WITH LOVE, Oktober 2016-Reviews

OKTOBER 2016

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ALLIGATOR RODEO
S/t CD
Deafground Records


Cooler Bandname, soviel steht fest, ha. Die Detmolder spielen dann auch die passende Mucke für solch einen fiesen Namen, nämlich Sludge. Folglich hört man die ein oder andere Verneigung vor EYEHATEGOD und HIGH ON FIRE. Das Trio agiert größtenteils aus dem Bauch heraus und "Heritage" ist dann ein Brecher, wie man ihn am ehesten von DOWN oder COC erwartet hätte, lediglich die eine fehlende Gitarre macht den Song etwas dünn, ansonsten eifert man authentisch den Vorbildern nach. "Iso" kokettiert dann kurz mit BLACK SABBATH ohne dabei an der Ausfahrt Southern/Sludge runterzufahren. Gefällt mir ausgesprochen gut, steckt aber auch noch etwas in den Anfängen, wie man am Gesang hören kann. Vier Jahre Bandbestehen sind eben noch keine Dekade. Egal, das Songwriting der sieben Lieder ist superb und das Potential ist auf alle Fälle da. Die Produktion aus den 7Klang Studios kann sich ebenfalls hören lassen, da hat Björn Brodner ganze Arbeit geleistet. Definitiv auch was für Fans von BONE MAN. ThEb (7,5)

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BACKYARD FOLK CLUB
The Broken Spoon CD
#14 Records


Bluegrass und Delta-Blues ist das Metier dieses gemischten Vierers aus Frankreich und wer jetzt an THE DEVIL MAKES THREE denkt, liegt gar nicht so verkehrt. BACKYARD FOLK CLUB setzten nämlich ebenfalls auf Banjo und schmissige Percussion. Das Intro zu "My King" darf dann gepfiffen werden und sorgt für Gänsehaut beinahe so wie die Filmmusik von "The Good, The Bad, The Ugly". In Summe gibt es fünf eingängige Songs, die Fans von Hank Williams ebenso ansprechen dürften wie Verehrer verträumter Retrocombos, denn "My Soul" hat einen ausgeprägten Gospelvibe und mündet schließlich in einen Kanon, bevor für "Dear" nochmal schnell das Banjo ausgepackt wird. Ein absoluter Geheimtipp, unbedingt mal reinhören! Kommt als stylisches Digi mit tollem Artwork. ThEb (8,5)

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BEELZEFUZZ
The Righteous Bloom CD
The Church Within


Das Debüt der Amis habe ich wirklich gesuchtet und den Hammer Of Doom-Gig dann auch mitgenommen, jetzt steht der zweite Longplayer ins Haus. Das Trio ist zum Quartett angewachsen und die Orgeleffekte hat man etwas zurückgefahren. Leider kann man auch nicht mehr von Doom sprechen, denn was BEELZEFUZZ auf den elf Songs ihres Zweitlings tun, hat eher mit Progressive zu tun. Der hohe Gesang von Dana Ortt ist weiterhin ein absolutes Alleinstellungsmerkmal, denn wiedererkennen wird man die Combo schon beim ersten Hören. Die Gitarren benutzen immer noch den gleichen Effekt und klingen heavy, nur am Ende in „Peace of mind“ kommt mal eine Sitarpedal zum Einsatz und es wird noch etwas experimenteller. Der Opener „Nazriff“ ist auf alle Fälle ein großartiger Einstieg, aber die Lieder benötigen ein wenig mehr Zeit, um zu zünden, als die Tracks auf dem s/t-Erstling. Schwer jetzt ein Fazit zu fassen, BEELZEFUZZ haben sich zwar entwickelt, aber die Kernelemente und auch einige Gesangslinien wird man schon gehört haben. Noch frickeliger sind die geworden, wie das Solo in „The Soulless“ belegt und knackige Refrains haben sie immer noch in Petto. Cooles Album, aber null Doom. ThEb (8)

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BERSERKER
Lock And Load CD
Dooweet


