WITH LOVE, October 09-Reviews

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AIRPEOPLE
The Golden City CD/LP
Golden Antenna/Earth Water Sky Connection


Aus der Asche von OLIVER TWIST, ENIAC und FUCKYOUISMYNAME entsteigen AIRPEOPLE mit ihrem ersten Album, welches aber keinesfalls wie ein Debüt klingt, sondern die Reife und Versiertheit der früheren Bands und die Erfahrung der Liveshows und Studioaufenthalte mitbringt. AIRPEOPLE haben sich der instrumentalen Musik verschrieben, unterhalten aber wesentlich besser als etliche verträumt-atmosphärisch-dahindümpelnde Bands ohne Sänger. Es werden immer mehrere Melodiebögen parallel entwickelt und so sind die neun Songs des Multiinstrumentalisten-Quartetts eine schöne Sache, deren Artwork von Sebastian Feld gestaltet wurde, der schon für LES SAVY FAV und RED SPAROWES tätig war. Grosses Lob für den stark hervorstechenden Bass und die ansteckende Rhythmik der AIRPEOPLE. Diesen Monat sind die Jungs auf Tour und wer will kann sich das Album sogar als Vinyl holen. Alle Songs sind nach Städten benannt, um die Fantasie des Hörers etwas anzukurbeln und Titel wie "Denver", "Saigon" oder "Amsterdam" zeigen, dass diese musikalische Reise eher entspannt verlaufen wird. Die Sechssaiter sind meistens unverzerrt und lediglich "Mombassa" schlägt mal ein paar schräge Töne an, sonst bleibt es harmonisch. (38:15) (7/10) Thomas Eberhardt

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BITCH QUEENS
High Strung MCD
Eigenproduktion


Vier Jungs aus Basel leben ihre Vorliebe für skandinavischen Rock hier in vier Songs aus und ähneln dabei HELLACOPTERS und den BACKYARD BABIES, allerdings kommt das Quartett aus Basel bisher ohne Orgel aus, was den Gesamtsound natürlich etwas limitiert, aber das Songwriting überzeugt und das ist ja schließlich die Hauptsache. High-strung, also nervös, müssen die Vier nicht sein, denn nach mehreren Kleinformaten kamen ein paar Umbesetzungen soll nach "High Strung" nun auch eine Full Length erscheinen. Der Name der Band ist zwar unnötig mysogyn, aber wer gerne Hardrock respektive Schweinerock hört, der wird mit den Schweizern bestimmt was anfangen können. Kid Krystal (git/voc), Diamond Dan (git), Marc Steele (bass) und Captain A (drums) sind zwar trotz Schminke musikalisch nicht schlecht, aber irgendwie kann man sich bei vier Songs schwer ein Bild machen, ob das auf Albumlänge zündet, wahrscheinlich schon. Die Texte sind ein Schwachpunkt der Band, denn diese gewollt provokante Art, provoziert eigentlich niemanden mehr. Wollen sehen, was die Full Length bringt. (19:01) (6) Thomas Eberhardt

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CARPET
The Eye Is The Heart Mirror CD
Eigenproduktion


Hinter CARPET verbirgt sich Maximilian Stephan von DEAR JOHN LETTER, der mit ein wenig Unterstützung von Jacob Mader unter dem neuen Namen einige Klangcollagen eingespielt hat, die zwar ganz instrumental beginnen, sich dann aber doch in richtige Songs entwickeln und oftmals sogar einen psychedelischen Touch haben, so erinnert der zweite Track an PINK FLOYD oder MAD SEASON. Der dritte Titel wird dann auf einer Akustikgitarre zelebriert und geht dann eher in Richtung Simon and Garfunkel oder Elliott Smith, was dem Album nochmal eine andere Facette verleiht. Sieben hat einen Britpop-Appeal und beginnt mit einem verträumten MORRISSEY-Intro, welches aber in einen Beatlesken Song mündet, der auch gut auf das blaue Doppelalbum mit den Songs der Hippiephase gepasst hätte. Man hört viel Klavier, wenig Disharmonisches und in Summe ist dieser Alleingang doch erstaunlich opulent geworden, damit hätte wohl niemand gerechnet, dass Maximilian Stephan hier ganze Streichorchester aus dem Hut zieht und dann auch noch Bläser ergänzt, um eine psychedelisch-melancholische Rockoper zu komponieren. Ein großartiges Album, welches ganz unprätenziös im Pappschuber mit farbigem Foliencover verpackt ist, aber eigentlich täuscht diese bescheidene Verpackung über die Genialität dieser Veröffentlichung hinweg, denn CARPET machen hier alles andere als Gebrauchsmusik, das Album ist ein Must-Have für Indiefans. Limitiert auf 200 Exemplare, also schnell zugreifen. (63:14) (8/10) Thomas Eberhardt

