WITH LOVE, May 2013-Reviews

MAI 2013

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ASS OF SPADES
Sleep When You're Dead CD
Heimathome Records


Eines vorweg, ASS OF SPADES sind ein absoluter Geheimtipp für Leute, die gerne BARN BURNER, GYPSYHAWK und andere straighte Kapellen hören und neben einer Vorliebe für THIN LIZZY auch reichlich Redneck-Madness wollen. Hin und wieder darf hier auch mal das ein oder andere Angus-Young-Riff zusätzliches Kopfnicken forcieren und trotz all der Vehemenz bei den beiden Gitarren tobt sich Drummer Sergio ebenfalls kollosal aus, was ASS OF SPADES schon einen deutlichen Vorteil verschafft, wenn man sie mal mit anderen Bands der Stoner- und Southern-Fraktion vergleicht. Hier wird jedenfalls nicht lange gefackelt, denn "Independence day" beginnt mit einem Highspeed Solo, die Riffs knallen, die Drums werden wie spinnert gedroschen und die Vocals klingen tatsächlich etwas nach einem jungen James Hetfield. Dieses recht zuverlässige Erfolgsrezept zieht die Band über elf Songs hinweg durch und hat darüber hinaus einfach ein Händchen für griffige Hooklines und beweist auch in den Soli immer wieder eine Affinität für Bluesläufe. "From north to south" baut diese anfänglichen Tendenzen sogar noch zum harten Bluessong aus und die einzige kleine Schwachstelle dieses Longplayers ist auch schnell abgehandelt, denn das Quartett aus der französischen Schweiz geht manchmal nicht ganz so souverän mit der englischen Sprache um, aber inhaltlich dreht sich eh alles um den Rock n Roll Lifestyle, also was soll's?! "Pancake girl" wiegt das genannte kleine Manko aber wieder rasch auf, denn der 4/4 Takt und die Cowbell geben dem letzten Teil des Albums nochmal ein echtes Highlight. Eine waschechte Rock n Roll Scheiblette, der man einfach anhört, dass ASS OF SPADES gerne eine gute Zeit haben und das überträgt sich in Windeseile auf den Hörer. Wow! ThEb (8,5)

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ASTROPHONIX
Reaction CD
Go Down Records


Rock n' Roll der fünfziger Jahre ist das Leitlämpchen dieses italienischen Trios und damit alles authentisch ist, hat Thommaso Faglia auch einen Upright-Bass, der ihm bestimmt viel Freude beim Transport bereitet. Auch Simone Di Maggio gibt sich ebenfalls stilecht von den Creepers bis zur Gretsch stimmt hier alles, aber "Riot TV" zeigt, dass weit mehr als nur Image hinter dieser seit zehn Jahren aktiven Band steckt, denn der Track glänzt mit einer grandiosen Bassline und lässt an die Lässigkeit von SHARK SOUP denken, denn etwas SOCIAL D und Punkrock schwingt bei ASTROPHONIX ebenfalls mit. "She's a troll" ist eine straighte 4/4 Takt-Ode an nicht ganz so hübsche Damen und "Second-hand hearted boy" ist sozusagen der Ohrwurm des Albums. Also hier jagt schlichtweg ein Hit den nächsten und selbst der größte Griesgram, dürfte hierbei in Partylaune kommen. Ansonsten eine außerordentliche Vorstellung von Mr Di Maggio, der von den SHADOWS, über BB KING bis hin zu ... sämtliche Einflüsse in sein Spielt intergriert hat. Als Rausschmeißer gibt es dann eine aufgeschmalzte Version von "Story of my life", die zum Stil der Band passt und somit auch gelungen ist, obwohl sie etwas vom Original abweicht. Macht einfach einen Riesenspass, dieser Longplayer! (9) ThEb

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ASTRUM ET ABYSSUM
Nebel In Mir CD
STF Records