Hoher Gesang, der etwas nach BUDGIE und ein wenig nach Dave Mustaine klingt, eine Orgel und reichlich Hardrock-Vibes machen das Album der Franzosen zu einem ganz netten Release. Insgesamt gibt es neun Tracks und en gros widmet sich die Truppe dem Blues, reitet aber auch ganz gerne mal richtig lange auf einem Riff rum, bevor dann ein feines Solo oder ein Uptempo-Part kommt. Meist sind die Lieder leider sehr berechenbar und die Produktion ist medium, zumindest entsteht kein harmonischer Gesamtklang, es scheint alles so nebeneinander abzulaufen, fügt sich klanglich aber nicht so recht zusammen, schwer zu beschreiben. Das größte Manko bleibt aber sicherlich, dass die Lieder echt unspektakulär sind. Klar, wer straighten Hardrock mag, wird sich nicht drüber beschweren, aber das soll der Maßstab ja nicht sein. Hab' echt schon kreativere Songs gehört. (5) ThEb

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BROKEN KEY
Face In The Dust CD
Stf Records


Das erste, was mir auffiel war, dass Sänger René bestimmt die ein oder andere HATEBREED-Scheibe im Regal stehen hat, sein Stil erinnert jedenfalls an Jamey Jasta. Den Stil bezeichnet das Label als Groovemetal, ich würde beinahe Hardcore mit New School-Elementen dazu sagen, sei’s drum. Wir sind uns einig, dass sich das ein oder andere Metal-Lick eingeschlichen hat und es groovt. Was positiv auffällt, ist die Produktion und die twin guitars bei „Runaway“ sind schön HEAVEN SHALL BURN-lastig, während die Bridge IN FLAMES anklingen lässt. Leider stinkt der Refrain formal etwas ab, inhaltlich gibt es nichts gegen Weltveränderung und Anpacken zu vermelden. Das Digipak-Artwork ist gelungen zeigt Zeichnungen der Musiker. Der Titletrack ist ja auch immer so ein Indikator, was bei einer Band geht, also sollte man auch „Face in the dust“ mal näher beleuchten. Das Lied ist ein angenehm langsamer Brecher, beinahe schon surreal schleppend für unsere hektische Zeit, aber gut. Textlich ist zwar mit „All the fucking sluts“ ein misogyner Totalausfall dabei, aber der Rest des Albums kann sich hören lassen; wobei bei den Texten schon noch generell Luft nach oben ist. Kurzum, ein ziemlich gelungener Full-Length-Einstand. ThEb (6,5)


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CAPTAIN RISIKO
Schöne Welt CD
Fond Of Life/Broken Silence


Die pseudopolitischen Texte nerven mich ab Minute eins, soviel sei gesagt. Klar, man kann Dinge kritisieren, konkrete Dinge, dann macht es Sinn. Wenn man aber nur "Wut im Bauch" hat und aus der Phrasendrescherei nicht rauskommt, stört es mich. Nichts gegen konstruktive Unzufriedenheit, aber diese "Alles-ist-schlecht"-Attitüde und die schwarz/weiß-Brille ist mir einfach zu simpel. Nun aber zur Musik, CAPTAIN RISIKO spielen gefälligen Punkrock, der Tempo hat und schmissige Refrains bietet und machen dies äußerst überzeugend. "Stadt im Glück" ist so ein Paradebeispiel für einen gelungenen Song, während "Zurück" mit seinem Sprechgesang anfangs eher ein wenig altbacken daherkommt, später dann aber durch drum-rolls aufgefrischt wird. Die Produktion ist gelungen, das Artwork ebenfalls und insgesamt kann man von einem echt guten Punkrock-Album mit deutschen Texten sprechen. Obwohl die Band mich textlich auf dem falschen Fuß erwischt hat, muss man ihr schon Ohrwurmqualitäten attestieren. ThEb (7)

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DOGS N' STYLE
Pub's Calling CD
Dooweet/Season Of Mist


Hardrock mit fetten Drums und etwas dünnen Gitarren, allerdings stimmt das Songwriting und im Solobereich sind die beiden Gitarristen äußerst fit. Die Band erfüllt in ihrem Videoclip zu "First blood" (von der ersten EP) und auch auf der neuen Scheibe so ziemlich jedes Klischee und fährt ganz gut damit. Im Laufe des Albums weicht der Hardrock aber eher dem Alternative und so ähneln "Pretty fly" und "I did something bad" eher FILTER oder A PERFECT CIRCLE als AC/DC. Zehn Lieder, die auch mal den Basser ins rechte Licht rücken, denn zur Abwechslung wird er mal nicht an die Wand gespielt, was an den zuvor erwähnten dezenten Gitarren liegen mag. Dass die Gruppe seit 2013 aktiv ist, hört man ihrer Debüt Full-Length an und der Stilmix aus Hardrock und Alternative zündet. Wo jetzt allerdings die Stoner-Einflüsse sein sollen ist mir ein Rätsel. Klingt vielleicht einfach gut als Schlagwort, Stoner. Yep, klingt gut. ThEb (7,5)

