlichen AC/DC-Einschlag, wobei SLAPSHOT, SICK OF IT ALL und KID DYNAMITE weiterhin die Basis des Sounds bilden. Ganz banal ausgedrückt könnte man sagen, dass man der Band die Spielfreude anhört. So machen die 15 Tracks Spaß und regen auch immer wieder zum Schmunzeln an, denn Titel wie "My Life Is A Side Project", "I'd Rather Fall On My Own Mistakes Than Have You Bring Me Down To Yours" oder "It's Not Pessimistic, It's Realistic" sind eben erfreulich klischeelos und zeigen, dass STRENGTH APPROACH auch Sinn für Homur haben und was wäre die Welt ohne ihn? (28:41) (7) Thomas Eberhardt

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TO KILL
When Blood Turns Into Stone CD
Gsr Records


Nach dem recht experimentellen Vorgänger "Vultures", setzen TO KILL diesmal wieder auf Kompromisslosigkeit und neben dieser musikalischen Veränderung gab es auch noch einen Wechsel am Sechssaiter. Tommi hat sich von der Band verabschiedet und wurde durch die Gitarristin Camilla ersetzt, die auf dem letzten Album auch schon die Backup-Vocals bei "Time To Say Goodbye" übernommen hatte. Die uptempo Hardcore-Songs der Marke TERROR werden auf "When Blood Turns Into Stone" jedenfalls wieder vorzüglich umgesetzt, selbst wenn etwas mehr Variabilität sicherlich möglich gewesen wäre. Lediglich die Rhythmusgruppe sorgt für Umbrüche und setzt auch einige Akzente, indem sie leichte Disharmonien einbaut, was stellenweise extrem nach INDECISON klingt. Die Produktion ist dieses Mal etwas klarer und den Endmix hat Tue Madsen in den Antfarm Studios übernommen, folglich gibt es an der Aufnahmequalität nicht zu mäkeln. Wer`s eher experimentell mag, muss sich wohl erstmal mit dem Wandel arrangieren, aber ein Song wie "To Live And Die In Vain" kann selbst ohne besonders komplexe Strukturen überzeugen, indem man einfach verschiedene Rythmen kombiniert und so reichlich an Fahrt aufnimmt. (28:42) (7) Thomas Eberhardt

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TSCHEBBERWOOKY AND FRIENDS UNPLUGGED
The Wooky People CD
Fastball/Sony Bmg


Neun Musiker aus der Steiermark haben ihre ganz eigene Interpretation von Reagge und verwirklichen diese anhand verschiedenster Instrumente. Neben den traditionellen Begleitinstrumenten wie Gitarre, Drums und Bass hört man auch ein Piano, ein Akkordeon, eine Violine und anderes. Die zwölf Tracks erinnern mich eher an Jack Johnson und Peter Tosh als an Gentleman, denn die Atmosphäre ist sehr harmonisch und entspannt. Die beiden Background Sängerinnen sorgen für weitere melodische Elemente machen den Gesamtklang noch facettenreicher. In "Rastaman" hört man sogar Ukulelen-Klänge, da muss man unweigerlich an Adam Sandler oder Ben Stiller denen, die ja auch mal ganz gerne Reagge in ihren Filmen integrieren. "We Never Give Up" ist dann einer der wenigen Songs, die durch die Rhythmussektion getragen wird und auch substanzielle Basslines zu bieten hat. Meiner Meinung nach wird der Bass in den ersten Liedern ziemlich vernachlässigt, aber die spanische Gitarre in "Move And Dance" entschädigt dann doch wieder diese kleine Manko. Eigentlich könnte man schon fast sagen, dass TSCHEBBERWOOKY AND FRIENDS eher Weltmusik als nur Reagge spielen, jedenfalls klingt "The Wooky People" sehr kosmopolitisch. Das Album erscheint als schönes 3 Panel-Digipack und im opulenten Booklet sind auch alle Texte abgedruckt. (47:02) (6,5) Thomas Eberhardt

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SANTIAGO HOW COME
Position CD
Trusty Road Records


Dieses Trio aus Münster hat sich dem DC-Sound der frühen Neunziger verschrieben und orientiert sich dabei an Gruppen wie HOT WATER MUSIC und HOT SNAKES. Auch JAWBREAKER werden als Ideengeber und Inspiration genannt und wen bringt die Band um Blake Schwarzenbach nicht ins Schwärmen? Aber wieder zurück zu SANTIAGO HOW COME. Ein Vorteil, den Trios haben, besteht sicherlich darin, dass jedes Instrument genügend Raum zur Verfügung hat, um sich zu entfalten und SANTIAGO HOW COME haben trotz dieses Freiraums keine Lücken im Klangteppich, sondern schaffen es einen dichten und druckvollen Sound zu kreieren. Sie haben die Power der Mid-Nineties-Emocore-Bands gut eingefangen und wenn ihr gerne etwas in Nostalgie schwelgt, dann ist das Trio aus Münster die erste Adresse für euch. Die fünf Tracks beweisen jedenfalls, dass SHC reichlich Potential haben und wenn ich man "Fine As Long As It Lasts" mit seinen Stakkatorythmen und den ansteigenden Powerchords gehört hat, dann hofft man auf einen Longplayer und fragt sich innerlich wann es soweit sein wird. Bis dato ist "Position" aber ein mehr als schmackhafter Apperitif. (13:56) (6,5) Thomas Eberhardt

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WARSTREET
Watch Your Back CD
Shining Recordz


WARSTREET entstanden 2006 aus der Asche der TUBESUCKERS und da die Mitglieder der Band Mittdreissiger sind, muss man die Einflüsse eher in den Achtzigern bei AGNOSTIC FRONT und den CRO-MAGS und CAUSE FOR ALARM suchen, als bei modernen Gruppen. Dementsprechend roh geht es bei den Herren aus Karlsruhe auch zu, New York-Hardcore in Reinkultur eben. Statt introspektiver Selbstanalyse hört man Kritik am System, fordert Veränderungen und positioniert sich gegen Rechts. Aufgenommen wurde das Album bei Matze Preiss auf Mallorca. Neben der Inselatmosphäre bietet das Studio hochwertiges analoges Equipment und so klingt "Watch Your Back" sehr erdig und authentisch. "You Can Not Stop Us" ist ein klasse Song, der einfach zeigt, dass WARSTREET verinnerlicht haben, wie ein Hardcore-Song klingen muss. "Warstreet" bildet dann den würdigen Abschluss eines kurzen, aber sehr deftigen musikalischen Ausfluges. (16:17) (7) Thomas Eberhardt