Hardrock mit Sängerin ist publikumstechnisch ja eigentlich eine sichere Sache und ASTRUM ET ABYSSUM scheinen mit dem Gesamtkonzept gut zu fahren, schließlich sind sie seit 1992 unterwegs. Sie kombinieren deutsche Texte mit Hardrock-Gitarre, gehen in "1001 Nacht" aber schon gehörig Richtung Schlager, was die coolen Ritchie-Blackmore-Tribute-Riffs ziemlich aushebelt. Vielleicht liegt es auch nur an der Sprache, dass es bei mir nicht zündet, denn "Schlangenbrut" und HAMMERFALL sind jetzt nicht Welten voneinander entfernt. Wobei HAMMERFALL bei mir auch nicht zünden, sondern eher Rohrkrepierer sind. Große Klasse sind allerdings die Soli und Riffs von Gunther Schroth, aber auch der Gesang von Beate Scherer ist isoliert betrachtet toll, aber insgesamt ist es nur eben im Zusammenspielt mit den Lyrics etwas zuviel Pathos für meinen Geschmack. "Schlagenbrut" ist sowas wie der Hit des Albums. Dürfte was für Fans von VAN CANTO, NIGHTWISH und ähnlichen Combos sein, aber mir ist's too much. ThEb (5)

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AYS
Suburban Haze MCD
Let It Burn Records


Bevor ihr "Suburban Haze" auflegt, bitte alle zerbrechlichen Objekte aus dem Aktionradius schaffen, sonst geht spätestens beim zweiten Song "Ambitions" was zu Bruch. "Ambitions" legt vom Tempo her nämlich mächtig zu und neben den obligatorischen HC-Einflüssen wie MODERN LIFE IS WAR, THROWDOWN, DEAD STOP und INTEGRITY lässt der Song auch noch an Phil Anselmo denken. Wow, also die Wegberger/Gladbacher waren bisher ja schon verdammt gut, sind nun aber wirklich eine monomentale Bedrohung geworden und "Suburban Haze" gehört defintiv in jede Sammlung und sobald ich das Vinyl in die Hände kriege, kauf' ich mir das auch noch. Auch das Artwork von Shouter Florian Schommer ist herrlich mystisch und einfach großartig geworden. Darüber hinaus stimmt die Kombination aus uptempo Tracks und langsamen Songs wie "Blind faith". Fünf Songs, die sich bestens für die Endlosschleife eigenen wirklich essentiell sind. (8,5) ThEb

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THE BERMUDAS
Bad Luck CD
Go Down Records


Seit über zehn Jahren sind die drei Herren aus Ligurien bereits aktiv und konzentrierten sich neben ein paar EPs und einer Full Length hauptsächlich auf Livekonzerte. Von Marktsättigung durch Releases kann also bei weitem nicht die Rede sein, dafür bekommt man zehn formidable Songs, die Garagenrock, Surf, Psycho- und Rockabilly fusionieren. Drei der Lieder sind auf Italienisch, die verbleibenden sieben Tracks sind auf Englisch und nach fünf Jahren Abstinenz kann man schon mal wieder einen Longplayer rausbringen, Leute. "Second chance" punktet mit Zweistimmigkeit und die vielen Gitarrenlicks machen ebenfalls einiges her. Etwas unspektakulärer als der Release von ASTROPHONIX aber schon ähnlich versiert. Die BERMUDAS gehen etwas traditioneller an die Sache ran und die Überraschungeffekte bleiben ziemlich aus, aber diese konservative Darbietung hat auch ihre Berechtigung und wird bestimmt auch ihre Fans finden. Ein weiteres Highlight der Scheibe ist dann das WALL OF VOODOO-Cover "Mexican Radio" und da das Album jetzt schon zum dritten Mal in kürzester Zeit läuft, kann man schon sagen, dass THE BERMUDAS ohne Einschränkung überzeugen. Ein Tipp für Puristen sind sie allemal, die BERMUDAS und das grandiose THE SHADOWS-Tribute-Solo in "Queen of the road" untermauert diese Behauptung eindrucksvoll. ThEb (8)

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CCW
Scream And Live CD
myccw.fr


