WITH LOVE, March 2013-Reviews

MARCH 2013

Text?

&&&
S/t CD
Zach Records


Stephan Roiss lässt seiner Kreativität freien Lauf und kollaboriert mit 15 verschiedenen Combos von denen seine Hauptspielwiesen FANG DEN BERG und TUMIDO den Reigen eröffnen und zugleich eindrucksvoll einläuten. Die Fusion mit JUJU beginnt mit einer Twin-Peaks-artigen Saxophon-Melodie, die dann zusehends wirrer und psychotischer wird. Mit REGOLITH gibt es einen recht simplen Track, die Teamarbeit mit DAKOTA G.C ist widerum ein echt typischer Hip-Hop-Track, der aber durch seine Texte brilliert. So weit so abwechslungsreich! FANG DEN BERG und TORTOMA bieten in "Agropolis" dann ein echtes Krachlied, welches BULBUL in "Faustboi" mit creepy Soundscapes und Roiss mit Geflüster konterkarrieren. Sozusagen zenartige Entspannung, die für ruhige Momente sensibilisiert und die Dimensionen von Musik auslotet. "Hidden by the grapes" geht dann eher in Richtung SEBADOH und fängt die Idylle einer beginnenden Romanze ein, ohne dass viel gesagt werden müsste, Roiss bringt es in wenigen Zeilen auf den Punkt. Ganz klar mein persönliches Highlight. MES und "Feenstaub" widmet sich dem Gegenentwurf zur Romanze, der Trennung und türmt Frust meterweise auf, bis Roiss schließlich wortkarg resigniert. Gegen Ende wird es dann elektronisch. ÄFFCHEN UND CRAIGS drehen die Angeberei des Hip Hop mal ins Negative um und Roiss zählt minutenlang die Schwächen des Teams auf, was herrlich selbstironisch daherkommt. In Summe ein schöner Horizontöffner, ganz egal ob man jetzt dies oder jenes Genre hört, &&& überzeugt durch Wortgewandtheit. ThEb (7,5)

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THE BLACK WIDOW'S PROJECT
Heavy Heart CD
Shitstem Records


Zu den Legionen an Okkultrock-Bands gesellt sich immer häufiger auch die ein oder andere Stonercombo und THE BLACK WIDOWS PROJECT bieten wirklich alles, was man sich von besagtem Genre erhoffen darf. Knarzende Gitarren und Stop and Go-Riffs einerseits, melodischer Gesang und hypnotisch-zyklische Akkordfolgen andererseits, das Full Length-Debüt macht auf alle Fälle Eindruck. Die simplen Riffs von "Love is a weapon" und "Cold snakes" werden durch starken Leadgesang gehörig aufgemotzt und dafür, dass man den Release-Einstand mit der EP "Benefit Of The Doubt" erst 2010 hatte, hört das Trio sich hier schon recht routiniert an. Vielleicht hätte man das Album etwas straffen können, aber wer will sich über einen 14 Song starken Output beklagen? Na ja, hat durch den Umfang halt so seine Längen, aber insgesamt können sich die Schweizer durch ihr moderates Tempo deutlich von der Konkurrenz absetzen. Die Highlights sind sicherlich der psychedelisch-primitiv-rockende Track "We have to be free", das von einem Sample garnierte "Interlude" und das Seattle-lastige "Got the devil". Das Album kommt als Digipak. ThEb (7,5)

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BLEEDING EYES
A Trip To The Closest Universe CD
Go Down Records


Etwas gewöhnungsbedürftig ist der italienische Gesang bei dieser Sludge-Band, instrumental ist die Herangehensweise bei "Terzo Occio" oder "Arrotino" aber schon interessant. Die Gitarren sind derart tief gestimmt, dass man um Gehör und Geräte fürchtet, aber dabei geht leider auch der Bass drauf. In "Pozzo Senza Fonda" kommt der aktuell unvermeidbare Southern-Einschlag zum Einsatz, aber die Vocals sind recht monoton, so dass man sich eigentlich fragt, weshalb BLEEDING EYES unbedingt so reduziert zu Werke gehen müssen. Einziger Lichtblick ist "Barrage" da die Combo hier etwas atmosphärischer agiert und deshalb wesentlich facettenreicher wirkt. Das Gros von "A Trip To The Closest Universe" kann aber keinerlei "Trips" musikalischer Art anbieten, sondern haut immer auf die Zwölf, was nach geräumer Zeit einfach ins Leere geht. Recht durchwachsen. ThEb (5)