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CROWFISH
IV CD
Unknown Records


Wow, haben CROWFISH sich gemausert, die Bulgaren hatte ich zwar als gute Band in Erinnerung, aber den Fortschritt, den sie auf "IV" hinlegen, hätte wohl niemand erwartet. Der Opener liegt irgendwo zwischen soften ALL und frühen GAMEFACE, schlichtweg der Hammer. Das Trio aus Varna hat insgesamt acht Songs aufgenommen, die trotz der reduzierten Besetzung einen klasse Bandsound widerspiegeln und einfach nur mitreissend sind. Jenseits jeder Klisches und nahe an den Klassikern, da fragt man sich weshalb CROWFISH nicht in einem grösseren Rahmen agieren, die Songs dazu hätten sie. Aber weshalb die Band nicht für die Szene beanspruchen und ganz unbürokratisch das Digipack zu "IV" bei Unknown Records bestellen. Selten so ehrliche, unverstellte und spontane Musik gehört, da werde ich einen der Vorgänger "Requiem For A Broken Heart" wohl auch nochmal aus dem Regal holen. Alle, die ihren Emocore/Indierock nostalgisch mögen und SUNNY DAY REAL ESTATE, BUILT TO SPILL oder ALL mehr schätzen als den Status Quo müssen CROWFISH gehört haben. (52:02 ) (8,5/10) Thomas Eberhardt

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DEVASTATOR
Underground Rock 'n' Roll CD
Paranoic Music/K Records


"Underground Rock 'n' Roll" ist bereits das dritte Album der Italiener aus San Giuliano Terme und der bunte Vierer verbindet verschiedene Stilrichtungen wie Punk, Trash, Rock 'n' Roll und Metal miteinander und so trifft mal ein Dick Dale Riff auf Metalpassagen, ohne dass es irgendwie störend wäre. Textlich ist man eher in der Spassregion angesiedelt und das machen DEVASTATOR dann auch, reichlich Spass. "Rotten Surf" verbindet "Wipeout" mit Metalriff und dieses Konzept hält das Quartett auch 15 Songs lang durch. Die Drums sind tight und ein Song wie "Smash Metal, Drink Beer" erschließt sich mir inhaltlich zwar nicht ganz, aber trotz dieser Lücke ist "Underground Rock 'n' Roll" ein Partyknüller, der gut amüsiert". Der Begriff Underground bringt es auf den Punkt, DEVASTATOR machen Musik gegen "Manager Fucks" und "Cover Bands" haben aber trotzdem eine gute Zeit dabei. (30:21) (6,5/10) Thomas Eberhardt

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DONKEY SHOTS
Chasing Windmills
Finest Noise Releases/Radar


Die Jagd nach Windmühlen ist immer dann von Erfolg gekrönt, wenn die Donkey Shots richtig auf´s Gas treten und die druckvoll produzierte Distortion-Gitarre voll zum Einsatz kommt. Auch der Drummer scheint sich in den gelungen Thrash-Knüppel-Passagen der 11 Songs am wohlsten zu fühlen. Doch das Quintett will viel mehr: Balkan-Gypsy-Beats, Ska, Alternative und Emo-Core-Einsprengsel werden wild gemischt. Diese gewollte Stilvielfalt könnte durchaus funktionieren, doch schafft es die Band nicht, sich ordentlich einzugrooven. Zwar gelingen ihr immer wieder überraschende und präzise Breaks, die World-Beats aber klingen flach und hölzern, die Bläserfraktion wirkt bei vielen Songs unnötig aufgesetzt und ist dabei nerv-t(r)ötend produziert. Sänger Bogdan Brakalov, offenbar ein Verehrer von Serj Tankian, hat seine besten Momente ebenfalls in den Knüppel-Teilen und den treffenden Refrains, in den ruhigen Parts stört seine ziemlich deutsche Aussprache. Genug genörgelt, die DONKEY SHOTS haben Potential und ihre Musik gehört sowieso eher auf die Bühne als ins Studio. Wer SSYSTEM OF A DOWN down oder ESKORZO mag könnte Spaß an CHASING WINDMILLS haben. (6/10) Michael Dietz