Ihren Ursprung hat die Band aus Bordeaux in der Formation COUNTERCLOCKWISE, die 2004 gegründet wurde, allerdings kam es zu Bestzungswechseln und mit Aurelie hat man nun eine tolle Sängerin, die den früheren Frontmann ersetzte. Ergänzt wird sie von Gitarrist Ben sowie Drummer Hervé, womit dann aber rein protokollarisch ein Bassist fehlt. Dafür übernimmt Ben noch das Programming und steuert zusätzlich zur Gitarre elektronische Elemente bei. Der Stil der Band lässt sich irgendwo zwischen LACUNA COIL ("Ending Time"), GUANO APES ("Mercenary") und SENSER ("Twice") verorten. Letzter Track erschien bereits auf der zweiten der beiden Vorgänger EPs namens "Second Nature" und mir persönlich gefallen die gesungenen Passagen besser als die gesprochenen Parts, die eben ziemlich deutlich ins Crossover-Revier abdriften. Aber CCW sind vielleicht genau dies, eine moderne Crossover-Band. Das Trio vermengt Screams mit Gesang, Elektronik mit Gitarre und hat immer recht gute Melodien in der Rückhand. Dürfte angesichts des Stils zwar stark polarisieren, ist aber durchaus ein Tipp für Genrefans.ThEb (6,5)

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CRACKDOWN
Live It Or Leave It CD
Mbm Records


CRACKDOWN haben für ihr aktuelles Album nun wirklich nicht auf's Budget geacht, sondern die Songs bei Alexander Dietz (HEAVEN SHALL BURN) aufgenommen und dann das Ganze noch von Tue Madsen mischen lassen. Dementsprechend knallen die elf Songs dann auch vorzüglichst. Also die Produktion ist echt oberamtlich! Stilistisch könnte man AGNOSTIC FRONT und TERROR als Vergleiche heranziehen, da das Quintett die traditionell wuchtigen, groovigen downtempo-Passagen der New Yorker-Combos intregriert, aber auch die Uptempo-Momente der kalifornischen Szene mit ins Boot nimmt. "No Way Out" fusioniert beide Herangehensweisen und ausnahmsweise hat man auch ein Solo integriert, aber der Großteil des Outputs ist recht typisches Hardcore-Material und das soll nun beileibe keine Kritik sein. CRACKDOWN haben mit "Live It Or Leave It" ein echt straffes Album abgeliefert und der Band gelingt es das Spannungsniveau konstant aufrecht zu erhalten, bestes Beispiel der Smasher "Destroy and Rebuild". Da dürfte live ein Helm hilfreich sein. Definitiv auch was für Fans von SUBZERO oder MERAUDER, da die Vocals schon ziemlich nach Straßengang klingen. Der Bonustrack "Beds Are Burning" von MIDNIGHT OIL ist ebenfalls eine ganz nette Idee gewesen und zeigt, dass schon auch Spass versteht. ThEb (8)

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CHANGÓ
Schneeblind MCD
Office4Music/Alphamusic/Finest Noise


Das Alleinstellungsmerkmal des Trios ist, dass man Mundart singt und im Falle von CHANGÓ handelt es sich um den Dialekt, der im Salzkammergut, Österreich gesprochen wird. Ebenso wie Stefan Roiss und FANG DEN BERG wirkt man erstmal exotisch, aber so eklatant weicht man jetzt nicht vom Standard ab, die Botschaft kommt schon an. Das Presseinfo ergänzt, dass CHANGÓ eine politische Band sind, die sich deutlich links positioniert, also muss man hier trotz Dialekt keine konservativen Werte ertragen. "Schneeblind" und "S'weda" sind sicherlich die beiden Highlights der EP und letzterer Track fundieren auf einem soliden UNIDA-artigen Riff und überzeugt ohne Einschränkung. Spätestens wenn das Fuzzpedal getreten wird, prägt man sich die sechs Buchstaben des Bandnamens rasch ein. Etwas elaborierter geht es dann in "Phantomschmerz" zu, schließlich gibt es hier wieder eine Textebene, was aber niemanden daran hintert wie schon beim EP-Titel nochmals charmant SABBATH zu zitieren. Die MCD kommt als weißes Digi und damit die fünf Tracks auch ordentlich nach Sonne und Stoner klingen, spielte man alles auf Mallorca ein. Diese Leichtfüßigkeit hört man den Songs an und dass die Band ihren eigenen Kopf hat und Mundart singt, lob ich mir allemal, gerade angesichts des aktuellen Kopisten Wettlaufes. ThEb (7)