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FISHING WITH GUNS
... But The Dawn Will Come CD
fishingwithguns.bandcamp.com


Die Band aus Paris spielt Hardcore mit einer Rock n' Roll-Kante, wie man ihn von EVERY TIME I DIE her kennt, wird aber auch manchmal atmosphärisch wie in "Silence is violence". Generell kann man von einer gelungenen Synthese sprechen. Von den Vocals her wird immer geshoutet, was auch hervorragend zum Stil der Band passt, da alles äußerst heavy daherkommt. Mein Favorit ist definitiv "Supercharger", ein Song der etwas nach CORROSION OF CONFORMITY klingt, high voltage rock n'roll eben. Neun Songs, die teils einen etwas zu modernen Gitarrensound haben und daher das organische Element vermissen lassen. Nächstes Mal wäre etwas mehr Wärme im Sound auch eine schöne Neuerung, denn aktuell erreicht man diese lediglich durch die weiblichen Guestvocals in "Død". Doch, der Titel ist schon Programm, hier wird echt großkalibrig gearbeitet. ThEb (7)

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HELLA COMET
Locust Valley LP/CD
Noise Appeal Records


Das letzte Album "Wild Honey" war schon stark, aber jetzt legt die Grazer Band um Frontfrau Lea Sonnek tatsächlich noch einen drauf. Der Stil des Vierers ist ziemlich apart, aber ich versuch's mal als Fusion von BONGWATER und SONIC YOUTH zu beschreiben. Zehn Songs zwischen Noiserock-Wall-Of-Sound, Sirenengesang, Britpop und Shoegaze. "Fortunate Sleepers" ist mit einer der besten Songs, den ich je gehört habe, erinnert mich ein wenig an CORREATOWN und entwickelt sich gegen Ende vom Atmosphärischen hin zum Rockepos. "Midsummer heat" hat dann einen göttlichen Beat und der Rest der Band agiert recht verhalten, was der Sogwirkung des Tracks aber keinen Abbruch tut. Die Vocals klingen ähnlich wie auf "Daydream Nation" etwas räumlich entrückt, aber dieses Detail ist für den Gesamtklang goldwert. Die LP ist für 17 Tacken zu haben. Ein echter, kleiner Geheimtipp für Genrefans. ThEb (9)

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H-ONE
Cygene II CD
Wax Production


Bei H-ONE handelt es sich um ein Duo, welches aus Drummer Adrian und Sänger Alan besteht, der sich um auch um die Saiteninstrumente kümmert. Die Vocals sind ziemlich derbe und der Herr an den Skins ist auch echt innovativ, so dass einige Passagen in „Home“ ganz gut unterhalten. Insgesamt sind die Riffs aber zu simpel und werden schnell monoton. Das Songwriting könnte noch komplexer sein und vor allem die langsamen Passagen sind extrem langweilig. Die Produktion ist gelungen, aber wenn ich so bedenke, was Adrian Weiss an Ideen raushaut, dann sprudelt dieses Zwei-Mann-Projekt wirklich nicht vor Ideen über. Eines sei ihnen zugestanden, perkussiv haben sie ein Händchen, aber Heaviness alleine genüg heute echt nicht mehr, dafür gibt es zu viele handwerklich fitte Musiker. Prädikat ganz nett und eine schöne Sache sein eigenes Album zu haben. Wie interessant das jetzt für den Rest der Welt ist, lasse ich jetzt mal dahingestellt. ThEb (5)

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KHALDERA
Alteration CD
Czar Of Revelations


Improvisation wird bei KHALDERA aus der Schweiz groß geschrieben und so hat man manchmal das angenehme Gefühl, einem Jam beizuwohnen. Das Quartett bewegt sich dabei zwischen Ideengebern wie CULT OF LUNA oder RUSSIAN CIRCLES, bringt aber auch viele eigene Ideen mit. Besonders an den Drums wird äußerst kreativ geackert, aber der Rest der Combo steht dem in nichts nach, denn einen fretless bass hört man ja auch nicht alle Tage. Wer atmosphärische Musik mit reichlich Heaviness mag, liegt hier goldrichtig. Die 19 Minuten geizen jedenfalls nicht mit Überraschungen und ich wäre froh, wenn alle Artworks so geschmackssicher wie das Digi von KHALDERA wären. (7) ThEb