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DR. NORTON
The so-called CD
Go Kart Records


Dies ist das zweite Album der Berliner Band. Laut Bandinfo der Plattenfirma begann die Band mit ihrem musikalischen Schaffen in einer Garage in Bayern. Passt ganz gut, denn das was hier abgeliefert wird ist einfach 1A Garage Punk der sich nicht scheut neue Elemente in die Musik einfliessen zu lassen. U.a. hört man einen gute Portion klassischen Rock n´ Roll raus, dann wieder nette Sixties Melodien. Ab und an meint man auch die Hives rauszuhören. Das gefällt! Von der DR. NORTON wird man sicher noch einiges hören. (7/10) Dirk Modrok

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ECCOS
Know the ropes
Masturbation Records/Radar


Ein Blick vorab ins Booklet der österreichischen THE ECCOS lässt schlimmes ahnen: Eine Geschichtslehrstunde mit permanent erhobenen Zeigefinger. Sänger Miguel Guinness hat eine ernste Botschaft an den Hörer: Die Welt ist ungerecht! Seine Sozialkritik ist in feinstem Schul-(D)englisch Sekundarstufe II vorgetragen. Also ab in den CD-Player und das schlimmste was passieren konnte tritt ein: Guinness singt so undeutlich, dass man kaum ein Wort versteht. Alle Missstände dieser Welt bleiben also ungehört und wir müssen mit der Musik allein vorlieb nehmen. Etwas drucklos produzierter Ska-Punk, harmlos aber ordentlich gespielt, nichts vom andern Stern, aber solide. Die Blechfraktion ist noch auf der Suche nach griffigen Hooklines und wenn die Gitarre mal aussetzt bricht der Sound komplett zusammen, das passiert aber nicht so oft. Auch nach Refrains, die im Ohr hängen bleiben und so auch die Botschaft unterstreichen könnten, sucht man ziemlich vergeblich. "Know the ropes" ist insgesamt ein eher fades Ska-Punk-Album geworden und nur echten Fans des Genres zu empfehlen. (4/10) Michael Dietz

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FFFERNWAERME
FFF CD
Eigenproduktion


Vier Kölner suchen und finden hier ihren Platz zwischen Wave, Indie und Kauzigkeit, denn wo Irish Folk-Elemente mit klirrend anstossenden Gläsern untermalt werden, um dann in Dischord-Anleihen abzudriften, darf man ruhig mal ein Ohr riskieren. Die deutschen Samples zu Gymnastikübungen und Technikanweisungen sind zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht störend. Meistens denkt man an die schwungvollen Momente bei KARATE, "A Call For Mr.FFF" muss dann keinen Vergleich mit KANTE scheuen, gerade der Gesang und die anfangs sehr entspannte Herangehensweise an den Song erinnert in die Hamburger. Später wird es dann etwas hektischer, verschiedene Anrufe werden getätigt, aber es existiert nie ein Anschluss unter der jeweiligen Nummer, dafür hört man in verschiedenen Sprachen wie es klingt, wenn man keine Verbindung aufbauen kann, weil man die falsche Nummer hat. "Juri Gagarin" nutzt dann nostalgische Samples aus der Raumfahrt und fesselt den Hörer auf alle Fälle. Alle, die sphärische Klänge mit Samples und DC-Reminiszenzen schätzen, dürften mit FERNWAERME reichlich Spass haben. Elf Songs, deren technische Umsetzung und Produktion äußerst gut gelungen ist, auch das Artwork überzeugt. Jedenfalls haben FERNWAERME ihre ganz eigene Handschrift und das kann man heutzutage nicht genug loben. (42:46) (8) Thomas Eberhardt

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Mark Lotterman
Better Things To Do CD
Tocado Records/Radar