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CONTRAST
Charybdis CD
Metal Blanc Media / Cargo

Nach dem cineastischen Intro darf dem Melodeath gefrönt werden, wobei das Riffing manchmal noch etwas holprig ist, was daran liegen mag, dass sich auch mal im Midtempo-Bereich bewegt und dann versucht reichlich Variation in die Rhythmik zu bringen. Anscheinend ist es einfacher, wenn man das Tempo anzieht, denn "Gaias Hand" läuft wieder rund. Beachtlich sind vor allem die melodischen Gitarrenleads, die schon gekonnt sind und sowas wie ein Trademark der Band werden könnten. Akustische Intros und das fiese Gekeife ergänzen die Metalcore-Riffs ganz gut, aber ich weiß nicht, warum man hier plötzlich den Hardcore-Einfluss kleinredet und als Death Metal firmieren will, ist von der Struktur her einfach Metalcore, da würden als instrumentaler Vergleich noch am ehesten IN FLAMES herhalten können, die widerum sind aber keine Death Metal Band. Gerade in "Chimärenzorn" mit seinen durchgängigen Leads und den elektronischen Passagen, passt dieser Vergleich glaube ich ganz gut, nur gesanglich gibt es eben Gekeife galore. "Institutionis Pestilentia" überrascht mit einem orchestralen Intro und die Klassikeinlagen ziehen sich durch den gesamten Song, wobei auffällt, dass man eigentlich keinen Bass wahrnehmen kann. Ist eben alles sehr rifforientiert, Refrains, Strophen oder sonstige Wiedererkennungsmerkmale sind leider Mangelware. Trotzdem ist der Nachfolger zum 2008er Album "Stille" schon ein solides Album geworden. Das Artwork ist ebenfalls stimmig. Vielleicht mal mit maximaler Subjektivität selbst antesten. ThEb (6,5)

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INNER SANCTUM
Provenance CD
Finest Noise


Metal aus Indien, die Globalisierung macht's möglich und ihr sei gedankt, denn INNER SANCTUM haben einen echt coolen Sound, der an die guten alten Neuziger und Trashcombos wie TESTAMENT und SEPULTURA denken lässt, wobei INNER SANCTUM natürlich noch Nachwuchstrasher sind, aber ein Song wie "Human disregard" überzeugt mit temporeichem Riffing und die Vocals sind echt ein Unikum, der Sänger faucht mehr als er singt und hängt sich wirklich rein. Diese vier Songs könnten den Jungs aus Bangalore jedenfalls auch auf unserem Kontinent zu gerngesehenen Gästen machen. Daheim scheint die Band schon ganz gut im Rennen zu sein, man durfte 2011 für METALLICA sowie 2012 für SLAYER eröffnen, ist aber auch schon seit 2006 aktiv und zockt wie gesagt auch recht professionell. Selbst im altehrwürdigen Rock Hard fand die Band im Indien-Special Erwähnung und bald werden INNER SANCTUM auch in Europa unterwegs sein. Für Juni sind einige Dates geplant unter anderen das Chronical Mosher Open Air im Vogtland und das Burning Sea in Kroatien. Also nicht verpassen. ThEb (7)

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JENNY HOOKER
Hooker Rock CD
Broken Valve Music


JENNY HOOKER machen Musik für Spätpubertierende, das beginnt beim Bandnamen, geht über's Layout und zieht sich leider bis hin zu den Texten und obwohl die Stoner-Songs instrumental gesehen meist recht gut reinlaufen, gibt mir der Longplayer somit wenig, sondern erinnert eher an die frauenfeindlichen Liveansagen von HOUSE OF BROKEN PROMISES und verhagelt einem schnell den Spaß. Irgendwo lächerlich wenn man selbst zum Klischee verkommt. Was man der Band zugute halten kann, ist vielleicht, dass sie erst 2011 gegründet wurde und von vier jungen Musikern umgetrieben wird, da ist textlich sicherlich noch der ein oder andere Fortschritt drin. Anderenfalls ist die Szene groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen. ThEb (5)