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KILL FOR PEACE
Logjam CD
Don't Trust The Hype Records/Uproar For Veneration


Dieser Vierer ist ein absoluter Glücksfall für alle BROTHERS KEEPER-Afficionados, die den gekeiften "Gesang" von Mike Ski wertschätzen. Dazu gibt es Powerchords wie man sie eben von INDECISION oder TERROR kennt. In "Pissed off" nimmt man etwas das Tempo raus, und wirkt dadurch noch heavier. "Venetian shutter" hingegen ist ein uptempo Track, der eindrucksvoll beweist, dass KILL FOR PEACE ein echtes Groovemonster ist. Trotz der recht kurzen Spielzeit ein ziemlich lohnendes Album, weil die Band aus Valenciennes Punk, Trash und Hardcore fusioniert und wegen des Genremixes eben viel facettenreicher ist als Bands die sich strikt an einen Stil halten. Inhaltlich richtet sich das Album gegen Dogmen, Religion, mediale Verdummung und gesellschaftliche Zwänge und Verpflichtungen, bleibt dabei aber recht konkret und direkt, so dass hauptsächlich die Magengrube angesprochen wird. ThEb (7)

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THE EARLY MAMMALS
Horror At Pleasure CD
Devouter Records


Bereits der Opener "Right Hand" mit seinen psychedelischen Hallschwaden, der dann langsam in "Final Witch" müdet, deutet an, dass hier jemand sein Handwerk versteht. Dass die Briten Rob Herian, Ben Davis und Deniz Belendir, letzterer kümmert sich um die Orgel und Synthies, in etwas unorthodoxer Besetzung spielen, fällt durch den Klangkosmos, den Belendir kreiert, gar nicht weiter auf. Kurzum, hier fehlt der Bass, aber die Gitarre ist downtuned und die Band erst seit ziemlich genau einem Jahr aktiv, also Schwamm drüber. Zuvor war Rob Herian bei ELKS verdingt, die zwar einen Bassisten hatten, aber die neue Orgel erweitert das Spektrum der Band auf phänomenale Art und Weise. "Demon or saint" fusioniert zudem Southern Rock, Sludge und krönt alldies durch ein unheimlich schlagkräftiges Fuzzsolo. Das Unikum an diesem Album ist, dass man beinahe an die Heaviness von RED FANG oder BARN BURNER rankommt und diese mit dem psychedelischen Anspruch und der Virtuosität von HAWKWIND verbinden möchte. Funktioniert auch recht gut und Dersert-Rock-Sprengsel wie in "Coming back" sind natürlich wie immer gerne gesehen. Wow, die müssen sich ziemlich ausklinken um in einer ehemaligen Londoner Butterfabrik solche verträumt spacigen Songs einzutrümmern. Apropos Trümmer, die Aufnahmequalität ist so medium, aber dafür sind die Übergännge schön fließend und der Stil extrem innovativ, auch durch die Vocals, die teils recht creepy sind. Absoluter Anspieltipp ist "Money shot". Outstanding! ThEb (8)

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Jack La Motta And Your Bones
Baby Give Me My Chick CD
Go Down Records


Schmieriger Country-Western-Redneck-Ausflug mit textlichen Schlüpfrigkeiten gefällig? Dann dürfte dieses italienische Quartett den Nagel auf den Kopf treffen, denn neben banalen Countrysongs wie "Baby give me my chick" hört man auch krudere Tracks wie "Violent rural country" oder den Mexicana-Smasher "Puerca Vaca", natürlich inklusive Trompete. Dass JLM AND YOUR BONES es eher humorvoll nehmen, muss der geneigte Hörer natürlich wissen, Schwermut kennt die Combo nicht. Unter den 12 Songs kann man aber etliche Highlights finden, besonders "Western Colibrì" mit seinem zyklischen Basslauf und der tollen Mundharmonika lassen aufhorchen. Die Tatsache, dass dieses Album hier schon funf Mal oder so lief, zeigt ja auch, dass irgendwas an dieser spinnerten Band dran sein muss. Sicherlich kein essentielles Album aber eine sichere Bank, wenn man in Schwung kommen möchte. ThEb (7)

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LAST KILLERS
Wolf Inside! CD/LP
Go Down Records