Mark Lottermans musikalische Karriere began in der Begleitband des Beat Poeten Simon Vinkenoog. Während Vinkenoog seine Gedichte las, spielte Lotterman die Gitarre. Diese Zusammenarbeit hat Lotterman positiv geprägt, denn "Dying Day" verbindet Wait'sches Lamento mit einem griffigen Text und endet überraschend in einem schwungvollen Gitarrensolo. Lotterman scheint autobiographisch zu Werke zu gehen, singt er doch in der ersten Person über eine kaputte Kindheit, die er laut Bio ebenso selbst hatte. "Hate What You Can Change (And Sing For What You Can't)" reißt den Hörer dann mit einer prägnanten Orgel aus der Melancholie und wird durch eine starke Frauenstimme unterstützt. So langsam macht sich der Eindruck breit, dass dieser Mark Lotterman ein ähnlich starkes Album wie Vic Du Monte abgeliefert hat, das man nicht allzu weit entfernt von der Stereoanlage aufbewahren sollte, weil es dafür einfach viel zu gut ist. Was nach einem Alleingang aussieht wird durch 15 Musiker unterstützt und von drei Bandkollegen abgerundet, also eigentlich doch eine richtige Band. "Two Years" ist dann ein astreiner Skasong, der den Hörer nach dem nachdenklichen Titletrack wieder in Schwung bringt. "Until The End Of Days" handelt dann von Schulabbrechern, Lottermans Fernseh-Obsession und der Sehnsucht nach Zuneigung. Unterstützt wird dies alles von einem Akkordeon und einem Shanti Chor. Lotterman tritt hier jedenfalls den lückenlosen Beweis dafür an, dass Genie und Wahnsinn ebenso nahe beieinander liegen wie Humor und Geschmacklosigkeit. Die Konsequenz mit der Lotterman sein gesamtes Programm durchzieht, ist beindruckend und eigentlich muss man von diesem Wait'schen Ziehsohn gehört haben, ansonsten verpasst man wirklich etwas großartiges. (49:35) (8,5/10) Thomas Eberhardt

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LASTING TRACES
Portraits MCD
Damaged Device Records


LASTING TRACES kommen aus St.Georgen im Schwarzwald und landen mit ihrem ersten Lebenszeichen, das Demo von 2008 mal ausgeklammert, gleich einen Volltreffer da sie temporeichen Hardcore spielen, der an Bands wie BANE, IN MY EYES und THE HOPE CONSPIRACY erinnert, aber auch vereinzelte Indiesprenkel aufweist, die auch mal nach den EDITORS klingen. Spoken Word Passagen werden von grandiosen Riffs und bombastschen Backups gestützt und die fünf Songs sind ein Paradebeispiel dafür, wie gut Hardcore abseits des Metalcore sein kann. Fünf Lieder, die sich nicht hinter Bridge Nine Bands verstecken muss. Das Artwork ist ein Hingucker von Daniel Zolnierkiewitsch, der vor geraumer Zeit ein tolles Fanzine namens Turncoat veröffentlichte. Die fünf Lieder von LASTING TRACES kann man jedenfalls nur uneingeschränkt empfehlen, ein weiteres Indiz dafür, dass die europäische HC-Scene noch das ein oder andere As im Ärmel hat. Unbedingt mal live ansehen und staunen. (8,5) Thomas Eberhardt

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LAYABOUT
Suburban Legend
Proper Tools Records


Ganz nette Sechs Song EP des Jazz Trios aus Los Angeles. Erinnert mich etwas an eine poppigere Version von Ben Folds. Leider wird das ganze im Gegensatz zu Ben Folds aber sehr schnell langweilig. Die CD ist wie gesagt ganz nett aber das besondere etwas das mich zum Fan werden lassen würde fehlt. Ganz gut zum nebenbei hören.. mehr aber leider auch nicht. (5/10) Dirk Modrok

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MY DEFENSE
Make A Choice MCD
Eigenproduktion


Der Kölner Hardcore Mob ist mit einem neuen Kleinformat zurück und schafft es einmal mehr sich weiterzuentwickeln. Der limitierte Pappschuber ist mit Farbe aus der Spraydose und einer Schablone besprüht und das Artwork erinnert sehr an CIV oder GORILLA BISCUITS. Die sechs Lieder legen im Vergleich zur letzten EP "I'mbreakable" nochmal an Variation zu, haben viele Tempowechsel und Anschlagänderungen zu bieten und so kann man "Make A Choice", auch dank seiner genialen Backup-Vocals und dem charismatischen Gesang von Perry zum bisher reifsten MY DEFENSE-Release küren. Der Opener "Fight Fight" ähnelt den Songs der letzten MCD zwar noch deulich, aber "Wake Up Call" deutet schon eine Perfektionierung des Stils an. "Lazy Bones" ist dann der Dammbrecher der 6 Song MCD und könnte auch aus den Achtzigern stammen. Die Band ist nachdem Striving For Togetherness seine Pforten geschlossen hat momentan ohne Label, das ist eigentlich ein Phänomen, aber so kann man die EP für schlappe 6,50 direkt bei der Band bestellen. Mal sehen, welches Label das Rennen macht, denn was hier noch fehlt ist eine oberamtliche Produktion, aber den Spass an der Musik, gemischt mit einem ordentlichen Schwung Härte legen MY DEFENSE schonmal in die Waagschale. (13:42)(8/10) Thomas Eberhardt