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KORBEN DALLAS
Schwarz auf Weiß. Punkt! CD
Metal Blanc Media / Cargo


Laut Bandinfo nimmt die Band es mit dem Erwachsensein nicht so ernst und das kann man den Neuwieder-Jungs auf jeden Fall schriftlich attestieren. Das superschöne Artwork glänzt mit Pandas plus Luftballons und Pseudonyme wie Ole Pistole lassen einen Hauch von Spaßcombo aufkommen. Instrumental zünden die 13 Songs aber ziemlich gut, was allerdings nicht immer gelingt, sind die deutschen Texte. Manchmal klingt das, als ob Sänger Piny Lyrikstunden beim RAMMSTEIN-Fronter genommen hätte, zumindest in den sprachlich schwachen Momenten. Songs wie "Mee(eh)r" und "Problem", die etwas ernster an die Sache rangehen, werden dann aber auch Leute jenseits der Dreißig fesseln und zeugen auch textlich von Finesse und Humor. Kurzum, je länger ich KORBEN DALLAS höre, desto besser finde ich die. Warum die schwächeren Songs jetzt das Album eröffnen müssen, weiß ich nicht, dass die Band seit 2008 aktiv ist, hört man dem Full-Length-Debüt aber an, denn was hier steigt, ist ausgereift, auch wenn KORBEN DALLAS polarisieren und das auch genießen. Wer in einen Song über Moshpit-Aggressionen ("Insprekor Mosh") aber die Edvard Grieg-Melodie "In the hall of the mountain king" integriert, der ist zweifelsohne einfach eine coole Sau. Die Band trifft mit ihren Themen bis auf wenige Ausnahmen auch ziemlich ins Schwarze, denn die Trivialität des modernen Lebens, allgegenwärtige Besserwisserei, Selbstmord und Stalkertum sind schon lohnende Themen und so stellt sich nach mehrmaligem Hören durchaus eine Akzeptanz ein, mehr noch … man findet Gefallen an diesem schrägen, infantilen Haufen. ThEb (7,5)

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MALM
Hüllenlos CD
Raddatz Records


MALM stehen in der Tradition sperriger und anstrengender Noiserock-Combos wie GODFLESH oder UNSANE und kombinieren ebenso wie Vorbilder schrammelige Basslines mit fiesen Flangersoli, um dem Hörer dann hin und wieder ein Zuckerl in Form von Powerchord-Riffs anzureichen. Dass die Vocals bei MALM auf Deutsch sind, fällt nicht weiter ins Gewicht, denn das Stakkatoshouting zerhackstückt die sozialkritischen Lyrics derart, dass man nicht von der Antirocksprache mitbekommt, wenn man's nicht krampfhaft drauf angelegt. So bekommt "Hüllenlos" auch zwei Ebenen, eine in der die Rhythmik im Vordergrund steht und eine in der man den Text von "Moderne Slaverei" entschlüsseln kann. Der Aufwand lohnt sich dann auch, denn man klagt die Zwänge im Kapitalismus an und findet ein nonchalantes Lösungsmodell, welches hier natürlich nicht gespoilert wird. Die reduzierte Besetzung, also Drums, Bass, eine prägnante aber zurückhaltende Gitarre und die psychotischen Vocals, lassen Raum für Improvisation und reichlich Spannungsbögen, so überrascht "Blass und aufgebläht" ein psychedelisches Soli, um dann anschließend in einer Slow-Motion.Kakophonie zu enden. Leute, die Disharmonie schätzen und denen keine Leadgitarre fies genug sein kann, werden sich mit MALM prächtig vergnügen können und auch Industrial-Hörer könnten mit der Band durchaus warm werden. Jedenfalls ein sehr originelles und gewagtes Album, eben weil es einem Genre huldigt, welches seit Amphetamine Reptile-Zeiten eben ziemlich brach lag. (7) ThEb