Wie schon den Vorgänger "Violent Years" (siehe November 2010) kann man "Wolf Inside!" eigentlich nur über den grünen Klee loben, weil das italienische Quartett einfach explosivsten Garage-Rock spielt, wie man ihn von Bands wie THE MC 5, AMBOY DUKES oder wenn's was aktueller und europäischer sein darf, THE INCREDIBLE STAGGERS kennt. Da darf auch mal die Mundharmonika als Reminiszenz an große Beatbands rausgeholt werden, ohne dass deshalb eine Ballade her müsste. Etliche Songs haben eine dominate Orgel, die diesmal zwar nicht wie beim Vorgänger von Brian Auger eingespielt wurde, aber dafür glänzt "Chelsea" durch eine mitreissende Saxophon-Passage und man könnte beinahe meinen, die 60er hätten nie aufgehört, wenn man sich den Song anhört. Etwas mehr nach CALABRESE klingt dann die Spook-Nummer "The Creature" während "Tally Ho" ein gängiger Beatsong ist, aber trotzdem charmant rüberkommt und gerade in Kontrast zu recht rohen Nummern wie dem genialen Track "Tornado", eine schöne Homage an "My Shoronna", die dann aber etliche eigenene Akzente setzt, großartig funktioniert. Eine sträflich unterbewertete Band, die aber von drei Labels unterstützt wird und daher bestimmt bald zu den verdienten Lorbeeren kommen wird. Ein absolutes Killeralbum, bei Go Down auch als Vinyl erhältlich. ThEb (9)

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NIGHTSHADE
Omaga CD
STF Records


Mit diesem dänischen Trio gelingt STF nach "Relief By The Sun" von ELIZIUM ein weiterer Achtungserfolg im Gothic/Wave-Bereich und die zehn Songs auf "Omega" sind wahrlich erfrischend, da sowohl Elektronika, als auch Gitarren zum Einsatz kommen und sich Tue Brisson und Linda Knudsen zudem die Vocals teilen. Da strenggenommen sowohl Drummer, als auch Bassist fehlen, hat die Band fleißig programmiert und zaubert diese Instrumente flugs aus der Effektkiste. Hierbei hat das Trio aber ein sehr routiniertes Händchen und so muten alle Drums organisch an und sind recht auch varibabel. Der Opener "Mr.X" klingt nach einer Fusion neuerer TIAMAT mit GARBAGE, was durchaus seinen Reiz und auch seine Originalität hat. Der Song "The Omega Sea" ist hinsichtlich der Einflüsse eine sichere Bank für THE 69 EYES- und TYPE O NEGATIVE-Fans aber aber auch Leute, die THE BEAUTY OF GEMINA mögen, dürften hieran, sowie an "Junkfood" und auch dem gesamten Album, Freude haben. Hat zwar noch einige anstregende Momente, weil man manchmal etwas viel bietet, Insgesamt aber ein gutes Album und mit 28 Seiten Booklet auch echt liebevoll aufgemacht. ThEb (7)

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THINNER
Say It! CD
Midsummer Records


Also ich hätte schwören können, dass diese Band zwangsläufig aus den Staaten kommen muss, denn die 15 Songs klingen so sehr nach GOOD CLEAN FUN, CEREBRAL BALLZY, NEGATIVE APPROACH und KILL YOUR IDOLS dass ein europäischer Ursprung erstmal abwegig erscheint. Tja, so kann man sich irren. Die Songs sind jedoch über alle Irrtümer erhaben und richtig großartig wird es wenn das Trio später sogar noch die Hammondorgel einbaut und somit dem Feind aller konsequenten Musiker, der Monotonie, deutlich ein Schnippchen schlägt. Dass hier ex-Mitglieder von ELEMENT mitmischen ist eine schöne Randnotiz, aber mit dem SNAPCASE-Sound dieser Band haben THINNER nicht mehr viel am Hut. "Rubber Boys" ist ein Jazz-Blues-Intermezzo und gipfelt im High-Speed-Track "Pull The Choke" der mich zu der Vorhersage hinreissen lässt, dass dieses HC-Album im weiteren Vorlauf des Jahres schwer zu überbieten sein wird, aber vielleicht ist es ja für die Fans von Vorteil, wenn die restlichen Bands sich noch mehr anstrengen müssen. Konkurrenz scheint wirklich das Geschäft zu beleben, auch wenn ich eigentlich kein Freund davon bin. Das THINNER-Debüt gehört aber definitiv in jede Hardcore-Plattensammlung! ThEb (8,5)