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PLACENTA
Fixed Action Pattern CD
Noisegate


Neue Metalcore-Combo aus Berlin, die richtig Black-Metal-mäßig an die Songs rangeht und gesanglich zwischen Geröchel und Gekeife pendelt, während die Drums gerne mal an Tempo zulegen und die Gitarren den melodischen Anteil übernehmen. Was von den Titeln her recht provokativ anmutet, entpuppt sich inhaltlich meist als ganz intelligente Sache, also nicht von den plakativen Titeln abschrecken lassen. Das zweite Album des Fünfers orientiert sich an DISMEMBER, BETWEEN THE BURIED AND ME und setzt rhythmisch auf MESHUGGAH. Gesanglich wäre sicherlich noch die eine oder andere Nuance drin, aber nach neun Jahren Bandgeschichte wissen die Jungs eben, dass sie es kompromisslos mögen. "Fame By Name" ermöglicht aber auch ein paar melodischen Facetten den Einzug ins Geschehen. Für Fans der harten Keule ein Muss, da man gekonnt auf Abweichslung setzt und trotz des aggressiven Stils nicht langweilg wird. Zehn Tracks mit drei Songs vom "Human Abyss" Demo als Zugabe. Die Hardcore-Elemente sind zwar marginal, aber diejenigen, die ein bestialisches Metalbrett erwarten, werden bestimmt ihre helle Freude an PLACENTA haben. (56:03)(8/10) Thomas Eberhardt

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REDCRAVING
Lethargic, Way Too Late CD
Midsummer Records/Cargo


REDCRAVING sind extrem eigenständig, dass lässt sich schon nach dem ersten Durchlauf sagen, denn die Berliner agieren gekonnt zwischen den Polen EVERY TIME I DIE, HORSE THE BAND, PANTERA und VISION OF DISORDER. Seit 2007 ist man als Fünfer unterwegs und konnte bereits 80 Shows wahrnehmen. Zuvor war man aber auch schon aktiv und diese Erfahrung hört man den komplexen Strukturen an. Verschiedene Lagen werden geschichtet, die tiefergestimmten Gitarren, werden von einem gut hörbaren Bass geflankt und es gibt immer wieder Extras wie Klingeln, Snythie-Sprengsel oder hohe Riffs der Leadgitarre, die dann auch manchmal an Steven Carpenter von den DEFTONES denken lassen. "The Delayed" verbindet diese atmosphärischen Riffs sogar mit Drum Loops und lässt bedacht eine chaotische Note einfließen. Die sieben Tracks sind eigenwillig und weit davon entfernt nach gewissen Schemata zu funktionieren, Fans experimeneller Sachen werden sich hier bestimmt die Hände reiben. Die Produktion ist bombastisch, das Layout ein Hingucker und so ist "Lethargic, Way Too Late" ein Paradealbum jenseits des Metalcore, oder vielleicht sogar die Blaupause dafür, was nach Metalcore kommen könnte. (28:41) (8,5) Thomas Eberhardt

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REPLICA
Riven By Grief CD
Eigenproduktion