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MEIN KOPF IST EIN BRUTALER ORT
Neue Deutsche Schelle MCD
Finest Noise


Eigentlich flüsterte mir die Erwartungshaltung Begriffe wie EISBRECHER und MEGAHERZ ein, aber MKIEBO klingen doch ganz anders, obwohl man sich durch die deutschen Vocals und den Bandnamen vielleicht schon der NDH zugerechnet wissen möchte. Durch den thrashigen Gitarrensound das brutale Shouting und den Verzicht auf Elektronik grenzt man sich aber von den gängigen und recht bekannten NDH-Bands ab. Das Riff in "Schmerzensangelegenheit" ist beispielsweise an SLAYER angelehnt und der Track könnte auch als Metalcore durchgehen. Auch textlich überzeugt das Lied, aber ich sehe das Sextett sich schon ziemlich konsequent zwischen die Stühle setzen, was die versuchte Fusion der beiden Lager angeht. Vielleicht kann man sich aber auch durch den prägnanten Namen und die zwei Shouter, die im Wechselspiel brüllen, eine Nische erarbeiten. Zu Wünschen wäre es der Gruppe, also nicht von Titeln abschrecken lassen. ThEb (6)

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MINDWISE
The Midnight Spiral
Finest Noise


Die Bio der Band liest sich nicht schlecht, die Hannoveraner waren bereits Support für LETZTE INSTANZ und EXILIA, darüber hinaus arbeitete man schon mit SCORPIONS-Produzent Frank Bornemann zusammen, ein niedersächsischer Schulterschluss sozusagen. Teils gefällt mir das Material, so geht "You" beispielsweise etwas in Richtung THE BEAUTY OF GEMINA, aber hin und wieder fließen auch mainstreamige Alternative-Elemente mit ein, die größtenteils stark amerikanisch geprägt sind, was nicht so meins ist. "Once" ist schon ziemlich CREED-lastig und das Timbre in der Stimme von Sänger Crossi lässt mich unwillkürlich an Scott Stapp denken, so leid's mir tut. Man muss allerdings auch mal sagen, dass Crossi wirklich eine Superstimme hat und nichts für die Entgleisungen seiner Sangeskollegen kann. "Out of time" hat deutliche Grunge-Züge, ist aber ebenfalls eher an Combos angelehnt, die nach dem Ende der Grung-Ära in den Staaten erfolgreich waren. Würde sich in den Staaten bestimmt großartig verkaufen und wer Jerry Cantrell, NICKELBACK, CREED und softere Grunge-Sachen mag, sollte MINDWISE unbedingt mal antesten, denn die Band zelebriert diese Einflüsse auf hohem Niveau. Originalität und persönlicher Geschmack stehen dann aber wieder auf einem anderen Blatt. ThEb (7)

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MODERN BLOSSOM
Beg For More CD
Eigenproduktion


Dieses Duo formiert unter der Genrebezeichnung Cold Wave, also werden kühle, technische Industrialdrums mit Synthies und als Kontrast mit einer recht hohen, nöhligen Stimme verbunden. Die computergenerierten Melodiebögen erinnern dann noch am ehesten an NINE INCH NAILS, PROJECT PITCHFORK und TERMINAL CHOICE. Im Info fällt auch mal der Begriff "Witch House", whatever. Jedenfalls ist der Track "A sickness called faith" mal eine wunderbare Abwechslung zu all den gitarrenlastigen Releases derzeit, weil's einfach ziemlich mitreissend ist und auch Elemente von EURHYTHMICS aufgreift, dies alles aber noch tougher bringt. JOY DIVISION bzw. NEW ORDER spielen natürlich auch eine Rolle, so ist das Intro von "Bloodlines, red flies" deutlich an die Großtaten dieser Combos angelehnt. Sieben Tracks, die wirklich New Wave in Höchstform bieten aber immer recht simple Effekte einsetzten, eben doch sehr 80er-lastig. Unbedingt mal antesten. ThEb (8)