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LIKE ELEPHANTS
Oneironaut CD
Noise Appeal Records


Sphärisch läuten LIKE ELEPHANTS ihr Album ein und der Reverb-Knopf wird im Laufe der elf Songs auch nicht großartig gedreht. Den Stil würde ich beinahe als Dreampop bezeichnen, denn BEACH HOUSE oder CORREATOWN klingen an. Das Album mutet manchmal an, als ob es direkt aus den Achtzigern kommt, die TRIFFIDS höre ich jedenfalls auch raus. Sei's drum, es gibt jedenfalls gute Gründe sich LIKE ELEPHANTS mit ihren Wohlklängen mal auf den Plattenteller zu legen. Ich fand anfangs, dass das Album echt zu viel pop-appeal hat, aber wenn man gerade Bock auf Dreampop hat, dann sind LIKE ELEPHANTS aus Österricht eine Bank. (7) ThEb

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THE NOSE
Who's The Monster Now?
Gash Records


Cooler Noiserock, den der Fünfer da abliefert, erinnert ein wenig an FUGAZI oder WIPERS. Das Cover lasse ich jetzt mal unkommentiert. Die Österreicher sind schon ewig aktiv, hatten zwischendurch ein längere Pause, so dass ihr Sound herrlich nostalgisch klingt, weil man wahrscheinlich mit Dischord und Konsorten aufwuchs. Dreizehn Lieder, die für den unbedarften Hörer wohl krumm und schief klingen, aber genau diese dezente Schräglage ist ja eben der Reiz des Genres. Sängerin "Ranita Rubia" klingt in meinen Ohren beinahe wie Brian Moloko oder Dennis von TEN FOOT POLE, die beide recht hohe Stimmen haben, also nix für ungut. Jedenfalls fühlt sich der geneigte Hörer ganz gut bespaßt. Ein paar Hänger hat das Album aber leider auch zu bieten, denn bei 13 Liedern kann nicht alles genial sein und so fällt "Hope" dann auch etwas ab, bevor "Spoon of sugar" wieder Fahrt aufnimmt. Der Band kann man gar nicht hoch genug anrechnen, dass sie ihren ganz eigenen markanten Stil hat und wer 80er-Jahre-Kram mag, sollte THE NOSE mal antesten. (7) ThEb

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ORIGAMI GEIJUTSU
The Hibakusha Haikus CD
origamigeijutsu1.bandcamp.com


Lust auf Experimente? Dann ist diese Combo aus Frankreich definitiv eine tolle Entdeckung. Labels genügen hier auch zum Glück überhaupt nicht, aber so als grobe Richtung kann man wohl von Mathcore, Postcore und Djent sprechen. Die Band steht in der Tradition von THE DILLINGER ESCAPE PLAN und bietet wirre Skalen, abrupte Tempiwechel, Free-Jazz-Fills und allerlei kuriose Wendungen, hat aber auch eine sehr zugängliche Seite. Bis auf den letzten Song "Paranoid" ist die Gruppe immer instrumental unterwegs, in besagtem Track gibt es guest-vocals von Oliver Haese. Zehn Mal vertonte Versiertheit. Dem Digi lag übrigens ein Origami Kranich bei; das nenne ich mal Konsequenz und Detailliebe. Dieser Blick für's Detail hört man auch Kompositionen wie "Senbazuru" an, denn hier wird zeitweise mal das Tempo rausgenommen und dann fröhlich geballert. Der Band gelingt definitiv der Spagat zwischen höchsten Musiker-Ansprüchen und dem Bedürfnis des Hörers nach Wiedererkennbarkeit und Kontinuität. Wenn man bedenkt, dass es sich hier um eine Eigenproduktion handelt, kann man nur staunen, denn Produktion, Artwork und Songwriting sind erstklassig. Mein persönliches Highlight ist das unberechenbar krachige "Axiom II: Too slow to fold", der Wahnsinn. (8) ThEb


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STELLAR TEMPLE
Domestic Monster CD
New Deal Music