"Riven By Grief" beginnt beinahe so genial wie "Death Magnetic" von METALLICA, die Trash-Ära wird sozusagen wieder zum Leben erweckt und das Quartett gibt sich alle Mühe seinen Vorbildern gleichzuziehen. Unterschiede gibt es beim Gesang, der ist moderner und verbindet Shouting mit Growls. Der Titelsong bietet dann sogar ein Tabbing, fällt aber nicht so positiv auf wie "Birth Is Death" dort wird das gängige Song-Schema geändert und der Song funktioniert auch wegen des gedrosselten Tempos sehr gut. Gesanglich nähert man sich in besagtem Track DEATH an, wobei die Vorbilder natürlich Ikonen sind, aber weshalb nicht von den Besten lernen? Mit "Intoxication" kommt man dann richtig in die Gänge, aber gesanglich besteht noch reichlich Potential. Die Gitarre steht insgesamt so sehr im Vordergrund, dass man sich nur mit reichlich Mühe gegen sie behaupten kann. Wenn die restlichen Mitglieder mit dem hohen technischen Standard des Sechssaiters gleichziehen könnten, wäre für REPLICA die Zukunft gesichert, denn so schnell macht ihnen das keiner nach. Ein kleines Manko ist auch die Gradlinigkeit und Ähnlichkeit der Songs, böse Zungen würden von Monotonie sprechen, aber 12 Tracks sind natürlich ein paar zu viel für ein knackiges Album, man denke nur an "Master Of Puppets". Es ist reichlich Potential da, aber ein pedantischer Perfektionist wie meine Wenigkeit wünscht sich mehr Songs wie "Pangs Of Remorse", die kompromisslos, aber trotzdem abwechslungreich und aufregend sind. Man darf gespannt sein, wo es mit REPLICA noch hingehen wird. (47:48) (7/10) Thomas Eberhardt

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STAND FAST
Know Yourself In The Things You Hate CD/LP
Fear The Crowd Records


Wo bekommen Fear The Crowd nur um Himmels Willen immer diese hochkarätigen Bands her? Wenn man STAND FAST, ROCKWELL oder CABIN FEVER hört, könnte man meinen es gäbe nur erstklassige Bands dort draußen. Die Bochumer haben aber einfach ein Händchen für klasse Combos und die fünfköpfige Gruppe STAND FAST macht da keine Ausnahme. Songs zwischen HOT WATER MUSIC und AFI wie "Enunciation" sind ein Paradebeispiel für das Können der Band, hymnische Melodien, rockige Gitarrenpassagen und bombastische Drums ergänzen sich zum einem einprägsamen Emocore-Album, welches stellenweise auch an BILLY TALENT oder RISE AGAINST erinnert. Die Vocals umfassen die gesamte Bandbreite, es wird geshoutet und gesungen, aber immer in solchen Umfängen, dass es nie beliebig klingt, sondern zwingend. "Have I Slaughthered Our Cat" hat gehörig Drive und auch wenn die Aufnahme etwas klarer und die einzelnen Imstrumente akzentuierter sein könnten, ist "Know Yourself In The Things You Hate" vom Songwriting her ein feines Album, dass sich hinter niemandem verstecken muss. Die zehn Songs sind als Digipak und LP erhältlich. (44:07) (8/10) Thomas Eberhardt

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SEVENKIND
Polaroids MCD
Finest Noise Records/Radar


SEVENKIND kommen aus Düsseldorf und spielen eine recht aparte Fusion aus den DEFTONES und PETER PAN SPEEDROCK. Atmosphärische Passagen, die bei einem Trio ja gar nicht so enfach umzusetzen sind, werden mit straighten Rockriffs gepaart. Besonders interessant sind die verschiedenen Rythmusvariationen, mit denen SEVENKIND immer wieder aufwarten. "Screwball" hat dann sogar Britpop-Ansätze, rockt aber trotzdem ganz ordentlich. Die Band hat das Heft in der Hand, das hört man, denn die Lieder haben klare Strukturen, die zwar erst mit der Zeit auffallen, die sechs Songs aber gut zusammenhalten. Auch gesanglich gibt es nichts zu mäkeln, denn Aba Koikkarra beherrscht sein Metier hervorragend und schafft es scheinbar mühelos eine eigene charakterische Melodik zu entwickeln, die man mit MUSE oder OASIS vergleichen könnte, allerdings wird auch der Shoutingpart abgedeckt. Gute Musiker, die ganz ohne Genreschubladen zurechtkommen. Sechs Songs, ein Radio-Edit und ein Video bietet die MCD dann in Summe. (6,5/10) Thomas Eberhardt

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V.A. FINEST NOISE SAMPLER
S/t CD
Finest Noise/Radar