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PRIDE SHALL FALL
Breach Of Atlas CD
Metal Blanc Media


Kann es sein, dass Bremen nicht gerade über tausende Bands verfügt? Na ja, PRIDE SHALL FALL, die seit 2006 aktiv sind, tun jedenfalls ihr Möglichstes die Ehre der Hansestadt zu verteidigen. Beatdowns, Stakkato-Riffs, fieses Geshoute und halsbrecherische Deathcore-Leads stehen amerikanischen Combos zwar in nichts nach, aber was mir nicht ausnahmslos gefällt, ist die Produktion. Da klingt vieles zu mechanisch, obwohl man die zehn Songs bei Alexander Dietz aufgenommen hat. Dass man ebenso wie PERIPHERY mit drei Gitarren agiert, wurde mir auch erst beim Blick ins Booklet klar, denn raushören könnte ich's nicht. Irgendwie ist dieser neue Trend mit den Triple-Gitarren auch ziemlich unsinnig, oder? Nun gut, ist nur meine persönliche Meinung, man könnte auch sagen, dass die Combo stilistisch auf der Höhe der Zeit ist und auch wenn mir der Zugang zu neueren Bands des Genres fehlt, muss man PRIDE SHALL FALL zugestehen, dass sie in "Last man standing" herrlich fiese Gitarrenparts verbaut haben und schon ziemlich komplex zocken und gut unterhalten. Live dürfte die Band jedenfalls ein Erlebnis sein und für Genrefreunde ist "Breach Of Atlas" auch eine sichere Bank. ThEb (7)

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QUIET CONFUSION
Jungle
myspace/quiet confusion


Hinter dem unspektakulären Cover versteckt sich eine echt spektakuläre Scheibe, denn die vier Musiker aus Italien orientieren sich an traditionellen Bluesbands, integrieren also viele Elemente, die man von den BLACK CROWES her kennen könnte und legen noch eine Scheibe Detroit-Sound drauf. Herrlich ungekünstelt und roh schüttelt man in "Baby take the sun on the beach" beispielsweise ein Solo nach dem anderen aus dem Ärmel und setzt diese auf einen Vintage-Blues-Fundament. "Give up living" bietet dem Basser Raum seine Ideen auszuleben und hin und wieder lässt der Song schon auch an bekanntere Wüstenrock-Combos denken. Allgemein sind die Riffs sehr groovy and trotz einer leichten Funk-Tendenz auch immer schön heavy, so dass man ins Staunen ob der Klasse dieser Band kommt. Einer der Höhepunkte des Albums ist selbst nach mehrmaligem Hören unverwechselbar "Electric Sunday", welches mit einer sedierten Pedal-Steel-Slidegitarre eröffnet wird und sich dann Cantrell-lastig dahinschleppt, um in einem psychedelischen Solo zu münden, welches ebenfalls mit der Pedal-Steel-Slide zelebriert wird. Damit aber nicht genug, anschließend werden die Fuzzpedale strapaziert und Gesang und Gitarre liefern sich ein call and response-Gefecht. Klar, die rockigen Bluessongs sind vom Schema her ähnlich, aber es sind immer wieder absolute Highlights dabei, die auch Überraschungen bieten, so hat "Street love lady" einen prägnanten Refrain und "Rock till I ride" einen derart catchy Rhythmus, dass man sich schon an frühe G N' R erinnert fühlt. In Zukunft wäre noch etwas mehr Abwechslung angesagt, aber an sich ist "Jungle" ein geniales Retroalbum. ThEb (8)

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SELFISH HATE
Today tomorrow forever
Disrict 763