Der Bandname deutet schon in Richtung Stoner und tatsächlich haben die Schweizer einige Stoner-Riffs in Petto, gerade in „Fucking Miles Away“ fusioniert man derbsten Hardrock der Marke RHINO BUCKET oder ROSE TATTOO mit Heavy-Blues. „Strange Dreams“ beginnt mit dem einzigartigen Gesang von Thomas Kieffer und ist letztlich ein Blues-Song, der aber auf laut und schmutzig getrimmt wurde. Keine Ahnung, was die in Frankreich ins Wasser tun, aber diese Masse an großartigen Bands ist schon beeindruckend. Das groovige „My gun“ kokettiert etwas mit QOTSA und MASTER OF REALITY und ist für mich sowas wie das Highlight des Albums. Auch „So beautiful“ mit seinen flächigen Parts und den Flanger-Passagen ist wirklich hörenswert und könnte MONSTER MAGNET-Fans zusagen. Natürlich erreicht man nicht ganz die Exzellenz der genannten Bands, aber stilistisch steht man auf alle Fälle in deren Tradition. Im letzten Song mobilisiert die Gruppe dann ein gesamtes Musikerkollektiv, letztlich gehen hier elf Leute zu Werke, nicht schlecht. Fans der genannten Bands und Freunde der 70er sollten sich STELLAR TEMPLE unbedingt mal reinziehen, echt eine feine Scheibe. ThEb (8)

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TAD
8-Way Santa CD
Sub Pop/Cargo


Das Seattle-Urgestein veröffentlicht dieser Tage seine Releases erneut und “8-Way Santa” ist so ziemlich das genialste, was die böse Seite von Seattle je hervorgebracht hat. Alleine der Opener „Jinx“ ist derart dreckig, dass man sich ein Karohemd anziehen möchte und Lust auf’s Stagediven bekommt. Während die MELVINS immer gerne als die Innovatoren schlechthin dargestellt werden, sind TAD um Tad Doyle eher so ein Nischending gewesen, aber wer „Bleach“ von NIRVANA im Regal stehen hat und eigentlich müsste das so ziemlich jeder sein, wird auch TAD schätzen. Ursprünglich wurde "8-Way Santa" 1991 veröffentlicht und ist die zweite Full Length des Quartetts. Der Release enthält Bonustracks von der „Jinx“ EP und aufgenommen wurde das Album vom Seattle Haus-und-Hof-Produzent Butch Vig (GARBAGE) und remastert hat Jack Endino. Mit „Flame tavern“ ist auch ein extrem zugängiger Track an Bord, der, wäre er unter dem Namen NIRVANA veröffentlicht worden, sicherlich Häuser und Pickups finanziert hätte. Naja, die Rolle der Pioniere ist nicht immer die dankbarste. Meiner Meinung nach die Krönung des Noiserock und eines der besten Grunge/Punkrock-Alben, die je veröffentlicht wurden. Legendär auch „Jack“, ein Song über’s Einbrechen auf dem Eis mit Whisky im Kopf, dessen Refrain dann „Help me Jack Pepsi“ ist. Wunderbar. ThEb (10)

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WEDINGOTH
Alone In A Crowd CD
Dooweet


Temporeicher und ambitionierter Progrock mit Sängerin und reichlich Hammond aus Frankreich. Die gesangliche Leistung übertrifft bei Weitem das, was man so alltäglich geboten bekommt, denn Maude Hernequet bewegt sich eher im Opern-Kontext, was stilistisch natürlich gut ins Programm passt. „Alone in the crowd part I“ lässt dann auch recht schnell an MAGMA, frühe GENESIS, FUCHSIA oder CURVED AIR denken, denn hierbei handelt es sich eher um orchestral anmutende Komposition, denn um schnöde Songs. Der Bombast mit dem man in „When the world collapses“ zu Werke geht, macht jedenfalls Eindruck. Der Produzent hatte bestimmt so seine liebe Mühe all diese Ideen aufzunehmen und hundertprozentig gelungen ist ihm diese Herausforderung nicht, aber das Album klingt gut. Manchmal wünschte man sich, dass die Vocals klarer im Vordergrund wären und nicht ebenso laut wie die Keyboards, aber was soll’s?! Genrespezifische Einwände spare ich mir jetzt mal, denn natürlich ist das ein wenig kitschig, nicht dem Zeitgeist entsprechend, aber andere empfinden es vielleicht als schön und zeitlos. Eine aufregende Band, die echt viel zu bieten hat und auch das ein oder andere harte Riff integriert. ThEb (7,5)