Mt 21 Tracks wartet der neue Finest Noise Sampler auf und man bewegt sich zwischen leicht schrägem Indie wie AGENTS OF ATLAS, schnellem Punkrock wie STARS IN THE SKY, die teils an RANDY, teils an PROPAGHANDI erinnern und traditionellem 50/60ies Rock 'n' Roll wie THE DANGER DUDES. AMRAND sind dann eher akustisch und dem Deutschrock verpflichtet, machen ihre Sache aber auch gut. Verglichen mit früheren Samplern hat sich das Programm stark gemausert, denn AYEFOR, die stark an späte FAITH NO MORE denken lassen, fallen nicht als einziger Act positiv auf, sondern wechseln sich mit anderen vielversprechenden Bands ab. Doch, dass Programm von Finest Noise ist qualitiv um Längen besser geworden und obwohl THE RATTLEBONES namentlich unbekannt sind, wird doch niemand was gegen AC/DC und HELLACOPTERS inspirierten Hardrock einzuwenden haben. FOOGA sind dann aber ein Totalausfall, COAL CHAMBER-Rhythmen kombinert mit Raps braucht nun wirklich kein Mensch mehr, lediglich die Aussage, dass deutscher Hip Hop nichts mehr taugt, kann man akzeptieren. Die Stuttgarter AUTOBOT sind eine humorvolle Deutschpunkband, die aber alles akustisch spielt. Der Track auf dem Sampler ist okay, aber "Steven Seagal macht alles kaputt" ist natürlich der Renner schlechthin. PULL MY DAISY, LURKER, NOISEFREAK und GROUND ZERO sind weitere nennenswerte Bands auf dem Sampler. Insgesamt 21 Tracks, auf den Sampler kann jeder, der Interesse hat, es handelt sich nicht um einen Label-Sampler, sondern man will unbekannten Bands die Möglichkeit geben ein grösseres Publikum zu erreichen. (74:54)(7) Thomas Eberhardt

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ZARBOTH
S/t CD
Head Records / Discorporate Records


Zarboth auf Paris liefern hier ihr Debüt auf Head / Discorporate Records ab. Ganz schön wirres Zeug. Noisig, derb und irgendwie auch sehr rockig, man muss nur erst den Zugang finden. Der ist zwar sehr versteckt aber wenn man ihn erst einmal hat kommt man so schnell nicht mehr raus. Die Songs kommen, wie ich finde, an machen Stellen so rüber als ob diese erst bei der Aufnahme entstanden sind. Kann mir vorstellen das die Band ihre Songs auf der Bühne auch immer anders spielt. So klingt es jedenfalls. Das ist nicht negativ gemeint. Wer Noise / Mathrock mag und Lust auf was neues hat sollte sich die Band mal anhören. (7/10) Dirk Modrok

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ZERO MENTALITY
Black Rock CD
Let It Burn Records


ZERO MENTALITY aus dem Ruhrpott setzen ihren Weg als kontroverse, eigensinnige und zugleich hochgelobte Band fort. Mit dem Opener "Black Rock" versucht der Fünfer seine Musik zu definieren, sich selbst neu zu kreieren. Die genutzen Phrasen wirken anfangs zwar etwas unbeholfen und antiquiert, sind aber spätestens bei "Electric Lips", einem Song mit Synthie Unterstützung oder dem Anti-Kriegssong "No Salaam, No Shalom" vergessen. "Devils Charity" lässt einen Kinderchor einen Song über Gewalttaten an Kinder beschließen und so schaffen die Fünf den Bogen zwischen Metalpathos und Sozialkritik. "Fragile Heart" ist ein bombastischer Song, der erneut Metal mit Hardcore und Härte mit Melodie verbindet, wie es ZERO MENTALITY durch die Bank hervorragend gelingt. "Feature Dich Selbst" hat einen Backup-Chor im Stadionformat und "Mother Said Come Home" ist dann ein Straighter Hardcoresong mit Feedback und mal ohne Gitarrensolo. Von einer ganz anderen Seite zeigt "Dead Emotions" die Band. Der Songs beginnt akustisch und mit weiblichen Vocals, um dann in einem Meer von Streichern zu enden und nochmal richtig die Pathosschiene zu fahren. Gäste sind Kevin on END OF DAYS, Heinz und Lars von KOLDBURN. Zehn Songs, die in Sachen Kreativität und Progressivität nochmal Maßstäbe setzen. Ob das euch jetzt stellenweise zu gekünstelt und theatralisch ist, müsst ihr selbst entscheiden, handwerklich ist es jedenfalls eine Macht. (8) Thomas Eberhardt