An die Windmühlen... fertig...los! Erstaunlich, dass es SELFISH HATE auf dem Zweitling wieder problemlos gelang mit "nur" einer Gitarre ein tightes Hardcore-Album einzuspielen, das wäre bei manch anderer Combos kollosal in die Binsen gegangen, aber die Freiburger konzentrieren sich auf rhythmische Kniffe und packen eben auch mal gigantische Crew-Shouts obendrauf, so dass niemand die für HC-Bands recht untypische Viererbesetzung auffallen würde. Textlich ist alles recht traditionell, man kämpft, blickt nicht zurück und hilft anderen Menschen, die es nicht ganz so gut getroffen haben. Ganz sinnvoll und auch authentisch. Eine gewisse Nähe zu NO TURNING BACK kann man durchaus feststellen und im direkten Vergleich zum Vorgänger "Unbreakable" hat man nochmal eine Schippe draufgelegt. Die traditionelle Vorgehensweise der Band völlig ohne Metalleads, cleane Vocals oder ähnliche Spärenzchen zu zocken ist wirklich eine Erholung von all den bösen Deathcore-Buben, die sich selbst als die Supertoughen inszenieren müssen und meist gewaltverherrlichende Texte brauchen, um das Ganze dann auch zu untermauern. All das haben SELFISH HATE nicht nötig. Shouter Simon brüllt sich in "Better Times" einfach um Kopf und Kragen und seine drei Mitstreiter achten darauf, dass der Groove stimmmt. Ein simples aber gerade dadurch gutes Album. Keine Experimente, kein überflüssiger Schnickschnack, inhaltliche Toleranz und akustischer Mayhem. Gefällt. ThEb (8)

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STAND YOUR GROUND
The Chaos Around
District 763 Records


Hardcore ist dieser Tage sehr düster geworden und die fünf Hamburger von STAND YOUR GROUND sind das beste Beispiel hierfür, allerdings bereichern die Ausflüge ins Sludge- und Crust-Genre auch den Longplayer. Als Kontrast zu den unheimlich tief gestimmten Gitarren wird hin und wieder mal gerappt, was auch ganz gut funktioniert. Insgesamt ist die Vehemenz mit der die Band hier agiert ein ziemliches Unikum, denn die leicht metallischen Klampfen werden immer von Uptempo-Drumming gepusht, man gönnt dem Hörer selten eine Pause und so ballern die zehn Songs ganz schön. Textlich positioniert man sich gegen Trends, Medienidole und Egoismus, distanziert sich also ziemlich von gängigen Hardcore Plattitüden. Der Fokus liegt ganz klar auf Rhythmik und erst der vorletzte Track "Flawless victory" integriert eine melodische Leadgitarre und bildet somit auch die große Ausnahme, denn ansonsten regiert hier der Knüppel und Harmonie ist Fehlanzeige. Diese Konsequenz steht der Band sehr gut zu Gesichte, Weichspülcombos gibt es ja schließlich schon genug. (8) ThEb

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VIBRAVOID
Delrio Dei Sensi CD
Go Down Records


Die Reise in die Sechziger wird mit dem von Serge Gainsbourg komponierten aber reichlich auf Fuzz getrimmten Chanson "Poupée de cire" eröffnet und dann folgt der Übersong "Listen can't you hear" und man versucht erfolglos die Kinnlade zu fixieren. "The empty sky" und " The golden escalator" stehen bereits genannter Acidorgie aber in nichts nach. Auch nicht wundern, wenn man beim Hören plötzlich ganz grelle Farben sieht… liegt am psychedelischen Sound … das muss so sein! Außer den genannten Tracks gibt es Interpretationen von APHRODITES CHILD ( "Magic Mirror" ) und noch TYRNAROUNDs "Colour your mind". Auf der CD fährt man mit "All stars have gone to sleep" , "Optical Sounds" , "Nearby shiras" , "La poupee qui fait non" und "Black and white" (Live im Sidro Club) ganze fünf Bonussongs auf, das Vinyl hingegen kommt als grüne Scheibe mit gelben Flecken. Manchmal hält doppelt eben auch einfach besser, vor allem bei einem solch epochalen Album. Alles in allem dürften Fans von Sky Saxon und THE SEEDS Luftsprünge machen und darüber dass psychedelic-Rock gerade ein kleines Revival erlebt, werden sich VIBRAVOID auch keinesfalls ärgern. Definitiv ein Geniestreich! ThEb (9)